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Dunkle Flut

Dunkle Flut

Titel: Dunkle Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul S. Kemp
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Ahnung, ob er das Richtige getan hatte. Immerhin hatte der Klon anscheinend genau das tun wollen, was Marr getan hatte, war bereit gewesen zu töten, um es zu tun. Hatte Marr dem Klon seine Arbeit womöglich abgenommen? Warum hatten sie Jaden … ersetzen wollen?
    Er verdrängte den Gedanken aus seinem Kopf, und ein anderer nahm seine Stelle ein. Was, wenn das Gerät nicht funktioniert hatte? Was, wenn der Verstand, den der Körper barg, der des Klons blieb?
    Dann würde Marr gegen ihn kämpfen und dabei sterben. Er schaute seine verletzte Hand an. Das Blut durchnässte den Stoff. Er spürte den Schmerz kaum. Der Schmerz in seinem Herzen überlagerte alles andere.
    Er stand auf, eilte zu Jadens Leichnam und hob ihn hoch. Er war schlaff, kühlte bereits ab. Bemüht, seinen Kummer über Jadens Tod im Zaum zu halten, während er sich zugleich an die Hoffnung auf seine Wiedergeburt klammerte, trug er ihn ein gutes Stück den Korridor hinunter, wo er ihm seinen Blaster, sein Gewand und sein Lichtschwert abnahm.
    Er kehrte zu Jadens neuem Körper zurück – er erlaubte sich, ihn als solchen zu betrachten – und fühlte nach seinem Puls. Er war immer noch da, kräftig. Er zog dem Klon seine Kleidung aus, streifte ihm Jadens über, hakte Jadens Lichtschwert an den Gürtel. Er schnallte ihm das Halfter mit dem Blaster um, nahm die Klinge des Klons an sich – er fand Trost in dem Umstand, dass der Griff anders war, als der von Jaden – und warf sie zusammen mit dem rakatanischen Gerät beiseite.
    Dann beobachtete er und wartete. Lange Augenblicke verstrichen. Ferne Explosionen erschütterten die Station. Als seine Nervosität zunahm, wich er ein Stückchen von Jaden zurück und verschmolz mit den Schatten auf der anderen Seite der Kammer. Von dort aus behielt er Jaden im Auge, während sich die Sekunden zu Ewigkeiten hinzogen.
    Nach einer Weile regte Jaden sich. Er schlug die Augen auf und hob eine Hand an den Kopf, um die Wunde zu berühren, die Marr ihm mit dem Rakata-Stachel zugefügt hatte.
    Marr erwog, nach ihm zu rufen, überlegte es sich anders und beschloss, ihn einfach zu beobachten. Während er das tat, packte ihn plötzlich ein Arm von hinten, schloss sich um seine Kehle und drückte seine Luftröhre zu.
    »Keinen Laut«, sagte jemand im Flüsterton, »oder du stirbst.«
    Marr fühlte das Heft eines Lichtschwerts, das gegen seinen Rücken drückte. Sein Angreifer brauchte die Waffe bloß zu aktivieren, damit die Klinge ihn durchbohrte.
    »Was hast du mit ihm gemacht?«, flüsterte die Stimme, und der Arm an Marrs Kehle gab gerade genügend nach, dass er antworten konnte.
    »Ich weiß es nicht«, sagte Marr. Das war die Wahrheit. »Was willst du?«
    »Ich weiß es nicht«, keuchte die Stimme. Der stinkende Atem des Mannes fühlte sich heiß auf Marrs Wange an. »Von hier weg.«
    Vor ihnen, kaum dreißig Meter entfernt, stand Jaden auf wackligen Beinen. Seine Miene wirkte benommen.
    »Wer bist du?«, fragte Marr. Es musste einer der entflohenen Klone sein.
    »Mein Name ist Soldat.« Er griff um Marrs Taille herum und nahm ihm das Lichtschwert ab.
    Jaden ging langsam den Korridor hinunter, weg von Soldat und Marr. Nachdem er sich ein Stück entfernt hatte, rief Soldat, der Marr noch immer an der Kehle gepackt hielt, leise: »Anmut!«
    Ein rothaariges Mädchen von vielleicht neun Jahren trat aus dem Schatten. Ihre Krankheit deformierte ihr Gesicht, das Fleisch einer Wange wölbte sich, war rings um ein Auge angeschwollen.
    »Alles wird gut«, sagte Soldat zu dem Mädchen. »Wir kommen von hier weg.«
    »Lass mich einfach gehen«, sagte Marr. »Alles, was ich will, ist, Jaden zu helfen. Ich werde ihm nicht einmal sagen, dass ich euch gesehen habe.«
    »Du hast Geheimnisse vor deinem Meister?«, fragte Soldat.
    Marr nickte, und seine Augen schweiften zu der Stelle, wo er Jadens »alten« Körper versteckt hatte. »Wenn es nötig ist«, sagte er leise.
    »Weißt du, wie man zurück zu den Aufzügen gelangt?«, fragte Soldat. Er quetschte Marrs Kehle zu. »Keine Lügen!«
    »Ja«, sagte Marr. Er deutete in Jadens Richtung. »Er geht in die richtige Richtung.«
    »Dann folgen wir ihm«, sagte Soldat, und das taten sie dann auch, während Jaden durch die Gänge der rakatanischen Raumstation stolperte. Marr beobachtete ihn aus der Dunkelheit heraus und fragte sich, ob er das Richtige getan hatte.
    Schließlich gelangte Jaden zu einer großen Tür. Marr spürte die Präsenz dahinter, den Schwall dunkler Energie, der durch

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