Dunkle Beruehrung
langsam über den Kopf, während ihr Körper vor Befriedigung zu zerfließen schien. Das gab Matthias Gelegenheit, die Hose zu schließen und nach dem Oberlicht zu langen. Da aber hörte er ein qualvolles Geräusch, erstarrte und sah durch die Luke, wie die Frau die Fäuste im Kissen vergrub und ihre Schultern unter der Gewalt ihres Schluchzens zitterten.
Sie befriedigte sich lustvoll und weinte dann? Er hatte Frauen gekannt, die in seinen Armen schluchzten, doch das waren Tränen der Freude gewesen – zumal, wenn eine Frau mit ihm ihren allerersten Orgasmus erlebt hatte.
Sie hat niemanden, der sie in die Arme nimmt und in den Schlaf wiegt. Sie bereitet sich ihre Lust allein und weint auch allein
.
Vorsichtig setzte Matthias das Oberlicht wieder ein. Den Trost, den sie brauchte, konnte er ihr nicht bieten; er gehörte nicht in ihre Wohnung, in ihr Bett. Angesichts dessen, was er an diesem Abend erfahren hatte, musste er langsam und vorsichtig vorgehen und sich genau überlegen, wie er den Kontakt zu ihr herstellen und sich regelmäßig mit ihr treffen konnte. Eine Freundschaft erschien ihm unpassend; womöglich müsste er zu einer Geschäftsverbindung Zuflucht nehmen. Seine Freunde Rowan und Drew hatten sicher Vorschläge, wie er das am besten anstellte, ohne ihr Angst zu machen. Und sobald sie ihn akzeptierte – sobald ihr klar war, dass sie ihm trauen konnte –, hätte er sie. Sie würde aus freien Stücken zu ihm kommen und sich ihm hingeben.
Dann erst konnte er ihr Leben zerstören.
Knapp tausend Kilometer südlich von Jessa Bellamys Apartment betrat eine groß gewachsene, braunhaarige Frau das Penthouse eines Gebäudes am Meer. Dort wohnte ihr Geliebter nicht nur, dort hatte er auch sein Unternehmen und dort war die Ausgangsbasis seiner Operationen.
Samantha Brown fuhr aus ihrem Jackett, löste ihr Schulterhalfter, warf einen sehnsüchtigen Blick zu dem sündhaft großen Badezimmer und schaltete ihren PC ein. Als Mitglied der Mordkommission von Fort Lauderdale verbrachte sie die meisten Nächte mit der Jagd nach Killern, und der damit verbundene Papierkram wollte kein Ende nehmen. Nicht dass ihr das viel ausgemacht hätte: Sie war bei der Polizei, und das gehörte zu ihrer Arbeit. Nichts würde das ändern oder hatte das bisher ändern können. Nicht einmal die Tatsache, dass ein Kollege ihr nachgestellt und einen fast tödlichen Schuss auf sie abgegeben hatte.
Lucan, ein Auftragsmörder im Ruhestand und womöglich das tödlichste Wesen auf Erden, hatte ihren Verfolger umgebracht und ihr das Leben gerettet, indem er sie in das verwandelt hatte, was er war: ein auf Blut angewiesener Unsterblicher, der augenblicklich heilen konnte und sich seiner unglaublichen Kräfte zum Trotz darum bemühte, friedlich mit den Menschen zusammenzuleben.
Abgesehen von der lausigen Ernährung und davon, dass sie sich in einen der gefährlichsten Männer des Planeten verliebt hatte, konnte Samantha wirklich nicht klagen.
»Du kaltherziger Mistkerl«, brummte sie, als sie die Mail eines Mitarbeiters der FBI -Außenstelle Atlanta las.
Das Spiegelbild eines großen, langgliedrigen Mannes tauchte auf ihrem Monitor auf, und zwei tödliche Pranken in schwarzen Samthandschuhen legten sich auf ihre Schultern. »Du hast mich gerufen, Liebste?«
»Diesmal nicht.« Sam rieb gedankenverloren eine Wange an Lucans Handschuh.
Einen Vampir von einem Meter zweiundneunzig und gut hundert Kilo zu ignorieren, war praktisch unmöglich – vor allem, wenn er aussah wie Lucan. Selbst wenn sie blind gewesen wäre, hätte Samantha ihn aus anderthalb Kilometern Entfernung gewittert. Ausgerichtet auf den verführerischen Duft seines unsterblichen Leibs, wie dunkle Felder voll nachtblühenden Jasmins, hatte sie sofort gemerkt, dass er das Penthouse betreten hatte. Als er sie berührte, reagierte ihr Körper mit ärgerlicher Unmittelbarkeit.
Dennoch fesselte sie die Information, die sie aus Atlanta bekommen hatte.
Sam hatte bis zum Morgengrauen kein Auge zugetan und verbrachte die letzten Nachtstunden gewöhnlich in den Armen ihres Geliebten. Doch als sie von der Arbeit heimgekehrt war, war Lucan unten damit beschäftigt gewesen, den Klub leer zu bekommen und zuzumachen. Also war sie in ihr gemeinsames Penthouse gegangen, um zu duschen und ihre Mails zu checken, während sie auf ihn wartete. Sie legte nicht gern die Hände in den Schoß, wenn sie allein in den beiden obersten Stockwerken seines Hauses war, die er aufwendig hatte umbauen lassen,
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