Dunkle Diamanten (Shades of Brilliance) (German Edition)
gut es ging, vermied. Robert war nie ein guter Lügner gewesen. Er fürchtete, seine Blicke könnten verraten, dass er Plaatje nicht zu lebenslangem Reichtum verhelfen, sondern ihn geradewegs in die Hölle befördern wollte, und zwar auf eine sehr unangenehme Art.
„Wir werden die Fundstelle morgen erreichen. Sie liegt ziemlich hoch auf den Dünen. Ich bin mir nicht sicher, ob die Tiere es bis ganz hinauf schaffen werden. Ich muss heute Abend die Ausrüstung noch mal nachsehen, damit wir morgen nur das wichtigste mit nach oben tragen und uns nicht mit unnötigem Gewicht belasten.”
„Tu, was du nicht lassen kannst. Aber ich warne dich, versuch nicht, mich auf’s Kreuz zu legen. Sonst hast du so viele Löcher in deinem Luxuskörper, dass dich deine Freunde als Sandsieb benutzen k önnen, wenn sie dich finden.” Plaatje warf die Satteltaschen auf den Boden und lud das Gewehr mit einer zackigen Bewegung durch. Robert kehrte ihm immer noch den Rücken zu und lächelte auf das Fell des Maultiers hinunter. Es war ein dünnes, grausames Lächeln. Bedächtig legte er Schaufeln und Pickel neben der dicken Seilrolle auf den Boden. Dann prüfte er umständlich die Maschen der Siebe, schüttelte den Kopf und gab missbilligende Geräusche von sich.
„Was ist los? Hast du was an den Sieben auszusetzen? Vielleicht nicht in der neuesten Berliner Modefarbe, was?” Plaatjes Lachen war ärgerlich.
„Du hast dir schlechte Siebe andrehen lassen. Die Maschen sind spröde und halten nichts aus. Wahrscheinlich sind sie seit dem letzten Diamantrausch ein Jahrzehnt im Laden herumgelegen. Die brechen nach ein paar Stunden durch. Wir müssen sie einölen, damit sie wenigstens ein paar Tage durchhalten. Du hast doch Fett oder Öl zum Kochen dabei, oder?”
Plaatje stemmte sich fluchend hoch und begann mit einer Hand in der Vorratskiste zu wühlen. Die Waffe behielt er vorsorglich in der anderen. So kurz vor dem Ziel wollte er nicht das kleinste Risiko eingehen. Der Teekessel, eine Bratpfanne und die Blechteller flogen in den Sand, es folgten mehrere Stücke Biltong, Konservendosen, Zwiebackpakete, Salz-, Zucker- und Kaffeebüchsen. Robert wurde nervös. Plötzlich fiel ihm ein, dass sie seit ihrem Aufbruch nur Biltong und kalte Bohnen aus der Büchse gegessen hatten. Plaatje hatte nichts gebraten. Was war, wenn er kein Öl oder kein Fett dabei hatte? Ihm wurde vor Schreck ganz schwindlig, und er musste ständig schlucken. Die Proviantkiste schien bodenlos zu sein, denn immer noch förderte Plaatje einen Gegenstand nach dem anderen aus ihr hervor, nur keinen Behälter mit der schlüpfrigen Substanz, von der alles abhing.
„Hol’s der Teufel, wo ist das Scheißding bloß. Die Alte in dem Laden hat doch gesagt, dass sie einen Topf Hammeltalg eingepackt hat. Besser als Öl, wird nicht so leicht ranzig … na bitte, da ist er ja. Genug, um einen ganzen Kaffernstamm damit einzureiben.” Er ging hinüber zu Robert und hielt ihm den Blechtopf vor das Gesicht: „Hammelfett für die Siebe, hm? Kommt mir ziemlich beknackt vor. Aber ihr Deutsche seid ja sooooo praktisch, wisst für alles einen Trick, was? Den besten Trick mit Fett werd’ ich dir bei Gelegenheit mal demonstrieren. Wirst es auch bitter nötig haben.” Er wieherte vor Vergnügen und stieß seine knochigen Hüften mit obszönen Bewegungen vor und zurück. „Ja, ist ja schon gut. Ich weiß, was der Deal ist. Ich kriege die Diamanten, und die blonde Prinzessin bleibt jungfräulich.”
Robert schwieg und begann umständlich die Siebmaschen ein wenig einzufetten. Natürlich war es beknackt, um mit Plaatjes Worten zu sprechen. Niemand fettete Sandsiebe ein, aber es war ihm nichts anderes eingefallen, um an das Fett zu kommen, ohne sein Misstrauen zu erregen. Er kniete mit den Sieben jetzt ganz nahe an dem aufgerollten Seil. Plaatje saß wieder auf seinen Satteltaschen und beobachtete ihn ohne Unterlass.
„Wo willst du die Diamanten für mich verkaufen, damit keiner Lunte riecht?”
„Wir nehmen von Alexander Bay ein Schiff nach Angola. Irgendeinen Frachtkahn, der zwei Passagiere unterbringen kann. Ich kenne einen Händler in Luanda, der ist spezialisiert auf illegale Diamanten. Er zahlt natürlich weniger als die Syndikate, aber dafür garantiert er Diskretion. Von Luanda aus kannst du dann hingehen, wohin es dir gefällt. Keiner wird dich aufhalten, besonders nicht als Erster-Klasse-Passagier.” Er begann das Seil aufzurollen.
„Angola, hm? Was ist, wenn wir den Gaunern
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