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Dunkelziffer

Dunkelziffer

Titel: Dunkelziffer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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zwischen den Nacktbildern und ihrem Verschwinden kann ich mir keinen Reim machen.«
    »Jemand hat die Bilder gesehen«, sagte Gunnar Nyberg. »Es kann dieser Litauer im Gästebuch sein, nichts spricht dagegen, es ist nur kein litauischer Schwarzarbeiter. Er hat sie im Netz gesehen und ist wie verhext von ihr. Er kennt sich mit dem Internet aus und findet sie über ihren Server. Er kennt ihre Identität und ihre Adresse. Aber er hat auch viel Geduld, plant sorgfältig und wartet den günstigsten Augenblick ab. Dieser Augenblick ist gekommen, als sie sich in den finsteren ängermanländischen Wald begibt - vielleicht sogar, um ihren unwiderstehlichen Flaumbart zu treffen.«
    »Außerdem«, sagte Lena Lindberg von hinten, »kann er tatsächlich einer der Schwarzarbeiter sein. Ich hoffe, die hiesige Polizei stellt alle Identitäten fest. Einer von ihnen könnte doch mit dem Gästebuch auf Emilys Homepage in Verbindung gebracht werden.«
    Sara Svenhagen nickte. »Schwarzarbeit auf dem Bau als Deckmantel«, sagte sie. »Durchaus möglich.«
    »Ich habe mit Alf Bengtsson gesprochen«, sagte Nyberg. »Sie sollten alle litauischen Identitäten genau überprüfen. Ich bin deiner Meinung, Lena, es ist eine interessante Idee.«
    »Du brauchst mir nicht nach dem Mund zu reden«, sagte Lena. »Ich stehe nicht vor einem Nervenzusammenbruch.«
    »Okay«, sagte Gunnar und machte eine genügend abrupte Handbewegung, um den Wagen das Gleiche tun zu lassen. »Entschuldige, dass ich es für eine gute Idee gehalten habe.«
    »Jetzt lassen wir das«, sagte Sara vermittelnd. »Die Litauer stehen weiterhin auf unserer Liste. Aber zurück zum Ausgangspunkt. Warum geht sie in den Wald? Sollen wir wirklich an einen hiesigen Flaumbart glauben?«
    »Nein«, sagte Gunnar. »Eher nicht. Was haben wir? Was muss überprüft werden? Sten Larsson ist ja da im Wald. Der grüne Fleecepulli folgt ihr in einiger Entfernung. Aber in so großer Distanz, dass er sie nicht sieht. Was bedeutet das eigentlich? Warum ist er zur gleichen Zeit wie sie im Wald? Aber weit von ihr entfernt? Warum bewegen sie sich in die gleiche Richtung - aber im Abstand von zwanzig Minuten? Und Emily vorneweg? Es kann nicht sein, dass er sie verfolgt, sie ist zu weit vor ihm, aber es kann sein...«
    »Dass sie miteinander in Kontakt sind«, platzte Lena Lindberg dazwischen. »Sein Handy ist weg, ihres auch. Sie standen in Kontakt. Er hatte wegen der Nacktbilder im Netz Kontakt mit ihr aufgenommen, und als sich zeigte, dass der Zufall es so gut mit ihm meinte, sie ihm praktisch auf dem Tablett zu servieren, brauchte er nur noch den Mund aufzumachen. Er bot ihr so viel Geld an, dass sie nicht widerstehen konnte. Sie ruft ihn von ihrem Zimmer aus an, erhält die Bestätigung ihrer Absprache - deshalb war der letzte Eindruck, den sie auf dem Zimmer machte, >richtig froh< - und zieht los, um ihren unbekannten Wohltäter zu treffen. In der Zwischenzeit rufen sie sich an. Er wartet da draußen, aber sie geht in die falsche Richtung. Es dauert ein bisschen, bis sie sich finden. Aber als das endlich geschieht, ist es schon zu spät.«
    Sara Svenhagen blickte von ihrem Laptop auf und nickte. »Aber zu spät für wen?«, fragte sie. »Was?«, sagte Lena Lindberg.
    »Jorge schreibt hier gerade etwas Interessantes«, sagte Sara und zeigte auf den Bildschirm. »Er hat eine ganz andere Art von Internetseiten gefunden, die Emily besucht hat. Offenbar genügend viele, dass sie ein Muster ergeben. Was mich zu meiner eben so sorgfältig ignorierten Frage zurückbringt: Ist Emily wirklich ein Opfer?«
    »Was für Seiten?«, fragte Lena.
    »Gewaltseiten«, sagte Sara. »Zwei Sorten anscheinend. Teils Messerseiten en masse. Verschiedene Typen von Messern, hauptsächlich Kampfmesser, Springmesser, Wurfmesser, Stilette, Butterflies. Teils eine Art ultrafeministischer Männerhasserseiten. Amazonen. Jorge schreibt: >Männer werden nicht mehr gebraucht. Gebraucht wird nur noch das Sperma, und das kann man inzwischen in sehr exakt abgestimmten Formaten tiefgefroren erhalten, nuanciert bis zur Form des Ringfingers. Einmal befruchtet, braucht die Frau den Mann überhaupt nicht mehr.<«
    »Das hört sich an, als wäre er in allerbester Stimmung«, sagte Gunnar Nyberg.
    »Auf jeden Fall sind es Internetseiten dieser Art«, fasste Sara Svenhagen zusammen und klappte den Laptop zu.
    Sie waren angekommen.
    Gunnar Nyberg fuhr auf den Parkplatz von Gammgärden und stellte den Motor ab. Sie blieben einen Augenblick im

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