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Dunkle Ernte

Dunkle Ernte

Titel: Dunkle Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Mockler
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Der Junge zuckte angstvoll die Achseln. Uko packte ihn fest an den Schultern, schüttelte ihn und schleuderte ihn gegen die Wand. »Wo ist er hin?«, schrie er.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete der Junge. Er war ebenso verwirrt wie verletzt. Clement hatte ihm doch befohlen, die Fremden mit Respekt zu behandeln. »Er ist mit dem anderen Mann gegangen, dem großen, der nach Whiskey gestunken hat.«
    »Wann war das?«, wollte Uko wissen und bohrte seine Finger so fest in die Schultergelenke des Jungen, dass dieser vor Schmerz zusammenzuckte.
    »Gerade eben erst, Sir, vor ein paar Minuten.«
    Uko stürmte die Stufen hinunter und durch den Vordereingang hinaus. Die Milizionäre hatten das Tor bereits wieder geschlossen. Der Jeep war nicht mehr zu sehen. Die schweren Schritte des Generals polterten hinter ihm die Treppe herab und brachten das ganze Haus zum Beben.
    Clement atmete tief durch und legte Uko eine Hand auf die Schulter. »Weg?«, fragte er.
    Uko nickte. Auf seiner Glatze schimmerte eine frische Schweißschicht. »Ja, Sir. Gerade eben erst. Sollen wir ihm jemanden hinterherschicken?«
    Clement ballte die rechte Hand zur Faust, schlug sie in die linke und begann auf der Veranda auf und ab zu gehen. Die alten Holzplanken knarrten unter seinem Gewicht, und Möbel und Fenster quietschten bei jedem Schritt. »Nein. Das wäre Zeitverschwendung. Wir müssen uns hier vor Ort vorbereiten. Was wir tun müssen, ist …« Er verstummte und überdachte noch einmal die Situation. Fünf Elitesoldaten, die sich näherten, möglicherweise mehr, bereit, tödliche Waffen einzusetzen. »Im Augenblick müssen wir vor allem so tun, als ob nichts wäre«, fuhr er fort. »Diese Soldaten sollen nicht den Eindruck gewinnen, dass wir gewarnt sind. Es sind nicht viele. Ihr einziger Vorteil ist das Überraschungsmoment, und das haben wir ihnen bereits genommen. Die Überraschung liegt auf unserer Seite. Ruf die Kommandanten zusammen. Wir halten Kriegsrat.«

53
    »Sprengsätze sind montiert. Machen uns jetzt auf den Weg, Ed, over «, sagte Gavin McCallister in sein Funkgerät. Die Sprengladungen verbargen sich entlang einer Seite des Rollfelds. Sie würden ein eindrucksvolles Feuerwerk aus Rauch-und Phosphorbomben abgeben, als wäre im Ost-Kongo der dritte Weltkrieg ausgebrochen.
    »Gute Arbeit«, erwiderte Ed. »Wir sitzen in den Bäumen. Im Camp sind ganz schön viele Frühaufsteher unterwegs. Unüblich für eine Armee dieser Art.« Er hatte durch sein Nachtsichtgerät überrascht festgestellt, dass die Milizionäre trotz der frühen Stunde bereits ihre Waffen reinigten und luden und ihre Ausrüstung überprüften. »Wie lange werden Sie noch …« Er unterbrach sich, als zwei Männer auf die Veranda heraustraten. Auf die Entfernung konnte er es nicht mit Sicherheit sagen, aber die Wahrscheinlichkeit war hoch, dass Nbotou dabei war.
    Er machte den Rest des Teams aufmerksam. »Wer ist das auf den Stufen vor dem Haus?«, zischte er. »Kann jemand positiv identifizieren?« Sie hatten vor ihrem Aufbruch Fotos des Milizenführers gesehen, doch im grünlichen Licht der Thermalsicht war er nicht zweifelsfrei zu erkennen.
    »Das muss der General sein«, sagte Ian Cleaver, der beste Scharfschütze im Team. »Darauf verwette ich meine Kanone.« Er hatte seine Waffe bereits auf die massige Gestalt von Clement Nbotou gerichtet, der auf der Veranda auf und ab wanderte. Die Nacht war klar und windstill. Der Abstand zum Ziel betrug weniger als fünfhundert Meter. »Ich hab ihn im Visier, Ed. Ein Wort von Ihnen, und er ist ein toter Mann.«
    Ed biss sich auf die Lippe. Zu gern hätte er den Befehl gegeben, diesen verdammten Scheißkerl hier und jetzt zu erledigen. Aber das ging nicht, sie brauchten Gavin und sein Team als Verstärkung für den anschließenden Teil des Einsatzes. Außerdem mussten sie damit rechnen, dass Clement einen tüchtigen Stellvertreter hatte. »Nicht schießen, Ian. Wir müssen auf Gavin warten. Verfolgen wir lieber noch eine Weile über Mikros und Wärmebilder, was die da unten so treiben.«
    Er sah zähneknirschend zu, wie der General wieder im Haus verschwand.
    Gustav hielt am Rand der Piste. Lange waren sie nicht gefahren, höchstens zwanzig Minuten. Vor ihnen in der Dunkelheit blinkte mehrmals ein schwaches Licht wie von einer Taschenlampe auf.
    »Ist er das?«, fragte Jack.
    Gustav nickte wortlos und legte sich erneut die entsicherte Pistole auf den Schoß. Im Schritttempo kroch der Jeep voran.
    »Es wäre vielleicht

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