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Dunkelziffer

Dunkelziffer

Titel: Dunkelziffer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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sowie eine Gerichtsmedizinerin, der das Kunststück gelungen war, sich so vage vorzustellen, dass keiner der Stockholmer ihren Namen kannte. Sie war auf jeden Fall Anfang dreißig und verfügte über die ganze Wichtigkeit eines jungen, von der Konfrontation mit den raueren Seiten der Wirklichkeit unangefochtenen Mediziners.
    »Wollen Sie sich über das Ergebnis der Untersuchung informieren?«, fragte sie.
    »Zuerst möchte ich wissen, ob Sie DNA-Proben genommen und an die zuständige Instanz geschickt haben«, sagte Sara Svenhagen.
    »Das ist geschehen«, sagte die Namenlose stramm.
    Kein überflüssiges Wort, dachte Sara und fuhr fort: »Also dann. Was außer >ein extrem scharfes Messer oder eine Klaviersaite    Die Ärztin blinzelte und sagte: »Der Tod dürfte zu dem polizeilich festgestellten Zeitpunkt eingetreten sein.« »Was genauer gesagt heißt?«
    »Am vierzehnten Juni zwischen zwölf und fünfzehn Uhr.«
    »Ausgezeichnet«, sagte Sara. »Weiter?«
    »Todesursache: Blutverlust und Atemstillstand aufgrund der durchtrennten Kehle. Denkbare Mordwaffe: ein extrem scharfes Messer oder eine Klaviersaite.«
    »Also nichts Neues mit anderen Worten?«
    »Das lässt sich klinisch leider nicht entscheiden«, sagte die Ärztin, zuckte die Schultern und zeigte auf die Klammern. »Eine zweite Untersuchung der Wundränder und der Tiefe der Wunde ergibt nichts Neues.«
    Immer noch kein Wort zu viel, dachte Sara und fuhr fort: »Sonst noch etwas von besonderem Interesse?«
    »Nein, bedaure«, sagte die Ärztin.
    »Und dafür schleppt ihr mich mitten in der Nacht hierher«, platzte Alf Bengtsson heraus. »Zu einer erdigen Leiche in einem verschimmelten Krankenhaussaal?«
    »Das ist korrekt«, sagte Sara Svenhagen. »Wie sieht es mit den Fingerabdrücken aus?«
    »Meine Leute haben die Leiche sorgfältig untersucht«, sagte Bengtsson. »Nichts, was wir erkennen können. Kein einziger Abdruck.«
    »Und das an sich sollte schon verdächtig sein, nicht wahr?«, sagte Sara Svenhagen.
    »Ja, die Leiche wurde zweifellos abgewischt«, sagte Bengtsson wieder etwas gewichtiger. »Was wollt ihr jetzt von mir hören?«
    »Du warst also vor fünfzehn Jahren hier vor Ort, als Sten Larsson seine zweifache Vergewaltigung beging?«
    »Aber nur als grüner Anfänger«, sagte Bengtsson. »Un iformierter Polizist. Konstabl er, wie wir damals noch sagten, auch wenn die Bezeichnung offiziell schon 1972 abgeschafft wurde. Aber ich habe den ganzen Fall hier. Außer den Spermaproben.«
    »Die also auch zum DNA-Test geschickt worden sind?«
    Kommissar Alf Bengtsson hatte einen richtigen Hahnenkamm. Wahrscheinlich hatte er geschlafen, als Gunnar Nyberg anrief, und es war niemand da, um ihn zu kämmen oder zumindest auf seine Frisur hinzuweisen.
    Der Hahnenkamm wippte auf und ab, als er nickte und sagte: »Ja, zusammen mit Emily Flodbergs DNA aus Stockholm. Aber das wisst ihr ja schon.«
    Das Quartett verließ die Gerichtsmedizinerin. Alf Bengtsson blickte zu seinen lästigen Stockholmer Kollegen auf und sagte: »Ihr denkt also an die Opfer?«
    »Weil es so aussieht, als wäre über den Täter von damals, das jetzige Opfer Sten Larsson, nicht mehr viel Neues zu berichten«, sagte Sara Svenhagen.
    »Die Opfer waren zwei fünfzehnjährige Mädchen hier aus der Gegend«, erklärte Bengtsson, während sie durch die Krankenhausflure wanderten. »Hanna Ljungkvist und Elvira Blom. Elvira wohnte in Saltbacken, und nach einem Besuch in der Jugenddisco in Sollefteä fuhren sie mit dem Bus zu ihr nach Hause, um dort die Nacht zu verbringen. Leicht beschwipst, nahmen sie vom Bus aus eine Abkürzung und wurden von einem jungen Mann überfallen, der sie kurzerhand im Wald vergewaltigte, wo niemand sie schreien hörte. Elvira Blom bekam außerdem einen Schlag auf den Kopf, der zur Folge hatte, dass sie lange künstlich beatmet werden musste. Wie durch ein Wunder kehrte sie sechs Jahre später ins Leben zurück, nicht ganz klar im Kopf, und sie lebt jetzt in einem Pflegeheim in der Nähe von Solleftea. Also musste Hanna Ljungkvist als einzige Zeugin aussagen. Auf einem Einödhof in der Nähe lebte Sten Larsson, ein dreiundzwanzigjähriger Tischler und Einzelgänger, und bei einer Hausdurchsuchung, die aufgrund von Hanna Ljungkvists Aussage durchgeführt wurde, fand man in Larssons Haus erhebliche Mengen von kinderpornografischem Material. Außerdem hatte er für die Nacht kein Alibi und war schon mehrmals wegen Entblößung vor kleinen Kindern und dergleichen

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