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Dunkle Flut

Dunkle Flut

Titel: Dunkle Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul S. Kemp
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brüllten.
    Die Energie, die durch Soldat zirkulierte, gewann an Intensität. Er konnte sie nicht kontrollieren. Er verlieh ihr mit einem zornigen Ruf Ausdruck. Machtblitze schossen aus seinen Fingerspitzen, wirbelten um ihn herum. Er streckte die linke Hand aus und entlud die Blitze auf Macher. Sie krachten gegen ihn, bereiteten seinem Vorstoß ein jähes Ende und rissen ihn von den Füßen. Macher schrie.
    Soldat genoss seinen Schmerz. Während er Macher in der Luft hielt, vollführte Soldat mit der rechten Hand eine Geste und ließ Macher gegen die Schottwand krachen – er schlug hart genug dagegen, dass Knochen brachen, dann rutschte er auf den Boden zu. Noch immer ließ Soldat ihn nicht los. Mithilfe der Macht donnerte er ihn wieder und wieder gegen die Schottwand.
    Macher fiel sein Lichtschwert aus der Hand. Seine Arme und Beine schlugen um sich, als wären sie vom Körper losgelöst, die Knochen gebrochen, aus ihren Gelenken gerissen. Er sah aus wie eine Kinderpuppe. Soldat fühlte Machers Schmerz, der seinen Zorn nährte, seine Kraft.
    Soldat konzentrierte sich, gestikulierte mit Zeigefinger und Daumen und packte Machers Kehle mit der Macht. Macher griff sich würgend an den Hals. Mit der anderen Hand jagte Soldat eine weitere, spiralförmige Ladung Machtblitze in Macher, die ihn in einen Schleier aus knisternder Energie einhüllte, doch Soldats Machtwürgen unterdrückte jeden seiner Schmerzensschreie.
    Soldat starrte Macher ins Gesicht, während dessen Beine kraftlos um sich traten und sein Antlitz purpurn anlief. Soldat drückte weiter zu, bis sich Macher nicht mehr rührte. Erst dann ließ er den Körper zu Boden fallen. Machers Leiche lag neben der von Narbe, sein Fleisch von Soldat entstellt, ihres von der Krankheit.
    Abgesehen von Soldats Atem war es im Frachtraum totenstill. Selbst Seherin war verstummt, hatte ihre Gebete eingestellt. Der Kampf und Machers Tod schienen einiges von den Emotionen aus der Luft gesogen zu haben. Er war froh, dass die Kinder nichts mitbekommen hatten. Das hätte ihn beschämt.
    Er stand da, allein mit sich, und musterte seine Hände. Noch nie zuvor war er imstande gewesen, so starke Machtblitze einzusetzen. Er schaute auf und sah Seherin, die sich endlich aus ihrer Trance gelöst hatte und ihn anstarrte, doch ihr Blick ging durch ihn hindurch. Sie sah Machers Leichnam an und schaute dann zurück zu Soldat. Er zückte einen Injektor.
    »Du brauchst das Medikament ebenfalls, Seherin.«
    Sie schüttelte langsam den Kopf und lächelte. Ihre Schönheit beeindruckte ihn, wie sie es so häufig tat: die Symmetrie ihrer Gesichtszüge, ihre tief liegenden Augen.
    »Nein, tue ich nicht«, sagte sie. »Ich bin jetzt stärker mit Mutter verbunden als jemals zuvor. Sie wird uns prüfen, bevor wir zu ihr gelangen. Habt ihr mich verstanden?« Sie sprach nun nicht mehr bloß zu Soldat, sondern zu ihnen allen. »Sie wird uns prüfen! Verliert nicht den Glauben, nicht jetzt! Diejenigen, die das tun, werden niemals zu Mutter gelangen.«
    Zu Soldats Überraschung murmelten die überlebenden Klone zustimmend. Sie lebten an einem mentalen Ort, der für Soldat unbegreiflich war, auch wenn er das niemals laut ausgesprochen hätte. Er bahnte sich seinen Weg durch die anderen, bis er vor Seherin stand. Wäre er einer von ihnen gewesen, hätte er sich möglicherweise vor ihr verneigt. Aber er war keiner von ihnen. »Du brauchst die Injektion, Seherin. Du warst die Letzte von ihnen vor …«
    »Vor dir.«
    Er nickte. »Vor mir. Aber selbst aus dir hatten sie die Krankheit noch nicht herausgezüchtet. Wo auch immer wir da hindurchgeflogen sind …«
    »Mutters Segen.«
    »Ja, durch den … Segen. Das wird auch Auswirkungen auf dich haben. Vielleicht später als auf die anderen. Aber du wirst nicht davon verschont bleiben.«
    Sie lächelte, dann hob sie die Hand und berührte Soldats Gesicht. »Du bist nicht wie wir, Soldat.«
    »Nein«, sagte er und kämpfte ein Aufkeimen von Verärgerung nieder. »Bin ich nicht. Ich leide nicht an der Krankheit.«
    Das sanfte Lächeln wich nicht von ihrem Antlitz. »Das meine ich nicht. Du glaubst nicht.« Ihr Lächeln verging, ihre Miene wurde härter, und sie nahm sein Gesicht in ihre Hand – ihr Griff war fest. »Ich habe den Zweifel in dir gesehen. Genauso wie in Krumm.«
    Krumm. Die anderen hatten ihn in Stücke gerissen, als er seinen Zweifeln Ausdruck verliehen hatte. Sein Tod hatte Soldat den Wert des Schweigens gelehrt.
    »Läufer braucht das Medikament

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