Dunkle Begierde 2
und überraschend, dass wir uns nicht wehren
konnten. Schließlich war dieser Mann sehr groß und kräftig. Kathrin und ich
waren vor Angst nicht in der Lage uns zu rühren. Ich zitterte am ganzen Körper,
weil ich mich plötzlich wieder an Andreas erinnert fühlte und ich … ich wollt e…“,
Thomas unterbrach seine Erzählung und tat als würde ihn die Erinnerung
schmerzen.
„Lass dir
Zeit. Ich weiß, dass die Erinnerung weh tut, aber es muss leider sein. Möchtest
du ein Glas Wasser?“, sprach Klaus im fürsorglichen Ton.
„Das wäre
nett.“
Ein
Polizist brachte ein Glas Wasser. Thomas nahm einen leichten Schluck und fuhr
fort. Bisher lief für ihn alles wie geschmiert.
„Wie
gesagt, ich zitterte am ganzen Körper. Und in dieser bedrohlichen Situation war
nicht ich es, der ältere Bruder, der einen klaren Kopf behielt und mutige
Entschlüsse fasste. Nein. Es war Kathrin. Sie hat richtig und mutig gehandelt.
Ich habe versagt...“, und wieder kamen ihm die Tränen. Er nahm noch einen
Schluck Wasser.
Klaus
schaute nur unglaubwürdig, versuchte sich dies aber nicht anmerken zu lassen. Seine
Gedanken ließen die Luft schwer werden.
Du
Lügner, wieso kann ich dir nicht glauben. Sag es mir, Thomas. Wieso? , ließ die Luft im Raum
in seinem Auftrage fragen.
Thomas
wischte sich mit seinem Pulliärmel die Tränen ab, der Polizist, der das
Gespräch stenografierte hatte Mitleid mit ihm und reichte ihm ein Taschentuch.
Thomas
nahm dankend an.
Warum
fallen alle auf dich rein, dachte Klaus, als er sah, wie sein Kollege ihm das
Taschentuch gab. Denn umso länger er Thomas zuhörte umso weniger glaubte er
ihm, doch fand er keinen Punkt, an dem er ihn hätte in die Ecke drängen können.
Nur was Klaus nicht zu begreifen schien: Er war nicht der Wolf. Klaus war hier
das Schaf. So blieb ihm nichts anderes übrig als ihm zuzuhören.
„Während
ich mich vor Angst am Liebsten irgendwo weit, weit weg versteckt hätte, hat sie
all ihren Mut zusammen genommen und diesem Arsch in seinen Intimbereich
getreten. Vor Schmerz zuckte es zusammen und ließ von uns ab. Ohne nachzudenken,
lief ich in den Wald. Ohne mich erst mal um Kathrin zu kümmern. Nur um Sorge um
mein Leben. Wäre ich nicht so egoistisch gewesen, hätte es anders ausgehen
können. Hätte sie noch leben können. Also trage ich eine Mitschuld an ihrem
Tod. Diese Gewissheit begleitet mich 24 Stunden am Tag und quält mich. Tagsüber
kann ich durch Arbeit Ablenkung finden, doch nachts, nachts sorgt dieser
Gedanke dafür, dass ich keine Ruhe finde…“, Thomas hielt kurz inne, verkniff
sich aber die Tränen.
Klaus
zeigte keine Reaktion. Er wollte das Märchen zu Ende hören. Die Hoffnung, ihn
bei einer Lüge zu ertappen, war gänzlich gestorben. Nur der Kollege der
stenografierte schien dies nicht unberührt zu lassen. Es handelte sich um den
gleichen Kollegen, der auch am Tatort weinte.
„Du hast
keine Schuld, Thomas. Du konntest am allerwenigsten dafür. Mach dich nicht
kaputt. Wir schnappen das Schwein“, antwortete dieser, da er der Meinung war
Thomas Mut machen zu müssen. Thomas schenkte ihm ein Lächeln. Von Klaus gab es
keine Reaktion, sodass Thomas fortfuhr.
„Und als
ich begriff, dass meine Feigheit nicht angebracht war, war es schon zu spät.
Ich sah Kathrin im Teich. An Land war der Mörder und schien ihr den Weg an Land
abzusperren. Ich hatte nur noch Angst um Kathrin und lief zum Teich, aber noch
weit genug vom Mörder entfernt. Er war auf der linken Seite des Teichs und ich
etwa 50 Meter weiter an der rechten Seite.
„Kathrin,
Kathrin komm her“, schrie ich zu ihr.
Doch sie
schien verwirrt und ging immer weiter in den Teich.
„Nicht
Kathrin. Nicht in den Teich. Komm zu mir“, schrie ich voller Angst, dass sie
der Teich verschlucken könnte, da ich wusste, dass sie nicht schwimmen kann und
der Teich schon nach wenigen Metern sehr tief wird.
Außerdem
war das Wasser sehr kalt und somit drohte sie zu erfrieren.
Doch sie
schien mich nicht zu hören. Es gab keine Reaktion. Ihr Blick war nur starr auf
den Mörder gerichtet. Sie zitterte schon am ganzen Körper. Ich weiß nicht, ob
sie aus Angst oder vor Kälte gezittert hat.
Der
Mörder schien sich langsam an den Teich ranzutasten. Aber ich schätze mal, dass
er sich wegen der Kälte nicht reintraute. Wäre ihm doch nur sein verdammter
Schwanz abgefroren.
Ich hatte
Angst, dass die perversen Fantasien den Mann in den Teich führen könnten, trotz
seiner Abneigung gegen das Wasser und die
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