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Dunkle Beruehrung

Dunkle Beruehrung

Titel: Dunkle Beruehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Viehl
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übernachten?«
    »Rowan hat ein Zimmer für Sie hergerichtet.« Er stand auf. »Folgen Sie mir.«
    Das Zimmer lag nahe der Küche –
vermutlich, damit Rowan mich im Auge behalten kann,
dachte Jessa – und enthielt Bett, Toilettentisch und Farbfernseher. Außerdem gab es ein dreibödiges Regal mit diversen Taschenbüchern und eines der schmiedeeisernen Gestelle mit Krug und Schüssel aus Porzellan. Sie suchte im Zimmer nach Überwachungsgeräten, entdeckte aber nur ein kleines Spinnennetz und ein paar Staubflecken, die Rowan am geschnitzten Kopfende des Bettes übersehen hatte. Als sie sich umdrehte, stand Matthias auf der Schwelle. Sich des Bettes hinter ihr nur zu bewusst, lächelte sie ihn kühl an.
    »Fein«, sagte sie. Als er sich zum Gehen wandte, fügte sie hinzu: »Sie haben mir gar nicht erzählt, welche Begabung Sie haben.«
    »Nein.« Er sah sich kurz noch mal zu ihr um. »Stimmt.«
    Und damit schloss er die Tür.
    Matthias schaltete den Alarm vor Jessas Zimmer ein, der sich lautlos melden würde, sobald sie die Tür öffnete. Und wohin sie auch ging: Der kleine Sender, den er in ihrem Absatz installiert hatte, übertrug ihre Bewegungen.
    Rowan erwartete ihn in der Kommunikationszentrale. »Sie hat ihre Cookies gelöscht, aber ich habe mir die Daten vom Ersatzlaufwerk geholt.« Rowan rief Jessas Nachricht und ihre Adressaten auf. »Sie hat ihre Freunde gewarnt.«
    »Damit war zu rechnen.« Er las die Botschaft. »Kannst du die Bedeutung des Textes entschlüsseln?«
    »Das ist nicht so schwer. Im Prinzip sagt sie, dass sie lebt, aber in Schwierigkeiten steckt und die Gruppenleitung abgibt, bis sie wieder in Sicherheit ist. Und die anderen sollen auf der Hut sein und ihre Spuren verwischen.« Rowan sah zu Matthias hoch. »Dir ist hoffentlich klar, dass sie uns die nette Geisel bloß vorspielt?«
    Er nickte. »Sie macht sich Sorgen um ihre Freunde.«
    »Die können sehr gut auf sich aufpassen.« Rowan drückte eine Taste und ein neues Fenster öffnete sich. »Den Abendnachrichten zufolge hat das Prinzesschen es auf die FBI -Liste der zehn meistgesuchten Personen geschafft. Ich schätze, das torpediert die Planung total. Du solltest dafür sorgen, dass sie keinen Weg nach draußen findet. Sonst packt Genaro sie so rasch aufs Schneidebrett wie die Japaner den Fisch fürs Sushi.«
    »Im Moment will sie nicht fliehen.«
    Rowan stieß ein bitteres Lachen aus. »Matt, die will bloß weg hier. Sie versucht nur, uns auszutricksen, um zu erfahren, wie viel wir wissen. Sei nicht so einfältig.«
    Er fuhr sich durchs kurz geschnittene Haar. »Ich bin nicht einfältig.«
    »Stimmt – solange es nicht ums Prinzesschen geht.«
    »Gut. Du lässt Jessa in alle Zimmer außer in Bibliothek und Waffenkammer.« Er stand auf. »Ich löse dich in vier Stunden ab.«
    Sie schloss die Programme und rief ein Mahjongg-Spiel auf. »Träum was Schönes.«
    Lebenslange Selbstdisziplin und dauerndes Reisen hatten Matthias zu schlafen gelehrt, wo und wann immer sich dazu Gelegenheit bot. Er hatte einen leichten Schlaf und erwachte stets zur gewünschten Stunde. Seit Rowan bei ihm wohnte, hatte er bemerkt, dass auch sie diese Kunst beherrschte, aber aus ganz anderen Gründen. Er hatte auch gelernt, sich ihr nie zu nähern oder sie gar zu berühren, wenn sie schlief – auch nicht, wenn sie mit Albträumen rang. Einmal hatte er das getan, und sie hatte ihn angegriffen wie ein verwundetes Tier, bevor sie zur Besinnung gekommen war.
    In seinem Zimmer zog er sich aus, wusch sich und legte sich nackt auf seine schmale Pritsche. Jessa schläft vermutlich nicht, überlegte er mit Blick an die Decke. Sie dürfte ihr Zimmer durchsuchen, eine Zeit lang abwarten und dann hinausschlüpfen, um die Tunnel zu erforschen.
    Er schloss die müden Augen und zwang sich dazu zu entspannen. In ihrer Nähe zu sein und sich zu versagen, sie zu berühren, war anstrengender gewesen, als er es sich eingestehen wollte, und er war nicht gewohnt, auf etwas zu verzichten. Wenn es gerade passte, suchte er sich regelmäßig willige Frauen, um seine körperlichen Bedürfnisse zu befriedigen. Jetzt aber passte es ganz und gar nicht.
    Die Gedanken an diesem Abend auszuschalten erwies sich als genauso schwierig, wie den Verstand der Dunkelheit zu überlassen. Schlaf war wie Nahrung: Zu viel oder zu wenig konnte einen schwächen und durcheinanderbringen. Er wusste, dass Rowan Jessa nicht würde entkommen lassen, aber der Ärger und die Wut, die sie ihrem unfreiwilligen Gast

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