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Dunkle Ernte

Dunkle Ernte

Titel: Dunkle Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Mockler
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den Tagen der ursprünglichen Bewohner. Seit über einem Monat rechnete er schon mit einem Überfall ugandischer Truppen. Ihre Helikopter hatten bereits über dem Camp gekreist und waren erst abgezogen, als er mit Luftabwehrraketen auf sie geschossen hatte. Was für eine Verschwendung von Munition.
    »Nein, keine Ugander. Gar keine Dschungelsoldaten, Sir. Viel stärkere Waffen und große Rucksäcke. Eine reiche Armee.«
    Zum Zeichen, dass sich der Junge setzen solle, klopfte Clement neben sich auf das Bett. Fünf gut ausgerüstete Soldaten, die auf das Camp zukamen. Was konnte das bedeuten? Nur eine Eliteeinheit würde es wagen, mit lediglich fünf Mann in feindliches Gebiet einzudringen. Briten und Amerikaner entsandten gern kleine Trupps, Spezialeinheiten, die Guerillataktiken beherrschten, mit denen sie Angst und Schrecken verbreiteten. Aber was um alles in der Welt wollten sie ausgerechnet hier? Waren sie hinter ihm her? Es gab jede Menge andere bewaffnete Milizen, auf die sie es abgesehen haben könnten.
    »Gut gemacht, es war richtig von dir, mich zu wecken. Die anderen Jungs haben sich wahrscheinlich an ihre Fersen geheftet, nehme ich an?«
    Jumo schluckte und blinzelte mit seinen großen Augen. »Nein, Sir. Sie haben es leider nicht geschafft. Sie sind … alle getötet worden, Sir.« Er bemühte sich vergeblich, seine Stimme ruhig zu halten.
    Jetzt war ihm die Aufmerksamkeit des Generals endgültig sicher. »Wie?«, fragte er, stand vom Bett auf und streifte seinen Kampfanzug über.
    Jumo zögerte.
    »Wie?«, bellte Clement.
    »Sie sind verbrannt, Sir. Es war ein weißes Feuer. Erst Toma, dann die anderen alle auf einmal.«
    »Flammenwerfer?«, fragte Clement nach, schlang sich seinen Gürtel um die Mitte und zurrte ihn unter dem Bauch fest.
    »Nein. Nur Licht. Kein Benzin. Und ein knisterndes Geräusch, wie wenn ein Insekt verbrennt.«
    Clement runzelte die Stirn. Der Junge musste unter Schock stehen. Wahrscheinlich hatte er die Einzelheiten des Angriffs verdrängt. Es konnte nur ein Flammenwerfer gewesen sein. »Und sie sind alle tot?«
    »Ja, Sir, mit einem Schuss. Alle tot.«
    Clement schüttelte den Kopf und wandte sich dem Leibwächter zu. »Sag Uko, dass er sofort zu mir kommen soll. Und weck die anderen Soldaten. Sie sollen sich kampfbereit machen.«

51
    Jack hatte die Unruhe im Flur mitbekommen und wollte aufstehen, um zu sehen, was los war, doch sein kindlicher Wächter fing sofort an, mit der Waffe herumzufuchteln. So nervös, wie der Junge wirkte, würde er wahrscheinlich sogar wirklich abdrücken, überlegte Jack, doch dann stürmte Gustav zur Tür herein und schob das Kind mitsamt der Kalaschnikow ungerührt beiseite.
    »Kommen Sie mit«, sagte er zu Jack. »Befehl von Monsieur Blanc. Ich bringe Sie aus dem Camp heraus.«
    Der Whiskey vom Vorabend hatte seinen Tribut gefordert. Der Russe sah schwer mitgenommen aus, und dunkle Ringe lagen unter seinen Augen.
    »Los jetzt, auf geht’s!«, drängte er ungeduldig und zerrte Jack an der Schulter hoch, doch der entwand sich seinem Griff.
    »Wieso? Was ist denn los?«, fragte er misstrauisch und wich zurück.
    »Irgendwas geht da vor. Im Camp herrscht ein ziemliches Durcheinander.«
    Jack rannte zum Fenster. Im Morgengrauen kaum mehr als dunkle Silhouetten, schwirrten die Milizionäre kreuz und quer durch das Camp, überprüften Ausrüstung oder schleppten Material über den Hof.
    »Die meisten stehen sonst nicht vor zwölf auf. Es muss also irgendetwas passiert sein«, sagte Gustav. »Ich gehe jetzt jedenfalls, ob Sie mitkommen oder nicht. Es war nicht meine Idee, Sie mitzunehmen.«
    Jack musterte den Handlanger des Chinesen mit gerunzelter Stirn. Die Bewegungen des Mannes waren fahrig und nervös. Vielleicht stimmte sogar, was er sagte. »Also gut, dann machen Sie mich los.« Jack hielt ihm die gebundenen Hände entgegen.
    Gustav zog ein Jagdmesser aus dem Gürtel und schnitt rasch die Fessel durch. Der Junge mit der Waffe schrie ihn an, doch Gustav fegte ihn mit einem gezielten Stoß beiseite, riss die Tür auf und rannte hinaus und die Treppe hinunter, ohne sich nach Jack umzusehen, durchquerte die Küche mit den weißen Delfter Kacheln und trat hinaus in den Garten hinter dem Haus. Eine Reihe Jeeps stand nahe an der Villa unter Bäumen. Zwei davon hatten am Heck Maschinengewehre, drei nicht. Gustav bestieg einen ohne Aufbau, denn je leichter das Fahrzeug war, desto schneller würden sie vorankommen.
    »Wohin wollte denn Monsieur Blanc mitten in

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