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Dunkle Burg

Dunkle Burg

Titel: Dunkle Burg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Luckett
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Gesicht mit dem Ärmel. Ein Soldat der Eskorte brachte mein Maultier, und wir saßen auf und ritten weiter.
    »Nun erzähl«, sagte Teska.
    »Worüber?«
    »Keine Schauspielerei. Wir sind nicht auf dem Jahrmarkt, und ich bin nicht der Dumme August. Wer waren sie? Was hast du gesehen?« Er durchbohrte mich mit seinem Blick. Ich suchte nach einer Antwort. »Sie fragten mich nach Bannern. Ein großes Viereckiges sah ich, blau mit einer weißen Blume darin.«
    »Der Orden. Also sind sie es. Du sagtest, die Hälfte der Reiter sei in Rüstung gewesen?« Ich nickte. »Dann haben wir es mit ungefähr hundert Schwestern zu tun. Ein ansehnlicher Teil ihrer Stärke. Und die anderen?«
    »Männer, glaube ich. Ja, Männer. Der Vogel konnte den Unterschied nicht erkennen und kümmerte sich nicht darum, aber ich erinnere mich, dass sie Barte trugen. Nicht in Rüstung. Kurze Speere.«
    »Wurfspeere, vermutlich. Leichte Hilfstruppen. Ich wusste nicht, dass der Orden darüber verfügt. Anscheinend ändern sie ihre Methoden, der Not gehorchend.« Er dachte eine Weile darüber nach. »Gute Aufklärung. Wenigstens darüber wird der Fürst erfreut sein. Noch erfreuter, wenn es weitere Nachrichten gibt. Trug jemand Kettenhemden, Helme? Wappenzeichnung auf dem Überwurf?«
    »Was ist das?«
    »Ein aufgenähtes Wappen, wie die bemalten Schilde, die du in Tenebra sehen konntest. Nein? Oder Regimentsfarben wie diese?« Er zeigte zu dem Federbusch auf dem Helm des Unteroffiziers. »Oder eine Schärpe, so etwas?«
    »Nein. Sie waren alle sehr einfach gekleidet. Grau und grün und rostige Rüstungen.«
    Er grunzte wieder. »Nicht rostig. Nicht beim Orden. Sie sind gebräunt worden, um nicht so aufzufallen.« Er machte schmale Augen. »Wieder eine neue Kampftaktik.« Er ritt vielleicht hundert Schritte weiter und ich sah ihm an, wie er nachdachte. Dann: »Sonst etwas? Hast du den Befehlshaber gesehen?«
    Ich zuckte mit der Schulter. »Weiß ich nicht«, sagte ich. Er sah mich scharf und unduldsam an. »Ich weiß es wirklich nicht. Oder er war derjenige, der die Flagge trug.«
    »Du meinst das Ordensbanner? Das würde nicht von einem Mann getragen werden.«
    »Nein, die andere. Die Kleine.«
    »Welche andere? Welche Kleine? Warum sagtest du es nicht vorher?« Teska sah mich an wie ein Bullenbeißer, der überlegt, ob er seinem Gegenüber an die Kehle springen soll oder nicht. Wie Fred. Und Fred war verrückt.
    Mir wurde kalt. »Mir fiel es eben erst ein…«, murmelte ich unsicher.
    Sein Blick ruhte unerbittlich auf mir. »Wie war sie, die kleine Flagge?«, verlangte er zu wissen.
    Ich schloss die Augen. Das erleichterte mir die Erinnerung und das Sprechen. »Sie war rot, glaube ich. Ja, rot. Braunrot wie Rost.«
    »Was noch?«
    »Es war ein Fass darauf zu sehen. Grau, beige, in der Art.«
    »Ein Fass?«
    »Ja, ein Fass. Mit einer gezackten Oberseite.«
    »Gezackt? Wie gezackt?«
    »Wie die Mauern in Tenebra. Bitte, ich…«
    »Mit Zinnen besetzt. Es war mit Zinnen besetzt, also war es kein Fass.« Er starrte durch mich hindurch. »O nein, kein Fass. Ein Turm.«
    »Ja, vielleicht«, brachte ich hervor.
    Er hörte nicht auf mich. »Ein Turm argenü« Sein Gesicht leuchtete förmlich auf, wie ich es sonst nie gesehen hatte. »Oh, das ist so viel Wert wie der ganze Rest. Der Fürst wird hocherfreut sein, es zu hören. Der Verräter Silvus Castro ist hier.« Er sprach mehr zu sich selbst als zu mir. »Er ist hier. Ein paar Meilen nördlich, hinter diesem Hügel. Wir haben ihn gefunden. Ich habe ihn gefunden. Und ich bringe dem Fürsten das Mittel, ihn zur Strecke zu bringen.« Er wandte sich zu mir. »Je eher wir hinkommen, desto besser. Und behalte es für dich. Der Fürst wird von mir darüber unterrichtet.«
    Er trieb sein Maultier zum Trab an. Meins, das hinter ihm angebunden war, begann auch zu traben.
    Niemand sonst dachte daran, sich um den Vogel zu grämen, den ich in den Tod getrieben hatte. Warum auch? Kaum einer hatte ihn anders denn als einen winzigen fernen Punkt am Himmel gesehen. Ich aber hatte in seinem Kopf gewohnt, aus seinen Augen geblickt und an seinen Empfindungen teilgehabt. Und ich hatte ihn gezwungen, so tief herunterzugehen, dass er in Reichweite eines Pfeils oder Bolzens gekommen war. Darum fühlte ich mich schuldig und trauerte um ihn.
    Will
    Silvus barg seinen Bolzen und stieg ohne ein Wort wieder aufs Pferd. Wir ritten weiter.
    »Das war Nathans Magier, kein Zweifel«, bemerkte ich. »Bloß wird er das nicht wieder

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