Dunkle Flammen Der Leidenschaft
er in den Wehen.
»Das war Van Helsing auch, aber in jedem Film besiegt er am Ende den bösen Vampir. Unterschätze niemals die Macht der Menschheit.«
Epilog
Die Dämmerung zog mit einem Nebelschleier herauf, der alles undeutlich erscheinen ließ wie die Bilder aus der Zukunft, die ich manchmal erhaschte. Vlad hatte Marty und mich nach Hause geschickt, während er mit einigen Wachen die Ruinen von Burg Poenari durchsuchte. Er wollte sicherstellen, dass keine etwaigen überlebenden Anhänger Szilagyis entkamen; außerdem suchte er nach den Gebeinen seines Feindes, entweder zum Beweis, dass er wirklich tot war, oder als Trophäe, vielleicht auch beides.
Nachdem ich mich kurz mit Gretchen und meinem Vater getroffen und ihnen versichert hatte, dass es mir nach meiner Gefangennahme wieder gut ging, zog ich mich Erschöpfung vorschützend auf mein Zimmer zurück. Ich war zwar müde, konnte aber aus vielerlei Gründen nicht schlafen. Erstens wegen der Ereignisse im Stall. Dass ich Fleischer und die anderen Wachen umgebracht hatte, machte mir nicht zu schaffen. Unter bestimmten Umständen waren die meisten Menschen zu einem Mord fähig, und hätte ich sie nicht umgebracht, wäre ich selbst draufgegangen. Womit ich allerdings nicht gerechnet hatte, war, wie sehr ich es genossen hatte.
Ein Teil meines Glücksgefühls ließ sich damit erklären, dass ich mich gegen meine Todfeinde verteidigt hatte, aber nicht alles. Ich hätte mich herausreden können, indem ich mir sagte, dass Vlads Skrupellosigkeit auf mich abfärbte, doch tief drinnen wusste ich, dass die Kaltblütigkeit in mir selbst steckte. Vlad hatte die Finsternis in mir bereits erkannt, bevor wir unsere Affäre begonnen hatten. Damals hatte ich geglaubt, er würde sich auf das beziehen, was ich durch meine mediale Veranlagung bereits alles gesehen hatte. Jetzt wurde mir klar, dass er wusste, was in mir lauerte, und das war vermutlich schon vor meinem Unfall da gewesen.
So beunruhigend diese Erkenntnis auch war, was mich wirklich wach hielt, hatte nichts mit meiner unerwartet harten Seite zu tun. Die Sonne hatte den größten Teil des Morgennebels aufgelöst, als ich Vlads Stiefel im Flur hörte. Er kam in mein Zimmer, ließ seinen schmutzstarrenden Mantel zu Boden fallen und wollte sich gerade die Stiefel abstreifen, als ihn mein Tun innehalten ließ.
Ich saß vor dem Mahagonikamin, die rechte Hand in den orangefarbenen und blauen Flammen. Sie züngelten zwischen meinen Fingern hindurch und wanden sich um mein Handgelenk, doch nicht eine berührte direkt meine Haut. Stattdessen sprangen sie über mich hinweg, als trüge ich einen unsichtbaren Handschuh, und obwohl ihre Wärme angenehm war, spürte ich sie doch nicht so sengend heiß, wie sie hätten sein sollen.
»Ah, meine Aura haftet dir also noch immer an«, bemerkte Vlad, ohne besorgt zu klingen. Er wandte sich wieder seinen Stiefeln zu.
Ich zog die Hand zurück und besah mir die unversehrte Haut mit einer Mischung aus Verwunderung und Entsetzen. »Hast du Szilagyis Gebeine gefunden?«
»Nein.« Als er sich die Stiefel ausgezogen hatte, kam er zu mir und kniete neben mir nieder. »Keine Sorge. Falls er es überlebt hat, wird er mindestens einen Tag brauchen, um sich zu befreien. Meine Leute haben das Gebiet umstellt, und jetzt kannst du, meine Schöne, eine Verbindung zu ihm aufbauen und nachsehen, ob er tot ist – oder aus welchem Loch er krabbeln will.«
Ich sah ihn einen langen Augenblick an. Durch Schmutz und Ruß wirkte er grimmiger, sein sexy Stoppelbart dunkler und seine Wangenknochen markanter. Seine Lippen teilten sich und ließen kurz weiße Zähne aufblitzen, die gleichermaßen geschickt Wohlgefühl wie Schrecken verbreiten konnten. Das Licht des Feuers verlieh seinen kupferfarbenen Augen einen leicht goldenen Ton, und die smaragdgrünen Ringe um seine Iris breiteten sich aus, als er stirnrunzelnd die Brauen zusammenzog.
»Was ist mit dir? Du riechst besorgt.«
Ich sah zum Kaminfeuer. Hätte Vlad mich nicht mit seiner Aura geschützt, wäre ich letzte Nacht in den Flammen umgekommen, doch mein Überleben hatte einen Preis gefordert, mit dem wir beide nicht gerechnet hatten.
»Ich habe bereits versucht, Szilagyi aufzuspüren«, sagte ich, wieder Vlad ansehend. »Da ist nichts.«
Er begann zu lächeln. »Dann ist er wirklich tot.«
Ich versuchte, mir seinen Gesichtsausdruck einzuprägen, denn es würde vielleicht das letzte Mal sein, dass er mich so ansah. Dann zwang ich mich
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