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Dunkle Ernte

Dunkle Ernte

Titel: Dunkle Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Mockler
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entgegnete Jack angriffslustig.
    Sir Clive schüttelte lachend den Kopf. »Sie haben recht, man muss immer misstrauisch bleiben. Einen Kaffee und einen Brandy?«
    »Warum nicht?« Jack beobachtete Sir Clive. Er hatte das Gefühl, dass der Mann vom Secret Service allmählich zur Sache kam.
    Sir Clive beugte sich vor und machte einen tiefen Atemzug. »Es war eine sorgfältig geplante Operation, Jack. Sie und die anderen neun Patienten. Die implantierten Module. Ein gut durchdachter Plan, beständig durchsickernde Informationen von unserer Seite, ein paar Server, die nicht ganz so gesichert waren, wie sie hätten sein sollen, ein neues Projekt in der Diskussion. Wir wussten, dass die Versuchung unwiderstehlich sein würde. Sobald unser neues Modul bekannt wäre, würde alle Welt scharf darauf sein. Auf dem Schwarzmarkt würde man astronomische Preise für diese Dinger erzielen. Wir mussten also nur noch die klinische Studie starten und uns dann entspannt zurücklehnen und abwarten, wer auf der Bildfläche erscheint. Und wer anschließend als Käufer anvisiert wird.« Er schwieg einen Moment lang. »Natürlich hätten wir nicht gedacht, dass die Diebe so brutal vorgehen würden«, fügte er hinzu.
    Der Brandy kam, zusammen mit lauwarmem Kaffee. Jack nahm das bauchige Glas und schwenkte die goldbraune Flüssigkeit, um das Aroma einzuatmen. Sir Clives Geschichte begann ihm Kopfschmerzen zu bereiten. Er leerte das Glas in einem raschen Zug.
    »Zwei Fragen, Mr Clive«, sagte Jack. Er war nie besonders geduldig gewesen, und er hatte auch keine Lust, den ganzen Abend mit diesem Mann zu vergeuden. Es gab Wichtigeres zu tun, Amanda trösten zum Beispiel. Er sah Sir Clive direkt in die Augen. »Was macht dieses Modul? Und was haben Sie mit mir vor?«

16
    Sir Clive zog einen transparenten Behälter aus seiner Jackentasche und ließ ihn lässig auf den Tisch fallen. Da lag es, mit durchscheinender rosa Außenhaut und Mikrochip im Innern. Genau wie Jack es in Erinnerung hatte. Er zuckte unwillkürlich zusammen.
    »Sie fragen, was das Modul macht? Nun«, Sir Clive rieb sich das Kinn, »das ist schwer in Worte zu fassen. Stellen Sie sich eine Atombombe für das Internet vor.«
    Jack runzelte die Stirn und nahm den Plexiglasbehälter in die Hand, um sich das Ding näher anzusehen.
    »Wir haben zehn Mikrocomputer entwickelt, miniaturisierte elektronische Schaltungen, die in organische Materie eingebettet sind. Sie, Jack, waren einer der Wirte. Der Plan war es, ein zellbasiertes System zu schaffen, das die leistungsstärksten Computer, die größten Netzwerke, außer Gefecht setzen kann. Eine Serie von Modulen, die, gemeinsam eingesetzt, so viele Viren, so viele Malicious Codes erzeugen könnte, dass sie sogar das stärkste, am besten gesicherte Netzwerk des Planeten durchsetzen könnte.« Er hielt kurz inne, um die Spannung zu erhöhen. »Ein schwarzes Loch in der virtuellen Welt, IT -Systeme, die unter der Last ihrer eigenen Daten zusammenbrechen und dabei Milliarden von Gigabyte an Informationen förmlich wegsaugen, technologische Infrastrukturen, ganze Länder. Stellen Sie sich vor, Jack, Bankensysteme, die zerstört werden. Niemand weiß mehr, wer wie viel Geld hat, welches Unternehmen wie viel Geld hat, wem überhaupt was gehört. Satellitenstationen außer Kontrolle, Armeen ohne Kommunikation, Waffensysteme, die nicht mehr einsatzbereit sind.«
    Jack hörte aufmerksam zu. Sir Clives Worte klangen in seinem Kopf nach: Eine Atombombe für das Internet . Beim Anblick dieses Dings fiel es nicht schwer, an das schlimmstmögliche Szenario zu denken, so fremd und abstoßend sah es aus. Aber hieß das, dass es auch wirklich diese Fähigkeiten hatte? Würde der MI 6 tatsächlich riskieren, dass etwas so Gefährliches in die Hände von Terroristen oder Schurkenstaaten gelangte?
    Das Studium in Cambridge hatte Jack auf so etwas nicht vorbereitet, aber das hieß nicht, dass es nicht möglich war. Er wusste, dass die Regierung immer noch die klügsten Köpfe und die besten Forscher in den Speziallaboren des britischen Geheimdienstes darauf ansetzte, die abstrusesten Ideen zu verfolgen und weiterzuentwickeln.
    Sir Clive öffnete den Plexiglasbehälter, nahm das Modul vorsichtig heraus und hielt es ins Licht, um es kritisch zu betrachten. »Sieht wirklich überzeugend aus, nicht wahr?«, sagte er. »Die Menschen haben sich vielleicht technologisch stark weiterentwickelt, aber ihre Psyche ist immer noch dieselbe. Die Leute glauben, was sie

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