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Dunkle Beruehrung

Dunkle Beruehrung

Titel: Dunkle Beruehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Viehl
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leben, was sie dem Mädchen angetan hatte. Sie hatte ihr Blut getrunken und ihr dabei eine Gehirnwäsche verpasst.
    Vielleicht so wie Lucan, als er sich das erste Mal von Samanthas Blut genährt hatte.
    Ihr Handy läutete. Lucan änderte immer wieder heimlich ihren Klingelton. An diesem Abend ertönte der Titelsong von
Twilight – Bis(s) zum Morgengrauen
. Sie überlegte, das Gerät in die Kanalisation zu pfeffern, aber dann würde er sie nur suchen.
    Sie klappte das Handy auf. »Lass mich in Ruhe.«
    »Nur zu gern, Süße«, sagte Alexandra Keller, »aber der Schmerz bohrt mir ein Loch in den Schädel und will einfach nicht weichen. Und Morphium hilft bei mir nicht mehr.«
    »Du bist doch Ärztin«, fuhr Samantha sie an. »Ich kann da nichts machen. Ich bin bloß Polizistin.«
    »Du bist auch die einzige Kyn, die durch mein Blut verwandelt wurde«, erinnerte Alexandra sie. »Also spüre ich, wenn du in Schwierigkeiten bist. Solltest du wissen wollen, wie sich das anfühlt, ramm dir einen Eispickel ins Ohr.«
    »Bring mich nur nicht auf Ideen.« Samantha sah sich um. Sie stand hinter dem Armstrong-Gebäude, war also zu Lucan zurückgekehrt wie eine Brieftaube. »Alles in Ordnung, Alex. Ich amüsiere mich heute Abend nur nicht besonders.«
    »Ich auch nicht. Aber wenn alles in Ordnung ist, warum klingst du dann so genervt?«
    Samantha blickte zu den Lichtern im dritten Stock hoch. »Lucan hat mich zur Jagd mitgenommen. Mein erstes Mal. Ich habe es getan und ahnte ja nicht … Seit meiner Verwandlung habe ich mich von ihm oder von Blutkonserven ernährt – du weißt, wie es ist, wenn man von einem Menschen trinkt.«
    »Weiß ich nicht«, räumte Alexandra ein. »Ich habe meine Fänge immer nur in Michael geschlagen. War es so schlimm?«
    »Als ich noch ein Mensch war, dachte ich, ich fühle all diese Dinge, weil ich ihn liebe.« Sie ging langsam auf die Verladerampe zu. »Aber heute Abend ist das Gleiche mit dem Mädchen passiert, dessen Blut ich getrunken habe. Man fühlt genau dasselbe. Wenn man zubeißt, ist es, als habe ein Liebeszauber wie ein Querschläger getroffen – sie werden völlig verrückt nach einem, und man spürt das und begehrt sie dann ebenso. Besser kann ich es nicht erklären.«
    »Ich habe etwas Ähnliches getan.« Ihre Stimme blieb unbeteiligt. »Welches Problem hast du damit, Sam? Wäre dir lieber gewesen, das Mädchen hätte wie in den Filmen Qual und Schrecken empfunden?«
    »Natürlich nicht.« Vor dem Haupteingang des Gebäudes setzte Samantha sich auf die untersten Stufen. »Ich wundere mich nur, verstehst du? Bevor ich Lucan traf, war ich nie verknallt, und dann ging alles so rasch … Aber verliebt war ich erst, nachdem er mein Blut getrunken hatte.«
    »Herzchen, ich hatte eine Zeit lang mit Luc zu tun, nachdem er mich in Fort Lauderdale aufgegabelt hatte, und er würde nie …«
    »Nein, Alex.« Sie wollte nichts von Lucan und davon hören, was er nie täte. »Es war schlimm genug zu erfahren, dass ich wie das Mädchen aussehe, für das er im achtzehnten Jahrhundert oder so geschwärmt hat. Vielleicht geht es ihm nur darum: dass ich so ausschaue wie sie.«
    »Du bist verärgert, Sam, aber ganz ehrlich –«
    »Und wenn
ich
das jemandem antue?«, fragte sie. »Wenn ich Leute beiße, sie glauben mache, sie würden mich lieben, und sie irgendwie anstecke?«
    »Das kannst du gar nicht –«
    »Du hast mich angesteckt, als Lucan mir dein Blut gab, und dabei warst du nicht mal im Zimmer.«
    »Hältst du endlich den Mund und lässt mich einen Satz beenden?« Alex wartete einen Moment der Stille ab. »Danke. Gut, lass uns Klartext reden. Du kannst nur Leute anstecken, die bereits Darkyn- DNA in sich tragen und denen du, damit sie nicht sterben, dein Blut gibst. Nur dann ist das möglich – hast du verstanden?«
    »Ja«, brummte Samantha.
    »Ich weiß nicht, wie es zwischen dir und Lucan läuft«, fuhr Alexandra fort, »aber du bist kein Ersatz für Frances und warst es auch nie. Er liebt dich, Kleine. Das hat er mir gesagt, und ich habe dabei seine Miene und seine Augen gesehen. Er hat nicht gelogen.«
    »Das hat er dir gesagt, als ich noch ein Mensch war und er sich von mir nährte«, rief Samantha ihr in Erinnerung. »Zwar hat er mein Blut nur in kleinen Portionen getrunken, doch das hat gereicht, um seine Gefühle zu beeinflussen. Du hättest hören sollen, wie er über Menschen redet. Wie hat er uns genannt?« Sie verstummte und versuchte sich auf seine Formulierung zu besinnen. »Ein

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