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Dunkle Ernte

Dunkle Ernte

Titel: Dunkle Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Mockler
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aufzutreiben gewesen. Die donnernden Propeller machten es außerdem unmöglich, während des Fluges noch einmal in Ruhe Kräfte zu sammeln.
    Ed Garner schritt das Flugzeug ab, um jedes Teammitglied noch einmal einzeln anzusprechen. Das war allerdings nur in einer Mischung aus Zeichensprache und Schreien möglich, so laut dröhnten die Triebwerke. Zum einen wollte er sehen, ob die Männer gut vorbereitet waren, zum anderen aber brauchte er selbst Ablenkung, um nicht ständig an den Absprung zu denken. Es war der riskanteste Teil des Unternehmens, weil so vieles schiefgehen konnte: falsch berechnete Windgeschwindigkeit, ein Fehler des Navigators, der sie kilometerweit von ihrem Sammelpunkt wegbrachte, Ausrüstungsmängel, ein Haupt-oder Reserveschirm, der sich nicht öffnete. Ed war lange genug beim Militär, um alles schon einmal erlebt zu haben. Beruhigt wäre er erst wieder, sobald die Männer wohlbehalten gelandet und in Stellung gegangen waren. Er öffnete die Tür zum Cockpit, und als er sie hinter sich schloss, ließ der Lärm der Triebwerke sofort nach. Es war der einzige Bereich in der Maschine, der zumindest halbwegs schallisoliert war.
    »Wie lange brauchen wir noch bis zur Absprungzone?«, fragte er den Kopiloten.
    »Zwanzig Minuten. Zeit für die letzten Checks. Wir werden die Ladeklappen öffnen. Sie müssen möglichst dicht hintereinander springen.«
    »Gut«, erwiderte Ed entschlossen. »Wie hoch sind wir?«
    »Zwanzigtausend Fuß, aber für den Absprung gehen wir auf fünfzehntausend runter.« Der Kopilot hatte keine Ahnung, was die Männer vorhatten, sobald sie festen Boden unter die Füße bekamen. Er musste es auch nicht wissen. Sein Job war es, diesen Flieger zu steuern, das Team zu den angegebenen Koordinaten zu bringen und die Klappen zu öffnen.
    Ed bedankte sich mit einem Nicken und kehrte zu seinen Männern zurück.
    »Zeit für den letzten Sicherheitscheck, Jungs. Wir springen in zwanzig Minuten.«
    Die Männer mit den schwarz-grün beschmierten Gesichtern machten sich mit routinierter Betriebsamkeit an ihre Ausrüstung, schnallten sich die Fallschirme auf ihre breiten Schultern und prüften die Sicherungshebel ihrer Waffen.
    Ed ging auf die Ladeklappen zu. Der hintere Teil der Maschine vibrierte besonders stark, Metall klirrte auf Metall, und es war noch lauter als vorne im Rumpf. Über die interne Funkverbindung fragte er im Cockpit nach: »Wie lange noch bis zur Absprungzone?«
    »Zehn Minuten, over «, ertönte schnarrend die Stimme des Piloten.
    Ed wies den Trupp an, in Stellung zu gehen. Sobald sich die Klappen öffneten, würden sie paarweise springen. In Anbetracht der Dunkelheit und der kleinen Lichtung, auf der sie landen mussten, war es ein riskantes Unterfangen. Die Windgeschwindigkeit lag bei sieben Knoten, aber der Wind war immer noch stark genug, um sie irgendwo in das dichte Blätterdach des Dschungels zu tragen, wenn sie das Flugzeug nicht rechtzeitig verließen.
    Langsam gingen die Ladeklappen auf. Eine Bö fuhr durch das Flugzeug, und ein hochfrequentes, brüllend lautes Surren ertönte, der Lärm der Triebwerke, jetzt ungedämpft. Vom Adrenalin aufgeputscht, warteten die Männer mit angespannten, konzentrierten Mienen auf das Kommando.
    »Fertig zum Absprung! Los, los, los!«, rauschte die Stimme des Piloten aus dem Intercom.
    Nacheinander traten die Männer an die Klappe und sprangen. Ed sah ihnen zu. Als das letzte Paar draußen war, trat er selbst an die Kante der Ladeklappe und konzentrierte sich noch einmal auf den Sprung. Gleich würde sein Körper wie ein Stein fallen, während der Magen oben blieb; binnen Sekundenbruchteilen würde er aus festem Stand in das haltlose Nichts stürzen und im eiskalten, laut wie ein Wasserfall rauschenden Luftstrom dem Erdboden entgegenrasen.
    Gleich würde ihm nur noch sein Instinkt helfen.

45
    Monsieur Blanc, Gustav und Uko kauten sich mühsam durch das zähe Fleisch, aus dem das Gericht auf ihren Tellern bestand, lachten gezwungen über Clements Witze und erschlugen hin und wieder vereinzelte Moskitos, die einen Weg durch die Mückennetze an den Fenstern gefunden hatten. Sie hörten sich seine Geschichten über Dschungelkämpfe an, über das Dorf, in dem er aufgewachsen war, seine siegreichen Schlachten und die Sprengsätze, mit denen er seinen Maybach präpariert hatte.
    »Wer versucht, den Wagen zu stehlen, kann nicht mal mehr weglaufen«, sagte er und tupfte sich den Mund ab. »Und das meine ich ganz wörtlich. Die Ladung geht

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