Dunkle Begierde - Teil 1 - erotischer Psychothriller - Roman (German Edition)
schwieg.
Schwieg, einmal mehr. Schwieg, des lieben Friedens wegen.
Du gottverdammte Schlampe. Welcher
Frieden? Der Frieden wird immer nur ein kurzes Gastspiel haben, im Hause Mann.
IMMER!
Sie
verarztete seinen Hintern, damit sich dieser nicht entzündete, und als sie ihn
schlafen legte sagte die Mami: „Halb so schlimm, Großer. Du bist doch tapfer.
Und weil du so tapfer bist, brauchst du als Belohnung eine Woche nicht zur
Schule gehen. Und jetzt versuch zu schlafen. Morgen wirst du keine Schmerzen
mehr haben“
Welche Belohnung? Tobi geht gerne zur Schule – oder wegen ...
Tobias
antwortete nicht. Er lag in seinem Bett und weinte trockene Tränen. Sein über
alles geliebter Vater hatte ihm das angetan, hatte ihm wehgetan. Und er wollte
einfach keine Erklärung dafür finden.
Doch
mit der Zeit sah Tobi die Dinge anders. Vielleicht hatte er diese Prügel
verdient. Sein Vater schlug ihn nie ohne Grund. Es gab immer eine Erklärung.
Und an diesem Tag hatte er seine Lieblingsplatte unwiderruflich zerstört. Aber
ein Knabenpo würde wieder verheilen. Schmerzen gingen vorüber. Papa hatte ihn
ja nie ernsthaft krank machen wollen. Nur eine Lektion wollte er ihm erteilen.
Damit Tobi eines Tages ein Mann wird, wie Papi. Und Tobi wollte ein Mann
werden, wie sein Vater. Da musste man gelegentlich schon mal Schmerzen
hinnehmen. Wie heißt das Sprichwort: Was uns nicht tötet, härtet uns, - oder
ging es anders?
Aber
ein Mörder? Nein, niemals, nicht Thomas. Er war ein guter Mensch. Vielleicht
ein wenig launisch, aber seit er die Medikamente nahm, waren auch seine Launen zurückgegangen.
Aber nur, weil er ein Kind schlug, welches es verdient hatte, war er doch kein
schlechter Mensch, geschweige denn ein Mörder. Thomas liebte Tobi, was er ihm
auch schon oft gesagt hatte. Wie konnte da Tobi an seinem Vater zweifeln? Nein,
es war Tobis Schuld. Er hatte die Prügel verdient gehabt, weil er nicht brav
war. Sein Vater war kein Mörder.
Er war ein Mörder – war er nicht – war
er doch – war er nicht – und ob er war – Ja!
Er ist ein Mörder.
Diese
Gewissheit brachte ihn aber dennoch keinen Schritt weiter, sich zu erklären,
was das Mädchen von ihm wollte, weshalb sie ihn so oft in seinen Träumen
heimsuchte. Vielleicht war dieses Mädchen auch nur der innige Wunsch Tobis nach
einer Schwester? Er fühlte er sich oft einsam, und da gab es Tage, da wünschte
er sich eine Schwester wie Kathrin. Er nannte das Mädchen Kathrin, da das der
Name war, der auf der Rückseite des Bildes stand, welches er gefunden hatte.
Warum hatte er nicht seinen Vater gefragt, wer dieses Mädchen war? Weil er dann
wüsste, dass er sich im Dachboden rumtrieb und das war verboten!
Schweigend
setzte sich Tobi an den Frühstückstisch und aß seine Kelloggs Smacks. Eine
ängstliche Stille war im Raum, der ihn an alte Zeiten, statt an Urlaub
erinnerte.
Last call for red line …
Thomas
hatte seinen Frühstücksteller geleert. Neben dem Teller standen die Tabletten,
die er täglich für seine Nerven brauchte. Mami meinte, ein Leben lang. Jeden
Morgen drei Stück.
Neben
den Tabletten hatte der Papi eine Tasse Kaffee. Während er die Tasse Kaffee
trank, las er die Zeitung. Das schmeckte Tobi nicht. Das war ungewöhnlich für
seinen Vater. Er trank niemals Kaffee, bevor er nicht seine Tabletten zu sich
genommen hatte, weil er der Meinung war, dass Kaffee die Wirkung der Tabletten
beeinträchtigen könnte. Und im Urlaub las er grundsätzlich niemals Zeitung. Er
wollte Urlaub machen, sich entspannen und nicht lesen, wo in der Welt Elend und
Krieg herrschten, wo in der Welt Korruption und Gewalt an der Tagesordnung
waren. Wofür waren sonst Zeitungen da? Um gute Laune zu verbreiten? Aber was
noch komischer war: Er las die Bild-Zeitung. Tobi konnte sich nicht daran
erinnern, dass er Thomas jemals die Bild-Zeitung lesen sah, geschweige denn
kaufen. Einmal sagte er zu Tobi: „Die Mitarbeiter bei der Bild werden unter
Drogen gesetzt, damit sie sich solche Lügen ausdenken, denn nüchtern sind die
sogar für solche Lügengeschichten zu dumm.“ Die Bild lasen seiner Meinung nach
Menschen, die in ihrem Leben nichts erreicht hatten und es liebten zu lesen,
dass es den Reichen, Schönen und Mächtigen auch nicht besser ging. Mit dem
Unterschied, dass diese Reichen, Schönen und Mächtigen machen konnten, was sie
wollten.
Heute New York, Schatz? – Klar Schatz!
Morgen Hummer auf hoher
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