Dunkelmond
machen, was wir noch benötigen«, erklang jetzt wieder Githalads ruhige Stimme. »Ich frage mich, wo man hier einen Rennofen bauen kann. Denn ich weiß, du wirst neuen Stahl für das Schwert brauchen, auch wenn alter hochwertiger wäre.«
»Das wäre er«, erwiderte Sinan. Er war erleichtert, dass Githalad ihm die Gelegenheit bot, auf andere Gedanken zu kommen. »Doch alter Stahl trägt bereits die Essenz anderer Träger in sich. Will der Heermeister ein Schwert für sich, so muss der Stahl frisch und rein von Magie und alten Essenzen sein. Auch wenn ich die neue Luppe länger werde ausschmieden müssen, als es bei altem Stahl erforderlich wäre.«
Githalad nickte bewundernd, und Faszination schimmerte in seinen Augen. »Ich bin neugierig auf die Arbeit mit dir.« Er wandte sich an ihren Gehilfen. »Aedan, geh den Waffenschmied dort drüben fragen, ob die Gruben da hinten für einen Ofen verwendet werden können.«
Aedan schnitt eine Grimasse. Er sah aus, als läge ihm eine Frage auf der Zunge. Doch dann gehorchte er wortlos und ging davon.
Unwillkürlich wanderte Sinans Blick nun wieder zu dem Tor, hinter dem Gomaran vorhin verschwunden war. Abermals fragte er sich, was seine Schwester wohl gerade durchmachte. Er schloss kurz die Augen und konzentrierte sich auf sie. Vielleicht spürte sie es ja.
Als hätte Githalad seine Gedanken erraten, trat er näher an Sinan heran. »Du kennst die Rebellin, die im Kerker sitzt?«
Sinan warf dem Älteren einen langen Blick zu, antwortete aber nicht.
Githalad nickte langsam, als verstünde er Sinan mittlerweile besser. »Wir werden schon herausfinden, wer die Gefangene ist«, sagte er leise. »Vielleicht nicht heute. Aber lange wird es nicht dauern.«
Sinan nickte und ging zu der ordentlich gemauerten Esse zurück. Er hielt die Hand über die Holzscheite und das trockene Stroh, das als Zunder diente. Doch keine Funken entstanden.
Mit hängenden Schultern machte er sich bewusst, dass der Hoffnungsschimmer, der in ihm keimte, noch zu schwach war, um sich gegen die Sklavenbänder durchzusetzen. Nichtsdestotrotz begann er gemeinsam mit Githalad und Aedan, seine Werkstatt für die Herstellung des daikons vorzubereiten.
Der Funke Hoffnung half ihm auch, sich das erste Mal Githalad gegenüber ein wenig zu öffnen. Es tat Sinan gut, dass der ältere Schmied wissen wollte, wie das Schwert herzustellen sei. Und auch Aedan sah Sinan mit neuer Bewunderung an, als dieser fachkundig den Berg von Ortsteinen aussortierte, die man ihm bereits gebracht hatte, um damit zu arbeiten.
Sinan prüfte gerade die Grube unterhalb der Wehrmauer, ob sie geeignet wäre, aus ihr einen Schmelzofen zu bauen, als ein Tumult auf dem Hof ihn ablenkte. Er wandte sich um.
Der Lärm schien vom Eingangstor zu kommen, das nicht weit entfernt von seiner neuen Werkstatt lag. Doch es war nicht zu erkennen, was vor sich ging.
»Aedan! Bleib hier.« Githalad rief seinen Gehilfen, der sofort neugierig loslaufen wollte, scharf zurück und wechselte einen besorgten Blick mit Sinan.
Aedan gehorchte zögernd. Doch er ließ es sich nicht nehmen, auf eine der Wassertonnen zu klettern, die zwischen den Schmieden standen.
Das Geschrei wurde immer lauter, und allmählich schälten sich für Sinan, obwohl er mit Githalad in der Schmiede geblieben war, einzelne verständliche Worte heraus, auch wenn durch die Menschenmenge, die sich gebildet hatte, kaum etwas zu erkennen war. Eine Frau wurde offenbar von einem Elben festgehalten, einem der Wachtposten, die kontrollierten, wer in die Festung durfte und wer draußen bleiben musste. Hier, im äußeren Hof, wo die Handwerker ihren Beschäftigungen nachgingen und sich der Eingang zur Küche des Palas befand, herrschte ein ständiges Kommen und Gehen. Sinan konnte sich nicht vorstellen, was einen solchen Aufruhr verursachte.
Und doch, nicht nur das Rufen einer Frau wurde lauter, es weinte auch ein Kind. Dazwischen erklang immer wieder die harsche Stimme eines Hauptmanns.
»Nein! Ich sagte, du sollst wieder an deine Arbeit gehen, Dirne, wenn du überhaupt eine hast!«
»Bitte, ich gehe ja! Aber ich flehe Euch an, lasst meine Tochter los!«
Sinan ging ein paar Schritte auf die Menge zu. Wieder kochte Zorn in ihm hoch, zwar von den beiden Goldbändern gedämpft, aber dennoch spürbar. Nur der Gedanke daran, dass er nicht auffallen durfte, wenn er in absehbarer Zeit ins Verlies vorgelassen werden wollte, hielt ihn zurück.
Er ging zu Aedan und stellte sich neben ihn.
»Was
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