Dunkle Flammen Der Leidenschaft
Eindrücke jetzt schwächer als beim Erstkontakt, wenn alles noch ganz intensiv war.
Ich verdrängte Raziels letzte peinvolle Augenblicke und konzentrierte mich auf die Essenz des Feuerteufels. Was eben noch ein Fädchen gewesen war, wurde jetzt zu einem Seil, das ich packte; dann zog ich mit aller Kraft daran. Das schäbige Hotelzimmer verblasste, und ich fand mich in einem riesigen Raum mit hoher Decke, eleganter Möblierung und Gobelins an den Wänden wieder. Leer war er nicht; zwei Männer standen vor einem Kamin, der so groß war, dass sie zu zweit hineingepasst hätten. Mit Erleichterung stellte ich fest, dass der eine der Feuerteufel war, während der andere, ein kahlköpfiger, stämmiger Afroamerikaner, den Kopf schüttelte.
»Natürlich glaube ich nicht, dass du Witze machst, aber es kommt mir einfach unmöglich vor …«
»Pst!«, machte der Feuerteufel. Sehr langsam drehte er den Kopf. Als der Blick seiner blanken Kupferaugen auf mir zu landen schien, kämpfte ich gegen den Drang an, die Verbindung aufzugeben und die Flucht zu ergreifen.
»Oh, jetzt kannst du nicht mehr fortlaufen«, stellte der Mann kühl fest.
Die Worte trafen mich mit Wucht, schockierten mich. Ich hatte gehofft, dass ich mit etwas Zeit – und einer Menge Glück – in der Lage sein würde, ihm bestimmte Nachrichten zu übermitteln. Nie wäre mir in den Sinn gekommen, dass der Feuerteufel meine Gedanken lesen konnte, wenn ich die Verbindung zu ihm aufgebaut hatte. Was für eine Kreatur war er?
»Eine gefährliche, mit der du dich nicht hättest einlassen sollen«, war seine Antwort. »Wer du auch sein magst, sei versichert, dass ich dich finden werde.«
Furcht lähmte meinen Verstand. Er war sauer, und ich hatte bereits gesehen, was er Leuten antat, wenn er gut drauf war.
Sein Freund blickte um sich. »Mit wem …?«
»Schweig«, wies der Feuerteufel ihn an. »Geh.«
Der bullige Mann gehorchte ihm aufs Wort. Der Feuerteufel blieb vor dem riesigen Kamin stehen, während die orangegelben Flammen darin höher schlugen, als wollten sie durch den Schirm zu ihm gelangen.
»Hör auf, mich dauernd Feuerteufel zu nennen, das ist beleidigend. Du spionierst mir doch nach, also weißt du, wer ich bin.«
»Weiß ich nicht«, sagte ich laut und verfluchte mich gleich darauf dafür. Hatte Schakal mich gehört und kam, um nachzusehen, was los war, würde ich seinem Leuchtblick womöglich kein zweites Mal standhalten können.
Hör mal, du siehst das alles ganz falsch , dachte ich schnell, in der Hoffnung, seine Antenne zu meinem Verstand würde noch funktionieren. Ich habe keine Ahnung, wer du bist, aber vier Vampire haben mich entführt, und die zwingen mich, für sie herauszufinden, wo du bist.
»Ach?« Belustigung ersetzte die Härte in seinen Zügen. »Wenn das stimmt, mache ich es dir einfach. Ich bin zu Hause. Sag den Typen, sie können jederzeit vorbeikommen.«
Bei diesen Worten zuckten Flammen um seine Hände, eine Warnung, die es für mich nicht gebraucht hätte, da ich ohnehin schon Angst vor ihm hatte. Das und der Tod, den Schakal für mich vorgesehen hatte, ließen meine Antwort schnippisch ausfallen.
Ist ja klasse, aber ich soll nicht nur herausfinden, wo du jetzt bist, sondern auch, wo du dich in Zukunft aufhalten wirst, und das wirst du mir wohl nicht so einfach auf die Nase binden.
Seine Brauen zogen sich zusammen, sodass der Blick seiner kupfrig grünen Augen noch durchdringender wurde – und furchteinflößend.
»Du kannst in die Zukunft sehen?« Jetzt wirkte er gar nicht mehr amüsiert.
Am liebsten hätte ich geseufzt. Wie sollte ich ihm erklären, was ich selbst nicht ganz verstand?
Wenn ich jemanden berühre – es kann auch ein Gegenstand mit einer starken emotionalen Essenz sein –, sehe ich manchmal Dinge. Wenn die Bilder schwarzweiß sind, stammen sie aus der Vergangenheit. Sind sie in Farbe, aber undeutlich, betreffen sie die Zukunft. Und wenn ich mich konzentriere, kann ich durch die einem Objekt anhaftende Essenz eine Person in der Gegenwart aufspüren, dann ist das Bild klar und deutlich. So habe ich dich aufgespürt. Schakal hat mir Objekte von Leuten gegeben, die du umgebracht hast.
Der Mann starrte mich weiter an, bis mir ganz unbehaglich wurde. Nicht genug damit, dass er mich hören konnte. Er schien auch noch in der Lage zu sein, mich zu sehen! Wie das? Immerhin war ich nicht bei ihm.
»Ich sehe dich nicht in dem Sinne, wie du es dir vorstellst«, antwortete er, während ein dünnes Lächeln um
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