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Dunkle Diamanten (Shades of Brilliance) (German Edition)

Dunkle Diamanten (Shades of Brilliance) (German Edition)

Titel: Dunkle Diamanten (Shades of Brilliance) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E.L. Jannings
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um, winkte ihm zu und lief wieder lachend voran. Warum konnte er nicht in dieser Spur bleiben, warum war er so langsam, er würde ihn verlieren … verlieren … Reuning und die Spur …
    Robert schreckte aus einem unruhigen Schlaf auf, in dem ein Albtraum den anderen gejagt hatte. Klebriger Schweiß überzog ihn, sein Atem ging stoßweise. Er zitterte vor Kälte, Unruhe und Angst. Die Fesseln zwangen ihn, gekrümmt auf der unverwundeten Seite seines Körpers zu liegen. Er versuchte, seine Muskeln so gut es ging zu entspannen, ruhig zu werden, den Albtraum abzuschütteln und die unkontrollierte Angst durch Konzentration zu überwinden. Es war ihm doch bis jetzt immer gelungen. Nur noch dieses eine, einzige Mal. Morgen um diese Zeit würde alles vorbei sein, so oder so. Als er sich wieder im Griff hatte, war der schwarze Angstvogel vers chwunden. Er dehnte den Kopf soweit es ging nach hinten und schaute in den Nachthimmel. Ernst Reuning hatte ihm beigebracht, die Konsistenz des Sandes zu erkennen. Deshalb der Traum. Robert schloss die Augen. Wo waren sie jetzt? Ernst und Hans? Noch irgendwo hier in der Wüste, vielleicht gar nicht so weit weg von ihm? Oder waren sie schon in Kapstadt? Egal. Er würde sie finden. Und danach? Wenn alles getan war? Wenn die Dinge zurechtgerückt waren? Er liebte diesen Ausdruck und benutzte ihn immer, wenn er seinen Plan in Gedanken durchspielte. Würde er auch den Mut aufbringen, etwas ganz anderes zurechtzurücken? Etwas, wozu mehr Mut gehörte? Robert presste die Augenlider gegen den wachsenden Druck der Tränen. Er hatte nie um Jayata geweint. Aber es war vielleicht die letzte Nacht seines Lebens. So gab er seinen Widerstand auf und weinte sich in einen kurzen, erlösenden Schlaf.
     
    *****
     
    Die verwehte Wagenspur war kaum noch zu erkennen, aber für Robert war sie eine Botschaft von der anderen, von der richtigen Seite des Lebens. Ihr Anblick gab ihm Mut. Diese Seite war immer noch da, er musste nur den Eingang wiederfinden und sei es auch auf die abscheulichste Art. Hier hatten sie die Autos zurückgelassen, dort hinten fingen die Wanderdünen mit ihren endlosen Sandfeldern an. Er stieg vorsichtig aus dem Sattel, es fiel ihm schwer sich zu bewegen. Die Schmerzen in der Schulter waren wieder stärker geworden, und die Wunde nässte durch den schmutzigen Verband.
    „Was ist jetzt? Sind wir endlich d a. Kannst du dich verdammt nochmal endlich entscheiden, wo zum Teufel wir hingehen. Sieht ja alles so verdammt gleich aus in dem gottverfluchten Sandkasten.” Plaatje sah sich missmutig um, das Gewehr lag entsichert quer vor ihm auf dem Sattel. Seine Aufbruchsstimmung hatte sich in der trockenen Luft und der sengenden Hitze verflüchtigt wie die Tauschicht der Atlantiknebel. Ausdauer gehörte nicht zu Plaatjes Stärken, dafür war er umso launischer. Ihm war heiß, er hatte Durst, und noch bevor der Aufstieg begann, fühlte er sich schlapp. Er ärgerte sich, dass es Robert wieder schlechter ging. Hatte er doch fest damit gerechnet, dass der nicht nur die gesuchte Stelle finden, sondern auch das Graben erledigen würde. Schließlich musste Plaatje ihn bewachen. Nicht nur die geladene Waffe machte ihn zum Herrn, sondern auch der Diamantbeutel um seinen Hals. Schon deshalb empfand er es als völlig unerträglich, dass er sich zu dieser Drecksarbeit mit Schaufel und Sieb hergeben sollte.
    „Wir sind da. Es sind noch ungefähr zwei Stunden zu Fuß von hier aus. Wir müssen absteigen, die Last gleichmäßig auf die Tiere verteilen und sie am Zügel führen. Wenn sie zu schwer beladen sind, sinken sie ein und kö nnen sich die Fesseln brechen.”
    Robert versuchte, einen Rucksack mit Werkzeug von dem schwer bepackten Lasttier auf den Rücken seines Maulesels zu heben. Der Schmerz zwang ihn in die Knie. Schwaden von Übelkeit und Schwäche kreisten in seinem Magen und fluteten hinauf in seinen Kopf. Er kniete stöhnend vornüber gebeugt im Sand, presste die Hände auf den Verband, Ströme von Speichel rannen in seinem Mund zusammen, bis er sich vor Schmerz und Anstrengung übergab. Plaatje verfeuerte das gesamte Vokabular an Flüchen, Gotteslästerungen und Obszönitäten, das er sich im Laufe seines unerquick lichen Lebens angeeignet hatte:
    „Reiß dich zusammen, gottverflucht noch mal, du elender Wichser. Wenn wir die Klunker gefunden haben, kannst du kotzen so lang du willst. Vielleicht geb ich dir dann sogar den Gnadenschuss und schick dich zusammen mit den Mauleseln in die

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