Dunkle Begierde - Teil 1 - erotischer Psychothriller - Roman (German Edition)
ja einsam fühlen. Er wollte
ihr seine Erkenntnisse aber nicht verraten, da er nicht wollte, dass sie sich
schämt. Doch jetzt machte er sich mehr Sorgen um seinen Vater, als um seine
Mutter. Seine Mutter war eine sehr starke Person, auch wenn es nach außen immer
so aussah, als würde Thomas alles bestimmen und wissen. So war sich Tobi
sicher, dass seine Mami viel schlauer als Thomas war.
Bescheidenheit und Diplomatie machen wirkliche Sieger!
Nichts
fürchtete Tobi mehr, als dass Thomas wieder rückfällig werden könnte. Er liebte
seinen Vater sehr, und vor allem so, wie er die letzten drei Jahre war. Nicht
wie er gestern und heute war, das machte ihm Angst.
Gestern
hatte er wieder diesen Albtraum gehabt. Er träumte von ihr , die ihm
etwas sagen wollte, es aber anscheinend nicht konnte, da ihr Mund mit
Angelschnur zugenäht war. Es war dieses kleine Mädchen auf dem Foto, welches er
bei seinem heimlichen Besuch oben im Dachgeschoss in dem Fotoalbum gesehen hatte.
Das Fotoalbum, das Thomas später verbrannte, da es etwas zeigte, was nicht sein
sollte und durfte. Und gestern träumte er wieder von ihr. Sehr schemenhaft, wie
immer. Er konnte nicht erkennen, wo er genau war. Es war, als würde er durch
eine Brille schauen, die extrem unscharf war, sodass er nur Konturen wahrnehmen
konnte. Er vermutete, dass er sich irgendwo in einem Wald befand, vielleicht
war ein See dort. Er konnte es nicht sagen. Nur das Mädchen konnte er deutlich
erkennen. Jünger als er, vielleicht vier, allerhöchstens fünf. Als er das erste
Mal von ihr träumte, bekam er es mit der Angst zu tun. Doch nach und nach nahm
er diese Albträume nicht mehr als Gefahr wahr, sondern als einen Hinweis.
Dieses Mädchen - sie hatte langes dunkelblondes Haar und ein Kleidchen mit
weißen und roten Flecken, die aber nicht vom Kleid waren. Vielleicht waren es
ja Ketchup- und Mayonnaiseflecken? Vielleicht wollten die Flecken ihn ja auch
auf irgendetwas hinweisen? Sie war ein sehr süßes Mädchen, mit einem Stupsnäschen,
kleinen murmelartigen blauen Augen und einem unschuldigen Lächeln.
Doch
worauf wollte sie ihn aufmerksam machen und vor allem - warum? Er war doch
gerade erst acht Jahre alt. Was konnte ein achtjähriger Junge erreichen? War
sie vielleicht Opfer eines feigen Mordes. Und wenn, was sollte er schon tun
können?
„Hallo
Herr Kriminalpolizist. Ich kenne ein Mädchen, der Schlimmes widerfahren ist, da
ich von ihr träume“, - die Augen des Kommissars würde er gerne sehen, wenn
dieser einem Achtjährigen gegenüberstand, weil das Kind einen Mord aufklären
wollte. Warum hatte sie gerade ihn ausgesucht? Es gab da Millionen von
Menschen, konnte sie nicht einen Erwachsenen suchen? Vielleicht seinen Vater?
Er wollte seinem Papa von dem Traum erzählen, wenn da nicht vor Kurzem ein Satz
gefallen wäre, der ihn verwirrte und den er sich nicht erklären konnte. Aber
vergessen konnte er diesen Satz auch nicht. Wie auch? Zu sehr nahm der Satz die
Realität in Besitz. Aber waren Träume nichts anderes, als verarbeitete und
entfremdete Realität?
Wenn
er von ihr träumte, und er träumte in letzter Zeit sehr oft von ihr, dann nahm
er das Mädchen bei der Hand und sie gingen schweigend immer den selben Weg
entlang. Er kannte ihn schon auswendig. Zuerst überquerten sie eine Straße,
oder war es eine Eisenbahnschiene?, dann ging es eine ganze Weile einen kleinen
Weg hinunter. Und dann ging der Weg in einem Linksbogen kurz nach oben und etwa
nach 300 Metern im Zickzack zwanzig Meter steil runter auf einen anderen Weg.
Jedes Mal, wenn Tobi im Traum versuchte, einen anderen Weg einzuschlagen, da er
wusste, dass der Weg zu ihrem Zielort führte, riss sie ihn am Arm, sodass er
sich nicht widersetzen konnte, oder er befand sich direkt am Zielort. Dieser
Punkt, wo immer sein Traum endete, konnte gut eine Lichtung mit einem Teich
sein. Und mit der Zeit war er fest davon überzeugt, dass es ein großer Teich
war. War sie vielleicht da reingefallen und ihre Leiche lag dort unten und
wartete darauf, dass sie jemand entdeckt, damit sie beerdigt werden kann, um in
den Himmel zu fliegen? All seine Bemühungen, sie zum Sprechen zu bringen,
scheiterten. An dieser Lichtung, vorm Teich angekommen, verschwand ihr Lächeln.
Es klang verrückt, aber sobald er ihre Hand nahm, lächelte sie wieder, trotz
der Angelschnur. Manchmal lächelte sie so stark, dass die Angelschnur sich tief
in ihre Lippen schnitt und Blut aus ihnen floss. Anfangs machte
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