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Dunkle Beruehrung

Dunkle Beruehrung

Titel: Dunkle Beruehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Viehl
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– »… Dienerin und Herrin zugleich.«
    »Die Küche ist ihr Revier.« Jessa blieb vor der Tür stehen, die sie wiedererkannte und hinter der die Bibliothek lag, in der sie aufgewacht war. »Hat sie eine Essstörung?«
    »Nein, aber sie ist eine miserable Futterverwerterin«, erwiderte er. »Wenn sie nicht für drei isst, fällt sie vom Fleisch.«
    Jessa betrat nach ihm die Bibliothek und dachte dabei an Vulkan, der von einem ähnlichen Problem mit flüssiger Nahrung berichtet hatte, das ihn zwang, jeden Tag unglaublich viel Wasser zu trinken, um nicht zu dehydrieren.
    »Dann gehört also auch Rowan zu den Kyndred.« Zum Glück war sie keine Takyn; Jessa konnte sich nicht vorstellen, mit jemandem zu tun zu haben, der so mürrisch und giftig war wie Rowan.
    »Das sollte Ihnen doch klar sein.« Matthias ging vor dem Kamin in die Hocke und warf einen Scheit ins Feuer. »Schließlich erkennen wir einander.«
    »Ich habe nie behauptet, wie Sie zu sein.« Sie ging zu dem Sofa, schlug die Patchworkdecke aus und faltete sie sorgfältig. »Da täuschen Sie sich – genau wie Genaro.«
    »Und Sie verweigern sich noch immer der Wahrheit und verstecken sich hinter diesem Vorwand.« Er kam zu ihr, nahm ihr die Decke aus den Händen und warf sie beiseite. »Warum?«

10
    Matthias’ muskulösem Körper und seiner Intensität derart nah zu sein, weckte Jessas Fluchtwillen. Sie hätte ängstlich oder eingeschüchtert sein sollen, und dass sie es nicht war, ließ ihre Füße in dem unbedingten Wunsch kribbeln, möglichst rasch zu verschwinden. Warum reagierte sie auf ihn so, als würde eine ungekannte Energie zwischen ihnen wachsen und bald explodieren? Der gesunde Menschenverstand riet ihr, unbedingt räumlichen Abstand zu ihm zu gewinnen; sie konnte nicht länger so tun, als würde sie nur widerwillig mit ihm zusammenarbeiten, wenn sie zugleich spürte, wie seine Körperwärme mit ihrer verschmolz und der dunkle, lockende Geruch seiner Haut sie umfing.
    Sie würde in einer Minute von ihm abrücken, doch zuvor musste sie etwas in Erfahrung bringen. Etwas, das womöglich alles erklärte. »Was wollen Sie von mir?«
    »Für Vertrauen ist es zu früh«, gab er zurück, »und für Zweifel zu spät.«
    Wollte er sie beruhigen oder ärgern? Vielleicht beides. »Sagen Sie es mir.«
    »Ich will vieles.« Eine leichte Furche erschien auf seiner Wange. »Bleiben Sie vorläufig bei mir. Reden Sie mit mir. Lernen Sie mich kennen. Sie werden es nicht bereuen.«
    Seine Stimme sollte sie verzaubern, aber dieser Lockung würde sie nicht nachgeben. Nicht bevor sie genau wusste, was ihn veranlasst hatte, sie aus ihrem Leben in seines zu zerren. »Warum haben Sie mich gerettet, Matthias?«
    »Sie sind eine von uns. Wir haben nur einander.« Er hob die Hand und strich mit dem Daumen unter den Wimpern ihres rechten Auges entlang. »Haben Sie sich nie vorgestellt, mit Leuten zusammen zu sein, die so sind wie Sie?«
    Leute, die so waren wie sie. Jessa hätte laut gelacht, wäre es nicht zum Weinen gewesen. Es gab niemanden wie sie, nicht einmal unter den Takyn. Deren einzigartige Begabungen ließen sie schön, stark und edel sein und hoben sie aus der Menge empor. Und sie stellten immer wieder Erstaunliches damit an, auch im Geheimen. Delilah besaß die Fähigkeit, Tiere – vor allem Hunde – zu leiten und zu nutzen, und hatte zahllose Menschen aufgespürt und gerettet, die sich in der Wildnis verlaufen hatten. Vulkan setzte seine Macht über Kupfer dazu ein, komplizierte Plastiken zu schaffen und sie Krankenhäusern und Museen zu stiften, während Paracelsus eine Website hatte, die die Fehler der Historiker korrigierte. Selbst Aphrodite, deren Begabung es war, jeden Mann sofort hörig zu machen, hatte dieses Talent nie dazu missbraucht, jemanden zu verletzen, sondern wich den Menschen vielmehr aus, damit es nicht so weit kam.
    Verglichen mit den anderen fühlte Jessa sich durch das
Zwielicht
geschlagen. Es zwang sie, die Hässlichkeit zu sehen, die es in jedem Herzen gab, und hatte sie dazu verdammt, den Rest ihrer Tage allein zu verbringen.
    Dass er aufhörte, ihr Gesicht zu streicheln, ließ sie zusammenzucken. Diesmal hatte die Berührung nicht dazu geführt, dass sie ins
Zwielicht
geraten war. Aber warum nicht? Sie konnte schließlich niemanden anfassen, ohne ihm ins tiefste Innere zu schauen.
    »Jessa?«
    Kaum hörte sie ihn ihren Namen sagen, stürzte sie in ein Wirrwarr unnützer Gefühle und unerfüllbarer Sehnsüchte. Dieser Mann war gebaut

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