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Dunkle Beruehrung

Dunkle Beruehrung

Titel: Dunkle Beruehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Viehl
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harte Wahrheit. Matthias war durch diesen Winterwald gewandert; er hatte etwas Grausiges darin zurückgelassen, womöglich darin jemanden getötet und begraben; das könnte erklären, was sie gesehen und empfunden hatte, als sie ihn das erste Mal berührte.
    »Ich denke, ich bin bedient.« Sie wandte sich rasch ab, um ihr Zittern und die dumme Miene, die ihr zweifellos im Gesicht stand, möglichst zu verbergen. »Gute Nacht.«
    Jessa hörte nicht, dass er ihr folgte, doch auf halbem Weg zu ihrem Zimmer spürte sie ihn hinter sich aufragen. Ihn zur Rede zu stellen, reizte sie so wenig, wie ihn zu ermuntern, und so ging sie weiter. Sie erreichte ihr Zimmer und drehte den hübschen Porzellanknopf, als seine Hand an ihrer Wange vorbeischoss und ihre Rechte ergriff, damit die Tür geschlossen blieb.
    Eine Wand aus harten Brustmuskeln strich über ihre Schultern. Dann senkte er den Kopf und flüsterte ihr ins Ohr: »Sie haben Angst vor mir. Warum?«
    Angst vor ihm? Wenn er sie nicht bald in Ruhe ließe, würde sie ihn und die Wand erklimmen und sich mit bloßen Händen ans Tageslicht graben.
    Oder schlimmer noch: Sie würde es nicht tun.
    »Ich habe Sie satt.« Sie zog am Knauf und konnte die Tür ein paar Zentimeter öffnen, doch schon drückte er sie wieder zu.
    Jessa duckte sich unter seinem Arm hindurch, um etwas Spielraum zu gewinnen, aber er drehte sie zu sich herum und schob sie gegen die Wand, ehe sie auch nur blinzeln konnte. Aus dieser Nähe erkannte sie jede Einzelheit seines Tattoos am Hals. Welche Art Mann hielt die Ewigkeit denn für eine schwarze Schlange, die ihren Schwanz verschlingt? Sie zwang sich, ihm ins Gesicht zu sehen, doch das Licht in seinem Rücken war so grell, dass sie seine Züge nicht erkannte.
    »Sie sind noch immer leer.« Seine Hand spreizte sich auf ihrem Unterleib, und die Nägel kratzten über das Gewebe ihres Rocks, als er die Finger in knetender Bewegung gegen ihren Bauch drückte. »Spüren Sie es hier?« Seine Hand schob sich tiefer und wäre ihr beinahe zwischen die Beine geglitten. »Oder hier?«
    »Ich war einverstanden, zu bleiben und mich von Ihnen vor Genaro schützen zu lassen«, erklärte Jessa mit betont vernünftiger Stimme. »Sie haben nie gesagt, ich müsste dafür mit Ihnen schlafen.«
    »Mit mir schlafen?« Er klang amüsiert. »Das will ich doch gar nicht.«
    »Gut.« Nun log auch sie. »Dann sind wir uns ja einig.«
    »Dann sind wir uns einig«, wiederholte er nahezu nachdenklich. »Wir verstehen uns also, nicht wahr?«
    »Genau. Kein Miteinanderschlafen. Keine Träume.« Sie blickte vielsagend zu Boden, doch er wich nicht zurück. »Und nun sagen Sie Gute Nacht und gehen.«
    »Aber Sie verstehen mich noch nicht. Wenn ich Sie besitze …« – er schlang die Hände um ihre Taille – »… dann träumen Sie nicht und schlafen Sie nicht.«
    Jessa packte seine Schultern, als er sie vom Boden hob und an die Wand drückte. Er neigte den Kopf, doch statt ihr gewaltsam einen Kuss auf die Lippen zu geben, setzte er ihr den Mund ans Ohr.
    »Wenn ich Sie besitze«, wiederholte er, »trennt uns nichts mehr. Keine Kleidung. Keine Angst. Keine Worte.«
    Sein Geruch nach heißem Sommer nebelte ihre Gedanken ein. »So geht das nicht.«
    »Sie werden sich mir hingeben. Ich werde Sie nehmen.« Er schob ihren Rocksaum mit dem Knie hoch und drückte ihre Schenkel auseinander. »Ich werde in Sie eindringen, wo Sie mich brauchen. Wo ich sein muss.« Er biss ihr ins Ohrläppchen, in den Kiefer und dorthin, wo ihr Hals in die Schulter überging, und hob den Kopf. »So wird es sein.«
    Jessa umschlang seinen Hals und ließ auch nicht los, als sein Schenkel unnachgiebig an ihr rieb. Schweiß lief ihr das Rückgrat hinab, als ihr innerer Widerstreit nach außen drang und sie die wilde Hitze niederrang, die in ihr aufstieg. Wenn sie diese Sache jetzt nicht beendete, würde sie alles tun, was er wollte, gleich hier an der Wand.
    »Das reicht.« Sie drückte seine Schultern weg. »Setzen Sie mich ab. Ich kann das nicht. Nicht mit Ihnen.«
    »Sie werden schon«, sagte er, und sein Mund war so kalt und hart wie die Worte, die er an ihren Lippen formte.

VIERTER TEIL
Takyn



29. April 1998
    Liebe Mom,
    hallo aus Italien! Wahrscheinlich bin ich wieder zu Hause, bevor dieser Brief ankommt, aber Donnie versucht gerade telefonisch, unseren Rückflug zu bestätigen, und ich muss dieses ganze Zeug aufschreiben, ehe ich etwas vergesse. Du glaubst nicht, was in den letzten drei Tagen passiert ist. Im

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