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Dunkle Ernte

Dunkle Ernte

Titel: Dunkle Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Mockler
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Jack und seine Altersgenossen wohl tun, wenn das Land vor einem neuen Weltkrieg stehen würde?
    »Cyber-Terrorismus«, sagte er ruhig. »Das ist die größte Bedrohung für die Sicherheit Großbritanniens. Ein internetbasierter Angriff auf unsere computergesteuerte Infrastruktur, zielgerichtet und minutiös durchorganisiert, könnte öffentliche Einrichtungen, Kraftwerke, Krankenhäuser und Banken vollständig lahmlegen. Oder auch eine Kläranlage, wenn es denen in den Kram passt.« Er hielt inne, als der Kellner kam und Schüsseln mit gelben und roten, radioaktiv aussehenden Saucen und rosa Pilaw-Reis auf den Tisch stellte.
    »Cyber-Terrorismus«, sagte Jack. »Ist das alles?« Er lud sich den überwiegenden Teil der Schüsseln auf seinen Teller. »Da habe ich einen radikalen Lösungsansatz: Wie wär’s, wenn Sie einfach die Computer ausschalten?«
    Sir Clive seufzte. »Ach, kommen Sie, Jack. Spielen Sie hier nicht den Ahnungslosen. Ich habe Ihren Lebenslauf gelesen. Sie studieren Informatik. Sie wissen genau, wie anfällig IT -Systeme sind, wie leicht sich bösartige Codes einschleusen lassen. Da genügt ein Hacker, der sich ein wenig Zeit nimmt. Erst letztes Jahr hat sich jemand in die vermeintlich sichere Datenbank des Pentagon eingehackt.«
    »Ja, ich habe mich kaputtgelacht, als ich das gelesen habe. Wissen Sie, wie er das gemacht hat?« Jack stieß mit der Gabel in Sir Clives Richtung. »Die Leute vom Pentagon hatten das Passwort der Voreinstellung nicht geändert, und so stand da in dem Feld für das Passwort immer noch: ›Passwort‹. Der Hacker konnte also einfach reinspazieren und sich in aller Ruhe umschauen. So jemand ist aber keine Bedrohung. Da steckt keine Ideologie dahinter, kein politisches Ziel, nur ein einsamer Typ, der verzweifelt versucht Aufmerksamkeit zu erregen.« Jack kaute nachdenklich einen Mundvoll Korma, das gar nicht mal so schlecht schmeckte. »Ein informationstechnisches System ist immer nur so sicher wie die Menschen, die es bedienen.« Er begann sich allmählich für das Thema zu erwärmen. »Wenn Sie Schutz vor Cyber-Terrorismus wollen, müssen Sie Ihrem Personal beibringen, regelmäßig das Passwort zu ändern.« Er spürte, wie mit dem Essen seine Kraft und sein Widerspruchsgeist zurückkehrten.
    Sir Clive pickte an seinem Madras herum. Es war nicht so gut wie sonst. »Aber das ist nicht alles, Jack. Letztes Jahr in Estland wurden zum Beispiel Websites des Staatsschutzes zum Erliegen gebracht. Das war ein durchorganisierter Angriff über ein Netz von infiltrierten Computern. Ein Botnetz. Eine Zombie-Farm.«
    Jack lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Sein Magen war allmählich so voll, dass die Fäden spannten. Vielleicht sollte er sich die Bharji für später aufheben. »Botnetze …«, sagte er nachdenklich.
    Endlich , dachte Sir Clive. Jetzt hatte er ihn.
    »Ich habe letztes Jahr eine Hausarbeit über dieses Thema geschrieben«, fuhr Jack fort. »Es gibt so was schon seit einer Weile, wobei niemand genau weiß, wie viele es sind. Ein scheinbar harmloses Programm wird heruntergeladen, das einen Virus, Wurm oder Trojaner mitbringt; so gelangt ein Malicious Code auf einen Heim- PC , wo er schlummert, bis er einen Befehl bekommt. Die Menschen ahnen nicht einmal, dass ihr Computer als Zombie missbraucht wird. Und der exzessive Austausch von Daten unter den jungen Leuten begünstigt das natürlich.«
    Sir Clive entspannte sich ein wenig. Offenbar wurden in Cambridge doch noch halbwegs nützliche Dinge gelehrt. »Genau. Sobald der Malicious Code installiert ist, wartet er darauf, bis er gesagt bekommt, was er tun soll, und dann …« Er machte eine Pause. »Dann hat man ein Problem.« Unzufrieden über die fehlende Schärfe in seinem Essen schob er seinen Teller weg. »Aber wissen Sie, was bei der Vorbereitung auf einen Cyber-Krieg das größte Problem ist?«, sagte Sir Clive und sah Jack erwartungsvoll an.
    »Nein, aber Sie werden es mir sicher gleich verraten«, erwiderte Jack.
    »Man weiß nie genau, mit wem man es zu tun hat. Es ist unmöglich nachzuvollziehen, wer die Server eingerichtet oder den Code geschrieben hat. Ein Zombie-Netzwerk, das in China eingerichtet wurde, kann darauf programmiert sein, von jedem beliebigen Ort auf der Welt aus an jedem beliebigen Ort auf der Welt zuzuschlagen. Bedeutet das, dass die Chinesen dahinterstecken? Natürlich nicht. Es könnte jeder gewesen sein.«
    »Wenn es jeder gewesen sein könnte, könnten es auch die Chinesen gewesen sein«,

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