Dunkle Beruehrung
schwör’s.«
»Du brauchst kein Versprechen abzulegen.« Er ging zum Telefon. »Ich sorge dafür, dich begleiten zu können.«
»Warte.« Sie kam ihm nach. »Du bist hier der Suzerän – der Herr und Gebieter. Du darfst dein Territorium nicht verlassen.«
Er hob eine Goldbraue. »Denkst du, jemand könnte mich aufhalten?«
»Nein, aber …« Sie hielt inne und suchte nach einer Entschuldigung. »Das verstößt gegen die Regeln unserer Abteilung.«
Er lächelte schwach. »Dass du zu den Kyn gehörst, auch. Wann willst du dich deinem Vorgesetzten offenbaren?«
»Du weißt, was ich meine –«
»Ja.« Sein Zeigefinger an ihren Lippen ließ sie verstummen. »Rafael kann sich um den
Jardin
kümmern, solange wir weg sind, und wie du sagst, es sind ja nur zwei Tage.«
»Du misstraust mir«, murmelte sie, und dann drehte sich das Zimmer. Sie fand sich rücklings und mit zu den Seiten gestreckten Armen im Bett wieder, und sein starker Leib war über ihr.
»Im Gegenteil.« Lucan senkte den Kopf, um sie zu küssen. »Ich misstraue
mir
.«
4
Kaum war Jessa am Morgen ins Büro gekommen, begrüßte Angela sie und erzählte ihr aufgeregt, dass Ellen Farley verhaftet worden sei.
»Linda McMann rief an und wollte Sie sprechen, als Cal und ich gerade ins Büro kamen, und weil Sie noch nicht da waren, hat sie es mir gesagt.« Angela war so aufgewühlt, dass sie über die eigenen Füße stolperte, doch sie fing sich und fuhr ohne Luft zu holen fort: »Genaueres wusste sie auch nicht, aber der Polizist, der mit ihr geredet hat, meinte, Ellen und der Kerl, mit dem sie zusammen ist, werden wegen Betrugs an einem Großunternehmen in New York gesucht. Linda sagt, ihr Chef will sich mit Ihnen treffen, um Ihnen persönlich zu danken und so.« Atemlos schnappte sie nach Luft. »Ich glaube, sie schickt Ihnen auch Blumen.«
Jessa sah Cal in der Tür seines Büros stehen. Er wirkte nicht unzufrieden oder beunruhigt, und doch war etwas nicht in Ordnung.
»Ms B.?«
Sie wandte sich an Angela. »Jeder ist unschuldig, solange seine Schuld nicht erwiesen ist – ziehen wir also keine voreiligen Schlüsse. Komplettieren Sie jetzt die Akte und achten Sie darauf, dass alle Berichte vollständig sind, damit sie – egal, was man ihr vorwerfen mag – North & Co. nicht wegen Benachteiligung bei der Stellenvergabe verklagen kann.« Sie wandte sich an Cal. »Haben Sie kurz Zeit?«
Er nickte und folgte ihr nach oben. Unterwegs wollte Jessa in der kleinen Küche Kaffee machen, stellte aber fest, dass er bereits aufgebrüht war.
»Angela brauchte offenbar Beschäftigung, um nicht die ganze Zeit kreischend durchs Büro zu hüpfen«, erklärte Cal und gab ihr einen vollen Becher. »Vermutlich ungenießbar.«
»Er ist heiß – nur das zählt so früh am Morgen.« Jessa führte ihn in ihr Büro, schloss die Tür und überflog die Nachrichten auf ihrem Schreibtisch. »Sie haben etwas auf dem Herzen?«
»Ellen Farley – was sonst?« Cal trat mit seinem Kaffee ans Fenster und beobachtete den unten strömenden Verkehr. »Sie sah nicht wie eine Hochstaplerin aus.«
»Profis ist das auch nicht anzusehen.« Sie prüfte, welche Nachrichten wichtig waren und einen Rückruf erforderten. »Das FBI will vermutlich Kopien von allem, was wir über sie haben. Geben Sie den Beamten, was immer sie wollen, notfalls auch die von ihr ausgefüllten Originalunterlagen.«
»Die Nachricht scheint Sie nicht überrascht zu haben«, sagte Cal beiläufig.
»Ich habe diese Firma gegründet und schon viele kleine, dunkle Geheimnisse ausgegraben«, erinnerte sie ihn. »Vermutlich bin ich einfach nicht so leicht zu schockieren.« Sie sah ihn an, stellte fest, dass er sie musterte, und legte die Zettel mit den Nachrichten weg. »Haben Sie sonst noch Sorgen, Cal?«
»Seit Linda angerufen hat, mache ich mir über einiges Gedanken. Zum Beispiel« – er hob einen Finger – »haben Sie Farley als Betrügerin entlarvt, weil sie billige Schuhe trug.« Er hob einen zweiten Finger. »Sie haben durchschaut, dass ihre Papiere gefälscht waren, was immerhin weder North & Co. noch uns allen hier aufgefallen war.«
»Ich bemerke Kleinigkeiten und setze Dinge zusammen.« Sie zuckte mit den Achseln. »Meist ist das Glückssache.«
»Eine Kleinigkeit haben Sie vergessen.« Er hob einen dritten Finger. »Sie wissen, dass das FBI sich bei uns melden wird.«
»Natürlich wird die Bundespolizei alles untersuchen, was sie in letzter Zeit getan hat –«
»Von einer Beteiligung des FBI
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