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Dunkle Diamanten (Shades of Brilliance) (German Edition)

Dunkle Diamanten (Shades of Brilliance) (German Edition)

Titel: Dunkle Diamanten (Shades of Brilliance) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E.L. Jannings
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übern Weg laufen, die mich damals in Lüderitz hocken gelassen haben, als die Sache mit den tauben Claims aufgeflogen ist? Die Bastarde haben mir vier Jahre Zuchthaus eingebrockt. Vier verdammte Scheißjahre! Aber so ein lieber Junge wie du, aus guter Familie, hat ja keine Ahnung, was im Zuchthaus abgeht.” Seine Stimme zitterte in einer Mischung aus Selbstmitleid und Zynismus.
    „Du wirst im besten Hotel der Stadt wohnen, rasiert und wie ein Gentleman gekleidet. Du glaubst doch nicht im Ernst, dass du da diesen kleinen Ganoven in die Arme läufst. Die kommen da nicht mal bis zum Personaleingang. Du wirst dich ja selbst nicht mehr wiedererkennen, wenn du erst anständige Kleider am Leib hast und beim Friseur gewesen bist. Ich kenne übrigens auch einen ganz hervorragenden Herrenausstatter in Lusaka. Vollbringt wahre Wunder, der Mann, kann ich selbst bestätigen … Wieviel Meter Seil hast du gekauft?”
    „20 oder 25. Ich weiß nicht mehr genau. So viel, wie du eben gesagt hast. Herrgott noch mal, wenn das so wichtig ist, dann miss es doch nach, du deutscher Korinthenkacker. Muss ja immer alles nach Vorschrift und ganz genau bei euch gehen. Ich wette, ihr vögelt sogar nach Gebrauchsanweisung.” Rasselndes Lachen, ein tiefer Zug aus der Zigarette, Husten … „Herrenausstatter. Klingt verdammt hochgestochen. Was hast du denn bei dem gekauft?” Seine Phantasie war jetzt angeregt. Vor seinen Augen stiegen verführerische Bilder auf: Plaatje im Dinner Jackett an einem Mahagonitresen, in einer verspiegelten Bar im Grand Hotel von Luanda. Plaatje im Smoking an einem mit Silber und Kristall beladenen Tisch, umflattert von willfährigen jungen Kellnern, vergeblich angeschmachtet von pelzverbrämten Damen mit durchsichtiger Haut und spitzen Schlüsselbeinen. Plaatje in weißen Leinenhosen, weißen Schuhen und dunkelblauem Blazer an Bord eines Luxusdampfers, vom Kapitän nicht zu unterscheiden. Seine Augen waren nicht mehr auf Robert fokussiert, sie tauchten ein in goldene Zeiten, die nun bald, sehr bald für ihn anbrechen würden.
    „Ein paar Tropenanzüge hab ich da gekauft. Passen wie maßgeschneidert. Einsame Klasse, hätte man in London oder Kapstadt nicht besser haben können.” Robert hatte ungefähr drei Meter Seil aufgerollt. Das war die richtige Stelle, ab hier musste er es einfetten, mindestens fünf Meter sollten vor Fett triefen, richtig schlüpfrig sein, damit sich möglichst wenig Sand daran festsetzten konnte. Er warf einen schnellen Seitenblick auf den vor sich hin träumenden Plaatje, tauchte beiden Hände tief in das Hammelfett und begann, das Seil mit dem Talg zu tränken. Zwischendurch machte er sich immer wieder an den Sieben zu schaffen, und die ganze Zeit redete er auf Plaatje ein, wie der Conférencier eines Vorstadtkabaretts auf sein naives Publikum. Das Schiff nach Europa, die Clubs in London, die Autorennen auf der Avus in Berlin. Die ganze wunderbare Welt, wie sie sich nur den wirklich Reichen erschloss, zu denen er schon morgen gehören würde. Als Plaatje eine eingehendere Beratung über sein zukünftiges Automobil wünschte, war Robert mit seinen Vorbereitungen fertig. Das Seil triefte im zweiten Drittel auf fünf Metern Länge vor Fett. Er rollte es vorsichtig zusammen, während er Plaatje über die Vorteile eines Hispano Suiza gegenüber einem Rolls Royce aufklärte. Dann setzte er sich erleichtert in den Sand. Sein Kopf war nach der Anspannung der letzten halben Stunde genauso leer wie der Topf mit dem Hammeltalg neben ihm. Und er war schwach, immer noch so verdammt schwach.
    „Was ist? Red weiter! Ist dir die Spucke ausgegangen? Du meinst also, ich sollte so einen Spanish Swizzer nehmen, weil der König von Italien auch einen hat?” Sein nachdenklicher Blick streifte den Talgtopf. „Ich werd’ verrückt! Der Arsch hat tatsächlich das ganze Fett aufgebraucht. Sag mal, dir hat wohl einer ins Gehirn geschissen, was? Schmierst das ganze Zeug auf die Siebe und ich kann, bis wir aus dieser Scheißwüste raus sind, nur noch kalte Konserven fressen.”
    Robert warf den leeren Topf hinter sich und murmelte: „Halb so schlimm Plaatje, wird nicht mehr lange dauern. Bald hast du’s hinter dir.”
     
    *****
     
    „ Geh keinen Schritt außerhalb meiner Spur … keinen Schritt … keinen Schritt … meine Spur … meine Spur … Spur … Spur …”
    Ernst Reuning lachte wie von Sinnen und lief weiter, immer weiter in die Dünen hinein, wurde kleiner, dann wieder größer, drehte sich

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