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Dunkle Ernte

Dunkle Ernte

Titel: Dunkle Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Mockler
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geworden. Sein Bauch hing ihm über den Gürtel, und sein Nacken quoll über den Kragen seines kurzärmeligen Safarihemds. Er saß mit dem Rücken zu Archie, eine Zigarette in der einen Hand, die andere um eine junge Schwarze gelegt. Ehe Archie seinen Namen sagen konnte, hatte er sich schon umgedreht und war heraus ins Dunkel der Straße getreten.
    »Archie, alter Schweinehund, bist du das?«, sagte er, und ein breites Grinsen erschien auf seinem Gesicht. »Du siehst totenbleich aus, Mann, bist du wegen der Sonne hier?« Ein tiefes, grollendes Lachen war zu hören, während er Archie in seine mächtigen Arme schloss. Er mochte ein paar Pfunde zugelegt haben, doch Archie spürte, dass die Muskeln unter dem Fett immer noch fest waren. »Aber jetzt mal im Ernst«, fuhr er fort. »Ich nehme an, du bist nicht zum Vergnügen hier, sondern aus geschäftlichen Gründen. Wäre sonst ein ganz schön weiter Weg für einen Drink.«
    Archie setzte ein wenig überzeugendes Lächeln auf. »Geschäftlich, ja. Du siehst gut aus, Spike.«
    »Du meinst, ich bin fett geworden, was? Macht nichts. Weiß ich selbst. Kommt von zu viel Fleisch. Lass uns in mein Büro gehen.« Er führte Archie an der Bar vorbei zu einer Tür, die in dieser Umgebung auffällig massiv wirkte.
    »Nettes Lokal«, sagte Archie, weil ihm nichts anderes einfiel. Er war noch nie gut in Smalltalk gewesen.
    Spike lachte. »Es ist vielleicht ein Drecksloch, aber es ist mein Drecksloch. Und fürs Geschäft ist es auch gut, die Leute wissen, wo sie mich finden, und keiner kommt auf die Idee, den Laden auszurauben.« Er drückte den Lichtschalter und schloss die Tür hinter Archie. Der Raum war klimatisiert und kühl. »Setz dich. Lange her, dass wir uns gesehen haben. Was kann ich für dich tun, alter Freund?« Zwei Whiskeygläser erschienen auf dem Schreibtisch, und aus einer der Schubladen zog Spike eine Flasche.
    Archie nahm ein Glas und leerte es, wobei er sich vornahm, dass es das einzige bleiben würde. Aber es wäre unhöflich gewesen abzulehnen. Spike schenkte nach. Aber danach wäre wirklich Schluss.
    »Ich brauche die Sachen von dieser Liste«, erklärte Archie und schob einen Notizzettel über den Tisch. »Wie lange wird das dauern?«
    Spike zog an seiner Zigarette, trank den Whiskey aus und warf einen Blick auf die Liste. Keine großen Herausforderungen, alles Standardausrüstung, Sachen, die er auf Lager hatte, Gurte, Handwaffen, Morphium, ein Satellitentelefon, Jagdmesser, eine Hängematte, Malariatabletten. Den Helikopter zu besorgen würde vielleicht ein paar Tage dauern, würde aber auch kein Problem sein. »Soll das ein Campingausflug werden? Mit ein bisschen Jagen?«, sagte er lächelnd.
    »So etwas in der Art«, erwiderte Archie.
    »Pass auf«, sagte Spike, »besorg mir das Geld, dann bekommst du die Sachen morgen früh.«
    »In Ordnung. Gib mir dein Telefon und deine Kontodaten, sag mir, was es kosten soll, dann überweise ich es sofort.«
    Spike war überrascht. Normalerweise feilschten seine Kunden. Seine Preise waren hoch, zu hoch, um sie einfach so zu akzeptieren, und Archie hatte noch nicht einmal nach der Summe gefragt, ehe er zugestimmt hatte. Spike sah ihn prüfend an und bemerkte das leichte Zittern seiner Hand und den angespannten Ausdruck in seinen Augen. »Bist du in Schwierigkeiten?«, sagte er gedehnt.
    Archie runzelte die Stirn und kratzte sich am Kopf. Es gab keinen Grund, den Mann anzulügen. »Ich nicht«, erwiderte er. »Mein Sohn ist da draußen. Ich will ihn zurückholen.«
    Spike nickte. Er kannte Archie schon lange und wusste, dass ihn der Tod seines ersten Sohnes Paul vollkommen aus der Bahn geworfen hatte. Man hatte damals nirgends mehr mit ihm hingehen können, weil es immer in einem Desaster geendet hatte, mit einem Dutzend verwüsteter Kneipen und ebenso vielen gebrochenen Nasen. »Komm, ich geb dir die Sachen sofort. Anschließend sehen wir zu, wo wir einen Helikopter herkriegen«, sagte er und stand auf. »Und mach dir keine Gedanken wegen der Bezahlung. Das erledigen wir später.«

43
    General Nbotous Camp, Ostkongo
    Als Jack erwachte, spürte er einen brennenden Schmerz in seinem Bauch, und über ihm schwebten zwei verschwommene Gestalten. Das konnte nur ein Albtraum sein. Von den Händen eines der Männer triefte es rot, eine tiefe Stimme murmelte etwas auf Französisch. Schwärze drang aus seinen Augenwinkeln und dämpfte das Licht, doch irgendetwas über ihm glitzerte wie Sonnenstrahlen auf dem Wasser. War das ein

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