Dunkle Begierde - Teil 1 - erotischer Psychothriller - Roman (German Edition)
anders. So wird unser Jack immer
Spielball der Fantasie derer sein, die sich mit seinem Namen den einen oder
anderen Euro verdienen wollen. Was denken Sie, warum dann unser Täter hier
mordet?“, fragte Herr Mahlberg in einem freundlich bestimmten Ton. Fast hatte
man den Anschein, als würden sich hier zwei Personen unterhalten, die sich gut
kannten, und das Thema der Unterhaltung wäre lediglich Politik.
„Aufmerksamkeit“,
antwortete Thomas mit funkelnden Augen. Ihm gefiel es, dass Mahlberg sich auf
die Diskussion und seine Vermutungen eingelassen hatte. Es ließ ihn einen
Verdacht bestärken, den er noch nicht auszusprechen wagte.
Mahlbergs
Blick wanderte zum Tisch hinüber, wo er nun auch die Geschenke entdeckte.
„Wein?
Für mich?“
„Ja, als kleine Aufmerksamkeit“, antwortete Thomas schon fast
verlegen.
„Danke. Macht es Ihnen was aus, ein Glas mit mir zu trinken?“
„Nein, gerne.“
Mahlberg stand auf, nahm aus der Tischschublade ein Schweizer
Taschenmesser und öffnete mit diesem gekonnt die Weinflasche. Dann nahm er zwei
Plastikbecher und reichte eines davon Thomas.
„Keine Weingläser, aber immerhin ...“
„Das wird gehen. Danke.“
„Wir sollten den Wein noch ein bisschen atmen lassen. Sie sagten,
der Täter tötet aus Aufmerksamkeit. Aber widersprechen Sie sich damit nicht
selbst? Eben haben Sie noch gemeint, dass er keinen Ruhm für sich beansprucht.
Gehen bei solch grausamen Taten Ruhm und Aufmerksamkeit nicht
Hand in Hand? Wären wir dann nicht beim typischen Psychogramm eines solch
wahnsinnigen Serienmörders?“
Thomas war ein wenig verdutzt über diese Meinung. Mahlberg, so
schien es, hatte sich verbal vom Serienmörder distanziert. In seinen Worten und
seiner Stimme klang Missfallen nach. Aber das konnte nicht sein. Wie konnte man
etwas verurteilen, das man selbst gar nicht kannte? Wollte er Thomas lächerlich
machen, oder gar seine Gedankengänge bloß stellen? Hatte er sich in Mahlberg
geirrt?
„Ich
glaube nicht. Aufmerksamkeit ist nur ein Motiv. Aber ich glaube es ist
nicht die Aufmerksamkeit von Medien oder der Polizei gemeint, sondern
Aufmerksamkeit sich selbst gegenüber. Vielleicht ist er eingeschüchterter
Mensch, der dadurch an Selbstbewusstsein erlangt und sich selbst anfängt zu
respektieren. Ihn interessiert nicht die Anerkennung der Gesellschaft. Er will
sich selbst wieder anerkennen. Und wahrscheinlich ist ein weiteres Motiv
sexuelles Verlangen. Ein sexuelles Verlangen, welches von der Gesellschaft als
abartig angesehen wird. Ein sexuelles Verlangen, das er jahrelang unterdrückt hat. Und jetzt beginnt er diese Barrieren
einzureißen und endlich er selbst zu sein.“
„Soviel ich weiß, wurden bei den Opfern keine Spuren von sexuellen
Handlungen vorgefunden.“
„Vielleicht hat er ja masturbiert. Vielleicht macht das ihn geil
... sich selbst zu befriedigen.“
„Von Spermaspuren stand auch nichts in der Presse.“
„Mag stimmen. Vielleicht hält aber die Polizei Informationen
zurück, oder er benutzt Kondome. Wenn man die Brutalität dieser Taten sieht,
muss auch Blut ein wichtiges Element seiner Taten sein. Ich glaube, Blut erregt
ihn. Das Zusammenspiel all dieser drei Elemente, glaub ich, sind seine Hauptbeweggründe diese
Taten zu tun. Er sieht nicht die Grausamkeit in seinen Taten, weil er die Taten
als selbstverständlich ansieht, um einen bestimmten geistigen Zustand zu
erreichen, wie Befriedigung eben, oder eine ganz allgemeine Zufriedenheit.
Allein,
wenn man an den fünften Mord denkt, der an Skrupellosigkeit nicht zu überbieten
ist: Eine, im neunten Monat hochschwangere, Frau und ihr ungeborenes Kind war
er bereit für seine Befriedigung oder Lust zu opfern. Er hat ihr den Bauch
aufgeschnitten und die Gebärmutterflüssigkeit entnommen. Das Kind hat er ihr in
die Arme gelegt und dann den Bauch wieder zugenäht. Die Kriminalpolizei geht
davon aus, dass sie während dieser Entnahme sogar gelebt haben könnte, wie auch
das Kind. Und die Ermittler gehen sogar davon aus, dass der Täter
Gebärmutterflüssigkeit getrunken habe, aufgrund ihrer
Untersuchungen, was ich aber nicht recht glauben mag. Das war, wie die
Zeitungen meinten, der brutalste und grausamste Mord der Neuzeit.“
„Nun - so unrecht haben die Zeitungen da wohl nicht“, wandte
Mahlberg ein und riss Thomas aus seiner Begeisterung und seinem Erzählfluss
heraus. Thomas schenkte ihm ein kaltes Lächeln.
„Die Medien hatten sogar an den Täter appelliert, sich zu stellen,
was
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