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Dunkle Flut

Dunkle Flut

Titel: Dunkle Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul S. Kemp
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sich seine Brust beim Atmen hob.
    Nichts.
    Marr schob den aufkeimenden Kummer beiseite, richtete seine Klinge auf die Brust des Klons, kniete nieder und überprüfte, ob der Klon noch am Leben war. Das war er.
    Er wird weiterleben , hatte der Klon gesagt. In mir.
    Marrs Mund wurde trocken, als er über den Weg nachdachte, den einzuschlagen er in Erwägung zog. Er starrte den Klon an, sein Gesicht durch die Bewusstlosigkeit allen Zorns beraubt. Er sah genauso aus wie Jaden. Fast.
    Nicht gewillt, noch länger darüber nachzusinnen, aus Angst, die Nerven zu verlieren, handelte Marr einfach. Er riss einen Stoffstreifen aus der Kleidung des Klons und wickelte ihn um seine verletzte Hand. Er weigerte sich, sie anzusehen, der Schmerz beim Umwickeln genügte, dass er beinahe ohnmächtig wurde. Als er fertig war, nahm er die rechte Hand des Klons in die seine und trennte die letzten drei Finger unmittelbar unterhalb des ersten Knöchels ab. Der Klon stöhnte vor Schmerz, aber das war alles. Die Hitze der Klinge kauterisierte die Wunden und stillte die Blutung, bis bloß noch ein purpurnes Sickern übrig blieb.
    Marr stand auf und ging zu Jadens Körper hinüber. Er streckte die Hand nach dem Hals seines Meisters aus, um seinen Puls zu fühlen, bloß, um sicherzugehen, aber anfangs konnte er sich nicht dazu durchringen, ihn zu berühren. Schwer schluckend tat er es dann doch … und fand keinen Puls.
    Trauer drohte, sein Denken zu überwältigen, und beinahe hätte er es sich anders überlegt, beinahe wäre er einfach weggegangen, in dem Glauben, dass er Jaden womöglich einfach in Frieden ruhen lassen sollte, eins mit der Macht. Aber das konnte er nicht.
    Er leckte sich über die Lippen und schloss die Hand um den Griff des blinkenden Geräts, das noch immer in Jadens Kopf steckte. Der Griff fühlte sich warm in seiner Hand an, lebendig, wie die Wände der Station. Er wappnete sich und riss das Gerät mit einem Ruck aus Jadens Schädel. Es löste sich mit einem feuchten, saugenden Geräusch aus dem Kopf, und in dem Moment, in dem Marr es herauszog, wuselten buchstäblich Millionen von Fäden in der offenen Luft umher, jeder bloß den Bruchteil eines Haares im Durchmesser, bevor sie sich beinahe unverzüglich neu zusammenfügten, sich miteinander verbanden, um einen einzelnen, scheinbar festen Stachel zu formen.
    Marr starrte ihn lange Zeit an. Es schien unmöglich, dass Jaden … da drin steckte. Doch genau das hatten die Worte des Klons angedeutet. Und falls überhaupt irgendeine Zivilisation die Bewusstseinsübertragung gemeistert haben konnte, dann waren es die Rakata.
    Nachdem er seine Entscheidung getroffen hatte, trug er das Gerät hinüber zum Jaden-Klon. Er hatte keine Ahnung, wie es funktionierte, weshalb er darauf hoffen musste, dass es sich von selbst aktivieren würde, wie der Andockmechanismus der Raumstation. Das Gerät wirkte lebendig, sodass diese Möglichkeit durchaus bestand.
    Die Augen des Klons gingen auf, richteten sich auf das Gerät und weiteten sich.
    »Es ist nicht bereit«, sagte er und griff nach Marrs Händen.
    Marr schlug die Hände des Klons beiseite, rammte ihm ein Knie gegen die Brust und packte ihn an der Kehle.
    »Du meinst, du bist nicht bereit«, sagte er und stieß den Stachel in die Schläfe des Klons. Er drang in den Schädel ein, ohne auf nennenswerten Widerstand zu stoßen, und der Griff wurde wärmer, ehe er in seiner Hand vibrierte.
    Der Klon riss den Mund weit auf, wie um ihn seinen Augen anzupassen, aber kein Schrei drang über seine Lippen. Die Sehnen am Hals traten hervor, und sein Körper versteifte sich. Der Griff vibrierte weiter, und Marr stellte sich die Millionen von Tentakel vor, die jetzt in die graue Masse des Klongehirns vordrangen, um auszulöschen, wer er gewesen war, und ihn durch Jaden zu ersetzen.
    Er wartete, hoffte, während die Alarmsirenen heulten, die Lichter flackerten und die Dunkle Seite irgendwo tief im Innern der Station etwas gebar, das sich seinem Verstand entzog. Da er verzweifelt etwas Vertrautes brauchte, probierte er erneut sein Komlink aus. »Khedryn, hörst du mich? Khedryn?«
    Statisches Rauschen und keine Hoffnung.
    Marr starrte auf den Jaden-Klon hinab, in der Hoffnung, dass er nicht länger der Jaden-Klon war. Er wusste nicht, was er zu Jaden sagen sollte, falls die Sache tatsächlich funktionierte. Würde sich Jaden an den Klon erinnern? Hatte Jaden den Klon vielleicht sogar gesehen? Marr wusste es nicht.
    Wichtiger noch: Marr hatte keine

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