Dunkle Beruehrung
gegenüber empfand, trübten womöglich ihre Urteilskraft.
Er verstand teilweise, warum seine junge Freundin Jessa nicht mochte – das »Prinzesschen« hatte viele Privilegien genossen, die das Leben Rowan versagt hatte –, aber hinter dieser Antipathie steckte mehr. Rowan hatte ein gutes, großes Herz, aber nicht für Jessa. Das konnte nicht allein auf Neid beruhen.
Matthias dämmerte in den leichten, traumlosen Schlaf, aus dem er rasch erwachen konnte, und wirklich weckten ihn eine Stunde vor der Ablösung Schritte. Schon als die Gestalt in sein Zimmer glitt, wusste er, dass es Jessa war. Sie zur Rede zu stellen, würde ihr nur Angst einjagen – also blieb er reglos liegen, atmete langsam und vollzog anhand ihrer Geräusche und der Intensität ihres Geruchs nach, wo sie sich gerade befand.
Sie suchte das Zimmer systematisch ab und hockte sich dann hin, um unter seine Pritsche zu schauen. Zunächst dachte er, dass sein Zimmer ihr seltsam erscheinen würde, da es der meisten modernen Annehmlichkeiten entbehrte, doch dann fiel ihm ein, wie ihr Schlafzimmer durch das Oberlicht hindurch ausgesehen hatte. Jessas Bedürfnisse und Vorlieben waren so spartanisch wie seine, sofern man berücksichtigte, dass sie eine Frau war. Nun erhob sie sich wieder, und seine Haut kribbelte, als sie neben ihn trat und auf ihn herunterblickte. Es störte ihn nicht, dass sie ihn in seiner Nacktheit musterte; er wusste, dass er wohlgestaltet war und sein Körper bei den meisten Frauen ganz selbstverständlich Begehren erweckte. Und auch er hatte sie ja in ihrem Bett betrachtet – da schien es nur angemessen, dass sie ihn nun in seinem Bett sah. Das Einzige, was er hörte, war ihr sanft fliegender Atem. Sie blieb eine ganze Weile lang an Ort und Stelle, um ihn anzuschauen. Dann strich sie ihm so leicht, dass er es kaum spürte, mit den Fingerspitzen erst über das linke, dann über das rechte Handgelenk.
Sie überprüfte seine Narben und berührte ihn dabei möglichst wenig, um ihre Begabung nicht einzusetzen.
Er tat, als bewegte er sich im Schlaf, drehte sich auf die Seite und wandte ihr den Rücken zu. So sah sie die linke Seite seines Halses, und wie erwartet berührte sie sein Tattoo, die schwarze, zu einer Acht gewundene Schlange.
Langsam zog sie die Hand zurück, und er widerstand der Versuchung, sich umzudrehen und sie zu sich auf die Pritsche zu ziehen. Täte er das, läge sie unter ihm, bevor sie Luft holen konnte, und er wäre in sie eingedrungen, bevor sie nur ein Wort zu sagen vermochte. Sein Schaft, der ohnehin bereits steif und dick war, schwoll und wuchs bei diesem Gedanken weiter. Anderswo und zu einer anderen Zeit hätte er sich um die Gepflogenheiten nicht gekümmert, sondern seiner Lust nachgegeben, denn bei seinen Leuten berührte keine Frau einen Schlafenden, wenn sie nicht seine Zuwendung wünschte.
Und vielleicht wünschte sie sich genau die auf irgendeine Art.
Berühre mich erneut, und ich gebe dir, was du wirklich suchst
.
Zu seiner großen Enttäuschung entfernte sich Jessa und verließ das Zimmer so leise, wie sie gekommen war. Er drehte sich langsam herum, lauschte ihren verhallenden Schritten und öffnete schließlich die Augen. Ihr Geruch und ihre fast unmerkliche Berührung waren noch zu spüren. Er setzte sich auf und blickte auf seinen Schwanz, dessen Eichel in voller Pracht aus der Vorhaut gefahren war, um lustvoll in sie einzudringen.
Endlich verstand er, was Rowan gemeint hatte, und trotz seines Missbehagens lächelte er. »Sei nicht so einfältig. Sie ist für uns nicht bereit.«
Noch nicht.
Samantha lief stundenlang durch Atlanta, bis die Euphorie, in die das Blut des Mädchens sie versetzt hatte, endlich nachließ. Mehrmals erwog sie, Lucan übers Handy anzurufen und ihm zu sagen, wo sie sich befand – er mochte es nicht, darüber im Unklaren zu sein –, aber sie war noch nicht so weit, sich seine unvermeidliche Gardinenpredigt anzuhören.
Ja, sie gehörte zu den Darkyn. Nein, ihr blieb nichts anderes übrig, als von Menschenblut zu leben. Ja, sie könnte sich etwas mehr um Anpassung bemühen. Doch es war das widerhallende Echo von Abbys Gedanken, das sich in ihr festsetzte und eine Menge Schaden anrichtete. Noch immer spürte sie die Lust des Mädchens und vernahm, was ihr durch den Kopf geschossen war. Ob all das verblasste wie die körperlichen Nachwirkungen der Blutmahlzeit oder ob es in sie eingeschrieben blieb, würde sich noch zeigen, doch egal, was geschah: Sie musste mit dem
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