Dunkle Begierde 2
verzichtet, da sie es für unverantwortlich Thomas
gegenüber hielten. Klaus Brink hatte per Funk veranlasst, dass die Eltern von
Thomas angerufen werden sollten. Der Krankenwagen brachte Thomas und Kathrin in
die Lübecker Klinik.
Die ganze
Fahrt über weinte Thomas, selbst eine Beruhigungsspritze brachte ihn nicht zur
Ruhe. Klaus Brink lief mit seinen drei Kollegen Egon und dem angeblichen Täter
hinterher. Es war nicht schwer ihrem Weg zu folgen, da die Spur quer durch den
Wald führte und somit abgebrochene Äste und gut sichtbare Fußspuren im noch
matschigen Waldboden ihnen den Weg wiesen.
Dann
hörten sie Schüsse. Klaus konnte sich denken, was hier geschah. Er kannte Egon
sehr gut. Sein Sohn war mit seiner Enkelin verheiratet, daher wusste Klaus
auch, dass Egon zwar ein gerechter und lieber Mensch war, aber auch sehr
emotional, der Ungerechtigkeit hasste wie die Pest und sehr oft Sachen, die ihn
nichts angingen, selbst in die Hand nahm. So wie jetzt auch. Sicher hatte Egon
den Täter bei Kathrin gesehen und war dann vor Wut explodiert.
Klaus
hoffte nur, dass Egon den Täter nicht traf, damit er sich nicht eines
Verbrechens schuldig machte. Klaus lief schnell in die Richtung, aus der der
Schuss kam. Seine Kollegen hatten ihre Mühe ihm zu folgen, obwohl zwei von
ihnen deutlich jünger als Klaus waren.
Dann
hörten sie einen Schrei. Etwa 100 Meter vor ihnen lag Egon am Boden. Er war
über einen Ast gestolpert und hingefallen. Sein Unterschenkel blutete. Klaus
rannte auf ihn zu und nahm ihm, bevor er es registrieren konnte, die am Boden
liegende Waffe weg.
„Was hast
du dir gedacht. Wir sind nicht in Texas“, schrie ihn Klaus wütend und
erleichtert, dass er den wohl Täter nicht getroffen hatte, an.
„Dieser
Bastard wollte das Mädchen vergewaltigen, vor meinen Augen. Wie geht’s dem
Kind?“, antwortete Egon in Sorge um Kathrin. Die Schmerzen an seinem Bein
spürte er, dank des Adrenalins in seinem Körper, kaum.
„Sie ist
tot.“
Egon
deckte sich mit beiden Händen das Gesicht zu und weinte. Er konnte sich nicht
erinnern, wann er das letzte Mal geweint hatte. Nur, dass es eine ziemliche
Weile her sein musste.
Obwohl er
sie hauptsächlich nur vom Sehen her kannte, empfand er tiefstes Mitleid mit ihr
und ihrem Bruder.
„Ich kam
zu spät. Zu spät. Dieser verfluchte Bastard“, flüsterte er unter Tränen.
Klaus
klopfte ihm auf die Schultern.
“Du hast
keine Schuld. Wo ist der Verdächtige hin?“, fragte Klaus hastig, da jede Minute
kostbar war.
„Er ist
Richtung Süden gelaufen. Er will bestimmt im Dickicht des Waldes verschwinden.
Lass uns das Schwein schnappen“, antwortete Egon und wollte aufstehen. Doch die
Wunde am Bein war schlimmer als angenommen. Anscheinend hatte er es sich
gebrochen.
„Harald,
wir brauchen noch einen Krankenwagen. Du bleibst bei Egon, bis er kommt. Wir
finden ihn Egon, versprochen“, sagte Klaus und machte sich mit den zwei anderen
Kollegen weiter auf die Suche. Per Funk wurde noch mehr Hilfe angefordert. Es
wurden wichtige Straßen abgesperrt, doch blieb die Suche an diesem Tag ohne
Erfolg. Der vermeintliche Täter war verschwunden. Die nächsten Tage herrschte
eine dumpfe Stimmung im Hause Mann.
Felix
sprach nicht und aß kaum. Auch Thomas verhielt sich sehr abwesend, sodass sich
Renate um alles kümmern musste. Es fand eine kleine Beerdigung statt.
Auch nach
einer Woche fand man keine Spur von dem Täter, und der Druck auf die Polizei
wuchs. Einen großen Anteil daran schienen vor allem die Boulevard-Blätter
gehabt zu haben.
Sie
interviewten Freunde und Familie des Täters. Für die Öffentlichkeit stand es
fest, dass der Flüchtige ein Sexualverbrecher war. Warum sollte er sich sonst
verstecken?
Die
Bild-Zeitung gab der Ex-Freundin des Täters 1000 Mark für eine Falschaussage.
So konnte man in der Zeitung lesen, dass er sie öfters geschlagen habe,
Alkoholiker war und deswegen seinen Job verloren hätte und ihre Beziehung daran
zu Bruch ging.
Das
einzig Wahre an der Geschichte war, dass er arbeitslos war und dass sie nicht
mehr zusammen waren.
Aber
ansonsten trafen die Beschreibungen in der Öffentlichkeit über sein Profil
nicht zu. Er trank nicht mehr als andere und eine Frau hatte er noch nie im
Leben geschlagen. Er war ein ganz gewöhnlicher junger Mann vom Lande, der sich
verstecken musste, obwohl er nur helfen wollte.
Immer
wieder hatte er mit dem Gedanken gespielt sich zu stellen, da er dem Druck
nicht standhielt und hoffte, dass sich
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