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Dunkelmond

Dunkelmond

Titel: Dunkelmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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Sie wollte ihn nicht ansehen.
    »Was verbirgst du?«, fragte er drängend. »Und sei versichert, die Brüste einer Schankdirne haben nicht viel Begehrenswertes für mich.«
    Sie rührte sich kaum, schlang ihre Arme nur noch enger um sich.
    Tarind wechselte einen Blick mit seinem Bruder.
    Telarion war aufgestanden und starrte auf das Mädchen. Er war sicher, dass sie etwas auf ihrer Brust verbergen wollte.
    »Zieh deine Bluse aus, Dirne!«, herrschte Tarind die Gefangene an.
    Doch das Schankmädchen war wie erstarrt.
    Der König packte ihre Bluse an den Lenden und zerrte sie aus dem Rock. »Wenn du es nicht freiwillig tust, Dirne, werde ich dir die Bluse in Fetzen reißen!«
    Sie hob jäh den Kopf. Ihre bernsteinfarbenen Augen loderten.
    Telarion erschrak über den Blick, der Tarind traf. Es lag weniger Hass als unendliche Furcht darin, so als habe vor ihr der Schöpfergeist der Zerstörung Gestalt angenommen. Von ihrer zuvor demonstrierten Selbstsicherheit war nichts mehr übrig geblieben.
    Dann gab sie plötzlich auf. Sie löste bebend die Hände, die an ihren Oberarmen lagen und legte sie neben sich auf das feuchte Holz. Sie ließ zu, dass Tarinds Finger den Ausschnitt der Bluse über dem linken Busen fortschoben, doch den brennenden Blick wandte sie nicht von ihm ab.
    Der König runzelte die Stirn, als er sah, was sie hatte verbergen wollen. Eine schmutzige Stelle über der linken Brust? Er streckte die Hand aus und wischte den Schmutzfleck, der dort unterhalb der Schulter entstanden war, fort.
    Seine Augen weiteten sich, als er erkannte, was sich darunter befand.
    »Der runde Diamant, auf dem sich eine Sonnenechse zusammengerollt hat«, flüsterte er. »Du bist eine Amadian!«
    Telarion hielt den Atem an. Er konnte den Blick nicht von dieser Frau abwenden.
    Eine Amadian? Verwandt mit dem Mann, der seinen Vater getötet hatte?
    Er warf Tarind einen verwirrten Blick zu, den dieser erwiderte. Sie waren Prinzen. Wie jeder Adlige dieser Welt hatten sie von klein auf gelernt, wie die Wappen der Adelshäuser sich zusammensetzten und woraus sie bestanden.
    »Eine sechsfüßige Sonnenechse, die sich auf einem Diamanten zusammenrollt, dessen runde Oberfläche wie ein achtzackiger Stern geschliffen ist«, murmelte Tarind nun. Er streckte einen Finger aus, um die Linien der Tätowierung nachzufahren.
    Die junge Frau schloss die Augen, als bereite die Berührung ihr körperlichen Schmerz, ließ es aber geschehen.
    »Diese Echse hat an jedem ihrer sechs Füße vier Krallen«,sprach Tarind weiter, diesmal so laut, dass sein Bruder keine Mühe hatte, es zu verstehen. »Sechs Füße für die sechs Häuser der Menschen, eine jede mit vier Krallen, die für die vier Schöpfer stehen.«
    Jetzt erwiderte er ihren lodernden Blick. »Du bist keine Schankdirne. Du bist eine Tochter des Siwanon Amadian, des höchsten unter den Kindern des Akusu.«
    Fasziniert legte Tarind schließlich die Handfläche auf die feine Zeichnung und nahm ihr so noch einmal von ihrer Kraft. Er lachte lautlos, als die Magie wie heiße Lava in sein Inneres floss.
    Sie wehrte sich nicht, doch über ihre Wangen rannen Tränen.
    Schließlich löste Tarind seine Hand und legte beinahe zärtlich einen Finger unter ihr Kinn, um es zu heben. »Wollt Ihr Euch nicht wehren, Mendari Amadian? Es abstreiten?«
    »Warum sollte ich Euch den Gefallen tun, Tarind Norandar?«, murmelte sie. »Als Oberhaupt Eures Hauses kennt Ihr mein Hauszeichen so gut wie ich das Eure. Und warum sollte ich Euch weismachen, ich trüge das Zeichen fälschlich? Es ist mein Zeichen, es wurde mir als Kind von Siwanon selbst geschenkt, und ich werde es bis an mein Lebensende tragen. Und jetzt bin ich in Eurer Hand.«
    »Ja, das seid Ihr, Mendari Amadian«, antwortete Tarind. »In meiner und in der meines Bruders. Und wenn Ihr glaubt, nun, da ich weiß, dass Ihr die Tochter des Mannes seid, der die Seele unseres Vaters verbrannte, würde einer von uns Euch den Tod schenken, dann irrt Ihr. Ich werde nicht zulassen, dass Euch Euer Volk als Märtyrerin feiert. Im Gegenteil, zu Eurer Strafe wird gehören, dass sie den Namen Amadian endgültig als den eines Hauses von Verrätern erfahren.«
    Sie zuckte unmerklich zusammen, antwortete aber nicht.
    Tarind erhob sich und winkte die beiden Wachsoldaten, die immer noch in dem düsteren Gang saßen, zu sich. »Bringt diese hier in ein Gemach an der äußersten Ostseite des kastrons . Die Strahlen der Roten Sonne dürfen den Raum nicht einmal desMorgens

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