Dunkle Beruehrung
das bedeutet, meine
Sygkenis
.« Seine Finger umfassten ihr Kinn fester. »Mag sein, dass Alexandras Blut in deinen Adern rinnt, aber du gehörst mir, und ich bin nicht Michael Cyprien. Ich werde nicht den edlen Liebhaber spielen und meine Liebe für dich opfern. Jemanden wie mich kannst du nicht aus der Dunkelheit holen und es dir dann anders überlegen. Ich gehöre dir, Samantha. Ganz und gar. Die schöne Maske und das Ungeheuer darunter. Und täusch dich nicht: Ich bin ein Ungeheuer. Eines, das gern, ja
freudig
alles zerreißt, was zwischen uns tritt. Das hast du ja schon mal erlebt.«
»Es geht doch nichts darüber, einem geliebten Menschen zu drohen, um eine Beziehung zusammenzuhalten.« Sie legte die Stirn an seine Brust. »Ich liebe ein Ungeheuer, und als ich heute Abend das Blut dieses Mädchens getrunken habe, habe ich mich wie ein Ungeheuer gefühlt – das kommt also irgendwie hin.« Sie sah zu ihm hoch. »Was im Club geschah, macht mir Angst. Was zwischen uns geschah, als ich noch ein Mensch war. Alex sagte, ich müsse darüber mit dir reden. Können wir das tun, ohne dass du aus diesem Haus eine Halde rauchender Trümmer machst?«
Das Telefon klingelte.
»Das Gebäude ist sicher«, meinte Lucan, »aber dass das Telefon die Nacht übersteht, kann ich nicht garantieren.« Er schnappte sich den Hörer. »Was ist jetzt schon wieder?«
Sam beobachtete, wie er lauschte. Lucan murmelte etwas in einem Englisch, das seit siebenhundert Jahren nicht mehr gesprochen wurde, und knallte den Hörer auf die Gabel.
»Probleme daheim?«
»Nein, das war Kendrick.« Er sah sie an. »Jemand läuft hier in der Stadt Amok.«
Samantha runzelte die Stirn. »Was schert uns das?«
»Laut Zeugenaussagen zerreißt er seine Opfer mit bloßen Händen.« Lucan besah sich seine Samthandschuhe. »Anscheinend bin ich in dieser Stadt nicht das einzige Ungeheuer.«
DRITTER TEIL
Gaven
1. Oktober 2008
Historisches Komplott zum Kaisermord?
Studenten graben zweitausend Jahre alte Statue aus – möglicherweise Mordkomplott in Ostia Antica
Amerikanische Archäologiestudenten, die an einer Lehr-Ausgrabung in Ostia Antica – dem Hafen des antiken Rom – teilnehmen, haben Hinweise auf einen historischen Kriminalfall entdeckt, in Form einer zweieinhalb Meter hohen Marmorstatue der Göttin Minerva. Die Plastik, die vermutlich bewusst auf dem Gelände des alten Hafens verborgen wurde, enthält eine Inschrift, die auf ein Komplott zur Ermordung des römischen Kaisers Augustus hinweist.
»Wir sind sehr aufgeregt«, sagte Grabungsleiter Prof. Jeffrey Williams am Samstag auf einer Pressekonferenz in Rom. »Das ist die größte und besterhaltene Statue der Minerva Victoria überhaupt, und zurzeit deutet alles darauf hin, dass sie kurz nach Beginn unserer Zeitrechnung bewusst vergraben wurde. Sobald die Studenten die Inschrift im Innern des Sockels übersetzt hatten, begriffen wir, warum die Figur in einem so ungewöhnlichen Versteck verborgen worden war.« Auf die Frage, wie die Grabungsteilnehmer die Statue entdeckt hatten, reagierte der Professor etwas gereizt. »Ich würde gern behaupten, wir hätten sie nach akribischer Suche gefunden, aber das Gelände, in dem wir graben, gilt nicht als sonderlich ergiebig und dient seit Jahren dazu, wissenschaftliches Ausgraben unter realistischen Bedingungen zu lehren. Ehrlich gesagt: Es war ein Glücksfall, dass keins der vielen Teams, die vor uns hier waren, auf die Idee kam, den Tunnel zu erforschen, in dem die Grabungsgerätschaften gelagert werden – sonst wäre die Gruft längst entdeckt worden.«
Die riesige Marmorstatue, die zweieinhalb Meter hoch und über einen Meter breit sein soll, stellt die alte römische Göttin Minerva (die Pallas Athene der Griechen) geflügelt und in klassischer Siegerpose dar. Anders als bei den meisten Plastiken jener Zeit, die der Standfestigkeit wegen mit massivem Sockel gearbeitet sind, liegt hier hinter einer Marmorplatte ein Hohlraum. Die Statue, die von vielen schützenden Woll- und Leinenschichten umgeben war, wurde in einem Tunnel für die Ausrüstung gefunden, der bereits 1911 ausgegraben wurde.
Professor Williams glaubt, die lateinische Inschrift im Innern des Sockels liefere den ersten belastbaren Beweis für ein Mordkomplott gegen Augustus, der Gerüchten zufolge 14 n.Chr. von seiner ehrgeizigen Frau Livia Drusilla vergiftet wurde, damit deren Sohn Tiberius den Thron besteigen konnte.
»Wir veröffentlichen die Übersetzung der Inschrift erst,
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