Dunkle Ernte
lang.
37
Ost-Kongo, 09:00 Uhr
Final checks completed. Please prepare for landing . Die Stimme des Piloten schnarrte durch den Passagierraum. Monsieur Blanc stellte seine Uhr zwei Stunden vor auf Ortszeit um. Die Landebahn war ziemlich kurz, sodass der Pilot die Schubumkehr aktivieren musste, sobald das Fahrwerk den Boden berührte.
Jack schob sich so nah wie möglich an das Gepäckregal heran. Es kam ihm vor, als wären sie fünf Stunden in der Luft gewesen, wobei er keine Ahnung hatte, in welche Richtung sie geflogen waren.
Mit einem Ruck setzte die Maschine auf, und sofort röhrte die Schubumkehr los. So eine Bremsung hatte er noch nie erlebt. Es war, als wäre das Flugzeug in ein Stahlnetz geschossen, das sich bis zum Äußersten dehnte. Dann rollte die Maschine langsam über die Landebahn, und die Beleuchtung in der Kabine ging an.
Wo um alles in der Welt waren sie?
Monsieur Blanc und sein Assistent sprachen am anderen Ende des Passagierraums miteinander, sodass er nichts verstehen konnte. Vielleicht berieten sie, ob sie ihm das Modul sofort herausschneiden oder es lieber bis zu dem Treffen mit dem Unbekannten in seinem Bauch lassen sollten. Einer aus der Crew kam auf ihn zu, ganz offensichtlich bemüht, ihm nicht ins Gesicht zu sehen, und versuchte vergeblich, die Tür nach außen aufzustoßen, doch der Hebel bewegte sich keinen Millimeter.
»He, Sie! Wo sind wir?«, sagte Jack in der Hoffnung, dass der Mann reagierte. Doch dieser ignorierte ihn. »Sie da an der Tür! Wo sind wir? Was ist hier los? Sie wissen schon, dass es illegal ist, Menschen zu entführen, oder?«
Schließlich gelang es dem Crewmitglied, die Tür zu öffnen. Jack überlegte, ob er wohl der Pilot war und wie es kam, dass er für jemanden wie diesen Monsieur Blanc arbeitete. Der Mann stand jetzt mit dem Rücken zu ihm, doch Jack hatte ihn angesehen, als er auf ihn zukam. Er war ziemlich sicher, dass er ihn wiedererkennen würde, wenn es sein musste.
»Nun, Jack, ich fürchte, Ihre Reise endet hier«, sagte Monsieur Blanc und schnitt das Tape durch, mit dem er an dem Gepäckregal fixiert war. Sobald auch das Band um Knöchel und Handgelenke entfernt war, versuchte Jack loszustürzen, doch seine vom langen Flug steifen Muskeln protestierten mit schmerzhaften Krämpfen. Er schlug lang hin, direkt zu Monsieur Blancs Füßen, der mit Belustigung reagierte. »Zehn von zehn Punkten für Ihren Mut, mon brave . Wohin wollen Sie denn so überstürzt?« Er wandte sich um. »Gustav, helfen Sie mir, den jungen Mann die Treppen hinunter und zum Jeep zu bringen.«
Gustav schwang sich Jack über die Schulter und marschierte stöhnend vor Anstrengung die Flugzeugtreppe hinab, wobei Jacks Kopf unsanft gegen die Ausstiegsluke stieß. Hitze schlug ihnen entgegen, feucht, erstickend, scheußlich. Aus dem Dschungel am Ende der Landebahn stieg Dampf auf. Gustav ließ Jack einfach auf den Asphalt fallen und sah sich um. Neben einem Holzverschlag standen drei Halbwüchsige, von deren Schultern lässig Kalaschnikows baumelten. Einer von ihnen trug statt einem Kampfanzug Bermudashorts und Flipflops. Gustav war bei der russischen Armee ausgebildet worden und schüttelte den Kopf über den armseligen Zustand dieser Soldaten.
Jack reckte den Hals, um festzustellen, wo er war. Der Asphalt war unerträglich heiß und brannte an seiner Wange.
»Soll ich das Modul hier herausschneiden?«, sagte Gustav und deutete auf Jack, eine Hand bereits an seinem Jagdmesser.
Monsieur Blanc beobachtete, wie die drei Kindersoldaten langsam näher kamen, die Waffen direkt auf sie gerichtet. »Nun, im Augenblick möchte ich möglichst alles vermeiden, was die Jungs mit den Kanonen nervös machen könnte.«
Gustav nickte. Er hatte Monsieur Blanc schon öfter nach Afrika begleitet und wusste, dass diese Kinder ziemlich schreckhaft waren und wahrscheinlich unter Drogen standen. Die drei blieben stehen, und der größte deutete auf den Jeep. »Einsteigen, da, ins Auto.« Er fuchtelte mit der Waffe, um seiner Aufforderung Nachdruck zu verleihen. Gustav bückte sich und hob Jack auf, um ihn sich wieder über die Schulter zu hieven. Keine einfache Aufgabe, wenn man bedachte, wie groß und schwer der junge Kerl war und dass er ständig versuchte, die Zähne in seinen Nacken zu versenken.
Monsieur Blanc trat nahe an Jacks Gesicht heran. »Ich muss sagen, dass ich den Verlauf der Ereignisse sehr bedauere. Der Mann, der in Ihrem Zimmer in Cambridge durchgedreht ist, war einfach eine
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