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Dunkle Diamanten (Shades of Brilliance) (German Edition)

Dunkle Diamanten (Shades of Brilliance) (German Edition)

Titel: Dunkle Diamanten (Shades of Brilliance) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E.L. Jannings
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das Diamantgeschäft vernachlässigt. Sicher, er hatte an Consolidated Mines verkauft, aber ein Direktionsposten stand ihm laut Vertrag zu, und in dieser Position hätte er immer noch viel bewegen können. Viel wichtiger noch, er wäre in seinem Element gewesen, beschäftigt mit einer Sache, von der er wirklich etwas verstand – in einer Natur, die er liebte, nicht in Deutschland. Hans Merensky wollte August Stauch überzeugen, in seine neueste Prospektion einzusteigen. Er hatte eine gewagte Theorie über den wahren Ursprung der Diamanten in Südwest aufgestellt. Erwies sie sich als stichhaltig, so konnte das Ergebnis alle bisherigen Diamantfunde in Afrika in den Schatten stellen. Er hatte in die Sache bereits seinen letzten Penny investiert und brauchte dringend zahlungskräftige Gesellschafter. Er aß zum Kaffee folgsam Idas selbstgebackenen Frankfurter Kranz und war erleichtert, als Augusts Heimkehr dem Kaffeekränzchen ein Ende bereitete. Die Freude über das Wiedersehen war echt. Als sie schließlich allein in Stauchs Arbeitszimmer saßen, entrollte er eine mitgebrachte geologische Karte und kam umstandslos zur Sache:
    „Siehst Du diese unregelmäßige Formation? Die größten Lagerstätten der Diamanten von Südwest liegen nicht im Norden und werden nicht mit Flüssen angeschwemmt. Beim Auseinanderbrechen der urzeitlichen Landmasse in die heutigen Kontinente Afrika und Südamerika, lagen die Diamanten zwischen den urzeitlichen Austernbänken. In den nachfolgenden Jahrmillionen wurden sie offensichtlich langsam gehoben. Die ehemaligen Strände wurden trockenes Land, die Austernbänke starben ab und versteinerten. Und dort müssten die Diamanten heute zu finden sein, immer in der Nachbarschaft versteinerter Bänke von Warmwasseraustern, in dieser dreihundert Kilometer langen Formation.”
    Kein geringerer als Ernst Reuning , seit Jahren ein Verfechter der Gegentheorie, hatte sich bereit erklärt mitzumachen. Er war zu diesem Zeitpunkt bereits mit seinen Buschmännern im Namaqualand. Niemand, keine Menschenseele, hatte auch nur die leiseste Vermutung, was sie vorhatten. Es musste jetzt schnell gehen und ja, Merensky brauchte Kapital.
    Aus den dürren Strichen von Merenskys Karte stiegen die Dünen und Strände auf, die über so viele Jahre Augusts Leben gewesen waren. Einsame Expeditionen, mit einer Handvoll eingeschworener Vertrauter, immer auf der Suche nach dem nächsten, noch größeren Schatz. Spurensuche in der Erdgeschichte, in der ein einziges kleines Mineral, eine winzige Verschiebung des Gesteins, ein unscheinbares Fossil, eine veränderte Körnung des Wüstensandes dem Eingeweihten den richtigen Weg weisen konnte. Eiskalte Nächte, einsame Zeltlager, das Blitzen im Sand. August vermisste Afrika sehr. Merensky bekam den neuen Gesellschafter, den er so dringend brauchte, und ein warmer Kapitalregen ging auf ihn nieder. Verbunden allerdings mit der Auflage, einen in Augusts Augen vielversprechenden jungen Mann in das Prospektionsteam aufzunehmen, der wegen eines persönlichen Schicksalsschlages Deutschland verlassen wollte.
     
    *****
     
    Drei Tage später saßen Stauch und Merensky abends im „Ratskeller”, einem überheizten, tabakwabernden Gewölbe, das aus unerklärlichen Gründen eins von Augusts Lieblingslokalen war. Merensky betrachtete das antiquarische Gerümpel aus drei Jahrhunderten mit mildem Abscheu. Lanzen und Schilde wetteiferten mit Ritterrüstungen und Daumenschrauben unter dem Geräuschpegel einer Bierschwemme. Dank eines großen Trinkgelds bekamen sie einen Einzeltisch in einer wappengekrönten Nische und entgingen so dem Schicksal der anderen Gäste, die sich einen der langen Tische mit lauter fremden Leuten teilen mussten. Eine Unart, der sich die Deutschen quer durch alle Gesellschaftsschichten selbstquälerisch hingaben, und die sie mit dem Begriff „Gemütlichkeit” umschrieben. So fand jedenfalls Hans Merensky, der in Südafrika geboren war. August hatte Robert von Wolf zum Abendessen eingeladen. Als er auf die beiden zukam, atmete Merensky tief durch und dachte:
    „Also dann, in Gottes Namen, bringen wir es hinter uns und holen diesen liebeskranken Freizeitalchemisten an Bord. Wer weiß, vielleicht tun wir uns ja alle einen Gefallen, wenn wir den Ker l auf andere Gedanken bringen.” Er schüttelte Robert die Hand, als August ihn vorstellte. Laut sagte er: „Mein Freund August hat mir über Ihr Hobby erzählt, Herr von Wolf, die Diamantmacherei. Von der Richtung her habe

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