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Dunkle Diamanten (Shades of Brilliance) (German Edition)

Dunkle Diamanten (Shades of Brilliance) (German Edition)

Titel: Dunkle Diamanten (Shades of Brilliance) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E.L. Jannings
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seinen Geist im Schein der Schreibtischlampe in komplizierten Formeln spazieren zu führen. Dieses Leben als begabter Versager hatte ihn in letzter Konsequenz dazu gezwungen, Jayata zu verlassen. All das erkannte Robert an diesem Abend, in der Gesellschaft von zwei Männern, die niemals gezögert hatten, ihre Begabungen und Träume in die Wirklichkeit umzusetzen. Er konnte die Zeit nicht zurückdrehen. Aber er konnte einen Neuanfang machen. Jetzt, heute Abend, hier im Ratskeller, machte er einen Strich unter sein altes Leben. Er würde Merensky nach Afrika folgen und in Freiheit leben. Allein, ohne Jayata. Aber ohne die Begegnung mit ihr hätte er diesen Schritt vielleicht niemals gewagt. August Stauch bestellte die dritte Runde Schnaps.
     
    *****
     
    „Und nun sehen Sie sich diese Diamanten an, Merensky. Die wurden vor ein paar Monaten in der Lagerstätte von Pomona in Südwest gefunden. Hochrein, keine Einschlüsse und doch nicht völlig farblos. Sie haben einen ganz sachten, eisigen Blaustich. Nur ein wenig mehr davon, und sie wären richtig blau. Wissen Sie, was für blaue Diamanten in dieser Größe bezahlt wird? Da können Sie die Platinvorkommen, die Sie für Sir Alfred prospektiert haben, glatt vergessen. Halten Sie es für möglich, dass Pomona wirklich blaue D iamanten hervorbringen könnte?”
    Roger Holborn, oberster Gem mologe des DePass Syndikats, lehnte sich in seinem Sessel zurück und tupfte zärtlich mit seiner Pinzette auf diesen und jenen der geschliffenen Diamanten, die vor ihm auf einem mit weißem Samt bespannten Tablett ausgebreitet waren. Keiner der Steine war kleiner als drei Karat, und alle hatten diesen unglaublichen Stich ins Blaue, was sie neben den hochweißen Steinen, die man zum Vergleich aus dem Tresor geholt hatte, viel aufregender aussehen ließ.
    „Wie Gletschereis. Wir haben sie an Garrard’s verkauft, und die haben sie in Amsterdam schleifen lassen. Ich wollte sie Ihnen unbedingt noch mal im geschliffenen Zustand zeigen, deshalb war Mr. Garrard so freundlich, sie mir heute Morgen noch einmal bringen zu lassen. Ein Auftrag aus dem Ausland für ein Diadem, mehr war er nicht bereit herauszulassen. Nun, sollte die zukünftige Besitzerin es je in London tragen, würde ich es unter Hunderten wiedererkennen. Eine unglaubliche Diamantfarbe, sie ist mir schon bei den Rohsteinen aufgefallen; aber jetzt, in diesem Tropfenschliff und in den Smaragdschliffen, zeigt sie sich in ihrer ganzen Schönheit. Mr. Garrard hat übrigens vor einiger Zeit einen saphirblauen Diamanten von über neun Karat aus Brasilien erstanden. Dort werden hin und wieder ganz hervorragende Exemplare gefunden. Schade, dass wir in Afrika nicht mehr davon haben. Es sei denn …” seine schweren Augenlider, von denen das rechte durch den jahrzehntelangen Gebrauch der Lupe mehr herunterhing als das linke, hoben sich mit einem vorsichtig fragenden Blick zu Hans Merensky.
    „Roger, ich bin Geologe und kein Hellseher. Es könnte möglich sein, dass Pomona noch Diamanten von intensiverem Blau hergibt, aber im Endeffekt muss ich genauso raten wie Sie. Hier, mein junger Kollege aus Deutschland hat da eine ganz interessante Theorie. Warum weihen Sie Mr. Holborn nicht ein, Robert? Sie werden in ihm einen aufmerksamen Zuhörer haben.”
    Hans nahm einen Schluck Pink Gin, langte ehrfurchtslos über den Tisch und nahm einen der eisblauen Diamanten, als ob er ein Gletscherbonbon aus einer Tüte fischen wollte. Er klemmte Holborns Lupe ins Auge, drehte das Kleinod unter den gepeinigten Blicken des Gemmologen ganz undelikat zwischen seinen großen Fingern hin und her und versank schweigend in den Anblick der meisterlichen Facetten. Robert lächelte, er und Hans Merensky waren sich in den wenigen Tagen, die sie zusammen unterwegs waren, schnell nahegekommen. Robert bewunderte die Unbekümmertheit, mit der er auch in die nobelste Belle Etage einen Hauch Wildnis hineintrug. Wenn Hans dort eintrat, schien ein Schwall heiße Wüstenluft mit ihm zu kommen. Irgendwie war man immer versucht auf den Boden zu sehen, ob der Sand nun über die Aubussonteppiche treiben würde. Eindrucksvolle Räume mit seidenen Tapeten und kunstvollen Möbeln wurden durch seine Anwesenheit zu Puppenstuben. Elegante Gesellschaftslöwen fanden sich plötzlich zu schmächtigen Stubenhockern degradiert, und die Büsten der Damen kamen durch unterdrückte Seufzer aus dem Takt, wenn der vierschrötige Mann in dem schlecht sitzenden Anzug in ihre Nähe kam. Hans

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