Dunkle Ernte
Belastung. Aber ich werde versuchen, das Modul so schmerzlos wie möglich zu entnehmen.« Er schwieg einen Moment lang und fügte dann hinzu: »Sagen Sie, Sie haben doch in Cambridge studiert … können Sie die Uni empfehlen? Ich hoffe, eines Tages das Theologiestudium fortzuführen, das ich in jungen Jahren begonnen habe. Ist es sehr teuer, einen Platz zu bekommen?«
Jack stöhnte, als Gustav ihn auf die Rückbank des Jeeps wuchtete. Am liebsten hätte er dem Chinesen gesagt, er solle sich zum Teufel scheren, andererseits war es eine gute Gelegenheit, so etwas wie eine Verbindung zu ihm aufzubauen, wenn auch nur ansatzweise, sodass er vielleicht doch noch einmal kurz nachdachte, ehe er ihn umbrachte. »Das läuft über Gespräche und Prüfungen. Man kann sich keinen Platz kaufen. Man muss einfach verdammt hart arbeiten.«
Monsieur Blanc nickte nachdenklich. »Danke, Jack. Es gibt ja auch die amerikanischen Eliteuniversitäten, Yale und so weiter, aber wenn man bedenkt, dass die Leute wie George Bush aufgenommen haben, sind sie offenbar nicht sonderlich wählerisch.«
Der Jeep holperte über die Piste. Der Junge, der am Steuer saß, erreichte nur knapp die Pedale und konnte kaum über das Lenkrad sehen. Die Kalaschnikow lag in seinem Fußraum. Gustav, der neben ihm saß, hätte am liebsten sofort überprüft, ob die Waffe gesichert war, und dann das Steuer übernommen.
Der Wald war stellenweise gerodet. Erwachsene und Kinder gruben mit den bloßen Händen im gelbbraunen Schlamm, den sie in Schüsseln auswuschen. Jack sah wahllos in die Erde gefurchte tiefe Gruben, provisorische Minen, durchzogen von Metallrinnen mit schlammigem Wasser, das von geübten Fingern durchgesiebt wurde. »Was machen die da?«, fragte er.
Monsieur Blanc tupfte sich den Schweiß von der Stirn. »Sie graben nach Coltan. Leider werden sie nicht sonderlich gut dafür bezahlt. Jedenfalls nicht von dem Mann, den wir gleich treffen werden.«
»Dann müssen wir in …« Jack überlegte. Gab es nicht im Ost-Kongo ein besonders hohes Vorkommen des Metalls? Ihm fiel ein Artikel aus dem Economist ein, den er kürzlich gelesen hatte. Darin waren der hohe Preis des Erzes und der entsprechende Dominoeffekt auf die Technologieindustrie beklagt worden. »… in der Demokratischen Republik Kongo sein«, vervollständigte er seinen Satz.
Monsieur Blanc nickte. »Nur dass an diesem Ort der Name des Landes keine Bedeutung hat. Die Regionen werden von Männern mit Waffen kontrolliert. Der Mann mit den meisten Waffen bestimmt, wie der Ort heißen soll.«
Jack nickte. »Und Sie werden einem dieser Männer zehn Pseudowaffen als Köder übergeben, damit die britische Armee …« Er konnte den Satz nicht beenden. Ein Fausthieb traf sein Gesicht, der ihm die Lippe aufriss.
»Nicht hier, Jack. Ihre Andeutungen sind hier nicht erwünscht.«
Jack schwieg, nicht ohne sich ein verstohlenes Grinsen zu erlauben. Er hatte den Chinesen verunsichert. Auch wenn er nach wie vor behauptete, ihm nicht zu glauben, war Monsieur Blanc bei weitem nicht so entspannt, wie er tat.
Und das aus gutem Grund. Monsieur Blanc wusste aus Erfahrung, dass Clement seinen Besuchern immer mindestens einen Jungen schickte, der ihre Sprache verstand und die unbeobachteten Gespräche auf der Fahrt belauschen konnte. Wenn Jack recht hatte und die Module wirklich nur ein Köder waren, ein ausgeklügeltes Täuschungsmanöver, dann würde Clement das bald herausfinden. Ein Grund dafür, dass der General sein kleines Reich schon so lange hielt, war, dass er ein Gespür für solche Dinge hatte. Monsieur Blanc blickte sorgenvoll in den Dschungel. Wenn Clement es herausfand, wäre es das erste und zweifellos das letzte Mal in seiner Karriere als Waffenhändler, dass er sein Schicksal nicht in der Hand hatte. Ein unheimliches Gefühl.
38
Batley Hall, Hertfordshire, England, 12:00 Uhr mittags
Harvey Newman nahm am Kopf des schmucklosen Esstisches Platz. Im Grunde fühlte er sich ziemlich wohl in dieser Umgebung. Die Jagdtrophäen an den Wänden, die ausgestopften Hirschköpfe, die Geweihe, die gekreuzten Schwerter über dem riesigen Kamin, die Musketen und Wappen sprachen ein tiefes, unstillbares Bedürfnis in ihm an. Er fühlte sich seelenverwandt mit demjenigen, der das alles aufgehängt hatte. Am besten kaufte er sich so eine Hütte und ließ sie nach Kalifornien verschiffen, um das Ganze bei Sonnenschein genießen zu können.
Bob setzte sich neben ihn und schob ihm einen Stapel Papiere
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