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Dunkelziffer

Dunkelziffer

Titel: Dunkelziffer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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Stockholm gefallen war.
    »Allen zur Warnung«, sagte Söderstedt.
    »Was?«, sagte Viggo Norlander.
    »Bestimmt ist er hier als abschreckendes Beispiel hergesetzt worden, gleichsam vor die Augen von ganz Stockholm. Wie der Schandpfahl auf dem Marktplatz im Mittelalter. Oder auf dem öffentlichen Galgenhügel. Das Rad mit den zur Schau gestellten Körperteilen. Bestimmt war der eigentliche Zweck des Ganzen eine Warnung. Extreme Gewalt als öffentliches Schaustück.«
    »Vielleicht«, meinte Norlander. »Aber in dem Fall ist es misslungen.«
    »Wieso?«
    »Es weiß doch niemand etwas davon, außer ein paar nächtliehen Betrunkenen und einer faulen Polizeistreife in der Bastugata.«
    »Das ist reiner Zufall«, entgegnete Söderstadt und trat näher an die Parkbank heran. »Es hätte einen Aufschrei in den Medien geben müssen. Lediglich eine Polizeistreife, die an und für sich vorbildlich arbeitete, nachdem sie erst einmal angebissen hatte, stand dem im Wege. Der polizeiliche Auftrag ist inzwischen zweigeteilt: Verbrechen aufklären und sie von den Medien fernhalten. Du hast ja mit ihnen gesprochen, Viggo. Was haben sie in der abseits gelegenen Bastugata gemacht?«
    »Sie faselten irgendwas von einem möglichen Einbruch, aber es lag keine entsprechende Meldung vor. Schließlich gaben sie zu, dass sie eine Kaffeepause gemacht haben. Sie zogen sich von der etwas belebteren Hornsgata zurück, um ihren Seven-Eleven-Kaffee zu trinken und ihren Seven-Ele ven-Mazariner zu mampfen.«
    »Aber das ändert nichts an der Absicht«, sagte Söderstedt. »Am Motiv. Es geht trotz allem darum, dass das Opfer einer brutalen Hinrichtung zur Schau gestellt werden sollte.«
    »Aber für wen? Wir wissen ja nicht einmal, wer der Mann ist. Das klingt nach einem Schlag ins Leere.«
    Söderstedt ging um die Parkbank herum und schaute über die verregnete Stadt. »Ich glaube, du legst den Finger auf die Kernfrage«, sagte er. »Es ist ein internes Zeichen. Für eine spezifische Gruppe. Sie sollten sofort verstehen, wer er war und dass man es auf sie abgesehen hatte.«
    »Sind das nicht ein bisschen zu weitreichende Schlüsse?«, wandte Norlander unter seinem Schirm ein. »Vielleicht ist er aus reinem Zufall hier abgeladen worden.«
    »An diese Art Zufall glaube ich nicht. Das hier ist dermaßen extrem, das bedeutet mehr. Sag bloß, du findest nicht, dass es förmlich nach wichtiger Mitteilung stinkt.«
    Norlander beobachtete Söderstedt hinter der Parkbank. Statt eines kreideweißen Herrn unter einem triefenden Regenschirm tauchte ein Mann mit einem tief in die Stirn gezogenen Hut vor seinem inneren Auge auf. Jemand fasst die Krempe an und hebt sie hoch, um das Gesicht des Mannes sehen zu können. Und der Kopf kommt mit. Er neigt sich mit nach hinten, fällt herunter und bleibt auf dem Rücken an den Halswirbeln hängen. Viggo Norlander starrt direkt auf die beiden Schnittflächen des durchgetrennten Halses.
    Er erschauderte und räumte ein: »Doch.«
    »Doch?«
    »Doch, nein, ich sage nicht, dass es nicht nach Mitteilung stinkt.«
    »Aber an wen ist die Mitteilung gerichtet?«, sagte Söderstedt.
    »Eine Mafiagruppierung?«
    »Das wäre das Schwierigste, denn dann erklärt sich die Tatsache, dass er nicht in der Polizeikartei steht, damit, dass er Ausländer ist. Und dann dürften wir ihn nie ausfindig machen.«
    »Und dann«, sagte Norlander, »findet er sich auch nicht auf der Liste verschwundener Personen, mit der wir uns befassen müssen.«
    »Es wäre schön, wenn wir einen anderen Zugang fänden«, sagte Söderstedt. »Aber im Augenblick sehe ich keinen.«
    »Wir müssen an Gruppierungen denken und uns an die bekannten Zuträger wenden.«
    »Und so weiter nach dem Polizeihandbuch...«
    »Ausnahmsweise, ja«, sagte Norlander und machte auf dem Absatz kehrt.
    Söderstedt folgte ihm sanftmütig.
    Paul Hjelm war der Meinung, dass ein rascher Blick auf Bengt Äkesson ausreichen müsste, um zu erkennen, wer hier das Sagen hatte. Das hätte er natürlich vorher wissen sollen.
    Aber die Situation war so außergewöhnlich, dass er jedes Gefühl dafür verloren hatte, wer wen manipulierte. Der Manipulationen und Machtspiele unendlich überdrüssig, begann er sich beinahe - beinahe - damit zu versöhnen, dass dies das Leben war. Das soziale Leben.
    »Rille«, stellte sich der Mann vor, dem er in dem dunklen Raum am Lindhagenplan die Hand schüttelte.
    »Berra«, sagte der etwas jüngere und blondere Mann, dem er anschließend die Hand gab.
    Der

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