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Dunkle Beruehrung

Dunkle Beruehrung

Titel: Dunkle Beruehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Viehl
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sie testen, um herauszufinden, wie mächtig sie sind. Und danach würden sie sie wegsperren oder versuchen, sich ihrer zu bedienen.« Sie blickte zu Boden und ließ ihre Stimme ein wenig zittern. »Also gut, sie würden vermutlich das Gleiche tun wie Genaro, also versuchen, aus den Zellen ihre eigenen Übermenschen zu schaffen.«
    »Wir schützen nicht Genaro«, sagte Matthias. »Wir schützen uns.«
    Sie hatte nicht erwartet, dass er so viel zugab. »Sie sind demnach einer von diesen Kyndred?«
    Er nickte.
    »Aber Sie sind kein Amerikaner.« Wahre Angst durchfuhr sie. »Gibt es noch andere in Europa?«
    »Von denen ich weiß? Nur mich.« Er drehte sich um. »Kommen Sie. Ich bin hungrig, und Rowan wartet nicht gern.«
    »Ich habe den Eindruck, dass sie mich nicht besonders mag«, sagte Jessa und folgte ihm aus dem Zimmer. »Hat sie Probleme damit, dass Sie mich hergebracht haben?«
    »Fragen Sie sie.«
    Jessa dachte an die offene Feindseligkeit in der Miene des Mädchens. »Ich denke, sie möchte nicht mit mir reden.«
    »Rowan ist sehr jung und unsicher, was ihren Platz in der Welt angeht – anders als Sie. Das macht sie wütend; sie beneidet Sie.«
    Jessa hätte fast gelacht. »So alt bin ich noch nicht, und Ihnen zufolge habe ich gerade alles verloren.«
    »Aber nein.« Er öffnete eine Tür, und der Geruch von Tomaten, Knoblauch und Kräutern schlug ihnen entgegen. »Sie haben doch uns.«
    Jessa kam in eine große, gut ausgestattete Küche mit brandneuen Geräten und Arbeitsplatten aus Granit. Vier ledergepolsterte Hocker umgaben den Tisch in der Mitte, auf dem drei Gedecke aus chinesischem Porzellan standen. In einem länglichen, mit kariertem Tuch ausgeschlagenen Korb lagen kleine, dampfende Brötchen, auf denen Ölspritzer und geriebener Knoblauch schimmerten, und ein farbenfroher Salat aus Rucola, geschnittenen Radieschen und Karottenschnitzen füllte eine große, flache Holzschüssel.
    Rowan hatte kaum einen Blick für sie übrig, als sie eine dampfende Servierplatte mit Linguine und roter, köstlich aussehender Soße an den Tisch brachte. »Heißer wird’s nicht«, sagte sie zu Matthias.
    Jessa setzte sich auf den der Tür nächsten Hocker, während Matthias rechts von ihr Platz nahm und Rowan zu ihrer Linken verharrte, ohne sich in den folgenden vierzig Minuten auch nur einmal niederzulassen; stattdessen aß sie im Stehen und hielt dabei den Teller in der Hand, als befürchtete sie, jemand könnte ihn ihr wegnehmen.
    Jessa wartete, bis die beiden das Essen gekostet hatten, nahm sich dann eine kleine Portion und aß genug, um ihren knurrenden Magen zu beruhigen, aber nicht mehr. Sie überlegte, während der Mahlzeit Fragen zu stellen, wie Matthias vorgeschlagen hatte, doch als ihr auffiel, welche Mengen Rowan in sich hineinschaufelte, vergaß sie das ganz. Das magere junge Mädchen vertilgte drei gehäufte Schüsseln Salat und die Hälfte der Brötchen im Korb und machte sich dann über die Linguine her. Erst nachdem sie die vierte Portion bis zur letzten Nudel verputzt hatte, seufzte sie und hob den Arm, als wollte sie sich den Mund am Ärmel abwischen.
    Sie hielt aber noch inne und nahm eine Serviette. Dabei bemerkte sie Jessas faszinierten Blick. »Is’ was?«
    Jessa lächelte zaghaft. »Sie haben ganz schön Appetit.« Bevor Rowan ihr den Kopf abreißen konnte, fügte sie hinzu: »Die Soße ist klasse – so frisch! Die haben Sie bestimmt ohne Fertigprodukte gemacht. Sind Sie irgendwie Chefköchin?«
    »Ach was.« Sie nahm das leere Geschirr und ging damit zur Spüle.
    Als Jessa den Tisch zu Ende abräumen wollte, sah Matthias ihr in die Augen und schüttelte den Kopf. »Rowan«, verkündete er, »das Essen war hervorragend.«
    »Schon gut.« Das Mädchen wandte ihnen weiter den Rücken zu und wusch ab.
    Jessa nahm das übrige Geschirr und trug es, bevor Matthias sie aufhalten konnte, zur Spüle. »Wenn Sie keine Chefköchin sind, sollten Sie eine werden. Zufällig bin ich eine große Freundin der italienischen Küche, und ich habe selten eine so leckere Soße gekostet. Vielen Dank dafür.«
    Rowan nahm ihr die Teller ab, zögerte und brummte dann: »Gern geschehen.« Dann wandte sie sich an Matthias. »Soll ich den Kaffee in die Bibliothek bringen?«
    »Gern.«
    Jessa folgte ihm widerwillig aus der Küche. »Ich sollte bleiben und ihr beim Abwasch helfen.«
    »Das würde Rowan nicht zulassen. Wenn sie kocht, ist sie …« – er zögerte und schien ein wenig unsicher, wie er sich ausdrücken sollte

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