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Dunkelziffer

Dunkelziffer

Titel: Dunkelziffer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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sprang die Uhr - die er vor der Abfahrt mit der Zeitansage synchronisiert hatte - auf 23.00 um.
    Zu seinem sehr geringen Erstaunen klingelte genau in dem Moment, als die Ziffern umsprangen, das Handy in dem zerrissenen Stoffbeutel.
    »Ja«, antwortete er.
    »Biegen Sie bei Nacka ab«, sagte der Buchhalter. »Das ist die Abfahrt hinter Sickla. Fahren Sie in Richtung Jarlaberg.«
    »Okay«, sagte Steffe.
    »Legen Sie das Handy neben sich«, sagte der Buchhalter. »Aber drücken Sie nicht auf Aus. Seltsamerweise ist in unserem Land, das Verbote so sehr liebt, das Telefonieren beim Autofahren erlaubt. Im übrigen Europa ist es verboten.« »Und dann?«
    »Sagen Sie Bescheid, wenn Sie nach Jarlaberg abbiegen«, sagte der Buchhalter.
    Steffe legte das Handy beiseite. Er fuhr Värmdöleden entlang, ohne einen Gedanken zu denken. Es war ein merkwürdiger Zustand. Kein Gedanke erreichte ihn. Nur die helle Sommernacht.
    Er bog in Richtung Jarlaberg ab und sagte in den Hörer: »Jetzt.«
    »Fahren Sie zur OK-Tankstelle, und stellen Sie den Wagen ab«, sagte der Buchhalter.
    Steffe folgte den Anweisungen.
    »Ich habe den Wagen abgestellt«, sagte Steffe und machte den Motor aus.
    »Ich weiß«, sagte der Buchhalter.
    Im selben Augenblick wurde die Beifahrertür aufgerissen, und ein kräftiger Körper schwang sich in den Wagen. Steffe zuckte zusammen und starrte den Leibwächter an. Auf der Suche nach etwas Vernünftigem, auf das er seinen Blick richten konnte, betrachtete er die vier Finger an der linken Hand des Leibwächters.
    »Beugen Sie sich zu ihm vor«, sagte die Stimme des Buchhalters im Handy.
    Steffe starrte den Leibwächter an und wurde von ausgesprochen bösen Ahnungen befallen. War er nicht unglaublich unvorsichtig gewesen? Sie konnten ihn jetzt umbringen, den Firmenwagen nehmen und mit der Leiche verschwinden, und niemand würde etwas merken. Alle Spuren wären verwischt, alle losen Fäden befestigt. Die Störung des erschütterungsfreien Systems - Steffe selbst - wäre für immer beseitigt, und alles wäre eitel Freud und Sonnenschein.
    Oder was nun nach dem Tod ist.
    »Es besteht keine Gefahr«, sagte der Buchhalter im Handy. »Wir ziehen Ihnen eine schwarze Mütze über den Kopf, damit Sie nicht verraten können, wo wir sind.«
    »Woher weiß ich, ob Sie mich nicht einfach umbringen?«, sagte Steffe kläglich.
    »Warum sollten wir uns dann die Mühe machen, Ihnen eine Mütze über den Kopf zu ziehen?«
    »Um mich in den Wald zu bringen und zu erschießen, ohne dass ich mich wehren kann«, sagte Steffe und biss sich auf die Zunge.
    »Ich gebe Ihnen mein Wort, der Mann, der neben Ihnen sitzt, wird niemanden erschießen«, sagte der Buchhalter. »Beugen Sie sich vor.«
    Steffe schloss für einen Augenblick die Augen.
    Jetzt war es auf jeden Fall zu spät. Es gab kein Zurück. Gegen den Ochsen mit dem roten Gesicht würde er nie eine Chance haben. Er beugte sich vor. Der Leibwächter zog ihm eine schwarze Maske über.
    »Jetzt rutschen Sie rüber auf den Beifahrersitz«, sprach der Buchhalter in sein Ohr. »Passen Sie auf den Schalthebel auf.«
    Steffe tat, wie ihm gesagt worden war, und hörte, wie der Leibwächter um den Wagen herumging, auf der Fahrerseite einstieg und die Tür zuschlug. Die Welt war nur noch schwarz.
    Der Firmenwagen setzte sich in Bewegung. Steffe war diesen rätselhaften Menschen, von denen er nicht das Geringste wusste, völlig ausgeliefert. Er registrierte eine Serie von Kurven, die er sich einzuprägen versuchte, und sei es nur, um das sichere Gefühl zu haben, das einem eine körperliche Erinnerung verschafft. Nach vielleicht zehn Minuten wendete der Leibwächter um hundertachtzig Grad und setzte die letzten Meter zurück. Die Albtraumfahrt endete mit einem kleinen Stoß, als ob der Leibwächter mit etwas kollidierte. Die Fahrertür wurde geöffnet, und kurz darauf spürte er, dass die Beifahrertür geöffnet wurde. Der Leibwächter fasste ihn am Arm und zog ihn heraus. Er fühlte, dass er einige Meter im Freien ging, bis seine Füße an etwas stießen und er stehen blieb.
    »Gut«, sagte der Buchhalter in sein Ohr. »Jetzt kommen acht Treppenstufen, dann eine Tür. Schaffen Sie das?«
    »Ich will es versuchen«, sagte Steffe, so ruhig er konnte.
    Er ging die acht Treppenstufen hinauf und tastete in dem absoluten Dunkel herum. Schließlich fanden seine Finger eine Tür, und er bekam eine Klinke zu fassen. Er drückte sie hinunter, ging hinein und spürte wieder die Hand des Leibwächters

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