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Dunkle Ernte

Dunkle Ernte

Titel: Dunkle Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Mockler
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herumfuchtelte, weil er meinte, einen Gorilla gesehen zu haben. Warum ließ der General nur solche Schwachköpfe für sich arbeiten? Jumo stand im Freien und blickte in den nächtlichen Himmel hinauf, wo sich über dem Blätterdach bereits der erste graue Schimmer der Dämmerung abzeichnete. Schluss damit. Die Zeit des Weglaufens war vorbei. Jetzt würde er für sich selbst einstehen. Entschlossen stürmte er ins Haus zurück, die Treppe hinauf und warf sich gegen die Tür des Generals. Er hämmerte mit den Fäusten dagegen und schrie: »Alarm! Alarm!«
    Ab sofort würde er selbst entscheiden, was richtig und was falsch war.
    Gavin McCallister hatte das Flugfeld des Generals erreicht, den breiten grauen Streifen, der den Dschungel durchschnitt wie ein Fluss aus Beton. Es war fast zwei Kilometer lang und bot einen eindrucksvollen und irgendwie unheilvollen Anblick. Die Kosten und Mühen, die mit Bau und Unterhalt verbunden waren, sprachen für den starken Willen des Bauherrn. Für einen kurzen Moment fragte sich Gavin, ob der MI 6 den Mann vielleicht unterschätzte. Jemand, der mitten in der Wildnis ein Bauprojekt dieser Größe durchzog, war mit Sicherheit auch imstande, eine funktionierende Armee aufzustellen.
    Er bedeutete seinen Männern, geduckt zu bleiben. Das Rollfeld wurde bestimmt bewacht. Und wenn nur ein paar schläfrige Soldaten in der baufälligen Holzhütte am anderen Ende saßen.
    »Okay, Männer, die Sprengsätze sollen gleichmäßig verteilt werden. Wir können auf dieser Seite der Rollbahn bleiben. Die Explosionen sollen einen anhaltenden Raketenbeschuss simulieren, sie müssen also so lange wie möglich andauern. Dem GPS zufolge ist das Camp nur ein paar Kilometer von hier entfernt, und es gibt eine Piste, die dorthin führt. Wenn ihr schnell seid und wir vor Tagesanbruch fertig sind, können wir die Piste nehmen. Wenn nicht, müssen wir uns einen Weg quer durch den Busch hacken. Noch Fragen?«
    Die Männer schüttelten die Köpfe und setzten die Rucksäcke mit dem Sprengstoff ab, um die Fernzünder zu überprüfen.
    »Gut. Wir gehen paarweise vor. Einer montiert den Sprengsatz, der andere hält die Augen offen.«
    Sechs Kilometer weiter, unweit vom Nbotous Camp, wischte sich Ed Garner mit dem Ärmel die Stirn. Es war eine schwüle Nacht, und der Rucksack lastete ihm schwer auf den Schultern. Der Schweiß von seiner Stirn lief ihm ständig in die Augen und sammelte sich in den Wimpern. Es war ein mühsamer, gefährlicher Trip. Ständig liefen sie Gefahr, auf eine Landmine zu treten, und die Dämmerung war nicht mehr fern.
    Eds Blick fiel auf zwei hohe Bäume. Von dort oben aus würden sie im Camp mit Hilfe ihrer Mikros und Kameras alles verfolgen können. Um nicht entdeckt zu werden, mussten sie in Stellung gehen, solange es noch dunkel war.
    Die Männer verstanden seinen stummen Befehl sofort.
    Es brauchte Zeit, bis das Klopfen in Clements von Whiskey und Zigarren benebeltes Hirn vordrang.
    »Was ist das? Was ist los?«, fragte er gereizt, den Blick auf den Tumult vor seinem Bett gerichtet. Einer seiner Leibwächter hatte einen kleinen Jungen am Genick gepackt.
    »Verzeihung, Sir, dieser Junge versucht schon die ganze Zeit Sie zu wecken. Er wollte an mir vorbei in Ihr Zimmer schlüpfen, aber ich habe ihn erwischt. Wenn Sie wieder schlafen möchten, werde ich es gern übernehmen, ihm eine Tracht Prügel zu verpassen.« Der Mann versuchte zu salutieren, was ihm mehr schlecht als recht gelang, weil Jumo sich unterdessen mit aller Kraft seinem Griff zu entwinden versuchte.
    Clement legte den Lichtschalter um, und die schwache Glühbirne an der Decke tauchte den Raum in gelbliches Schummerlicht. Mit gerunzelter Stirn kratzte er sich am Kopf.
    »Ich kenne den Jungen. Hab ihn gestern Abend in den Dschungel geschickt«, sagte er ungeduldig. »Lass ihn.« Er wandte sich Jumo zu. »Und jetzt sag mir, Junge, was ist so wichtig, dass es nicht bis morgen warten kann?«
    Jumo schüttelte den Leibwächter ab. »Soldaten, Sir. Sie kommen auf das Camp zu.«
    Clement setzte sich abrupt auf und sah dem Kind tief in die Augen. »Wie viele?«
    »Fünf. Vielleicht auch mehr.« Jumo überlegte und ließ die Szene mit den dunklen Gestalten noch einmal vor seinem geistigen Auge ablaufen. »Nein. Fünf. Genau fünf, Sir.«
    »Hast du die Uniformen gesehen? Waren es Ugander?« Bei dem letzten Wort würgte Clement einen dicken Schleimklumpen hoch und spuckte ihn zielsicher in einen Elefantenfuß-Schirmständer, ein Relikt aus

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