Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkle Flut

Dunkle Flut

Titel: Dunkle Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul S. Kemp
Vom Netzwerk:
Krankheit«, erwiderte Soldat. Er fühlte sich hilflos. »So muss es sein. Die Krankheit.«
    Die Krankheit hatte sie alle befallen – alle außer ihn –, doch er hatte noch nie gesehen, dass ihre Symptome so schlimm waren, hatte sie noch nie so schnell auftreten sehen. Die Ärzte in der Anlage hatten die Midi-Chlorianer in ihrem Blut verändert, und es hatte den Anschein, als würde ihr verändertes Blut auf dasselbe Phänomen reagieren, das bei ihnen eine sprunghafte Zunahme an Kraft ausgelöst hatte. Auch die Krankheit wurde stärker. Soldat musste die Arznei dagegen beschaffen.
    »Ich bin gleich wieder da«, sagte er zu Narbe, und sie antwortete ihm mit einem Schrei. Die Beulen auf ihrem Gesicht wurden größer, verdunkelten sich, formten Pusteln, verzerrten ihre Miene, um dann in einem Sprühregen aus purpurner Flüssigkeit zu platzen, die Soldats Gesicht und seine Kleider besudelte.
    »Was passiert mit mir?«, schrie sie.
    Seine Gedanken wandten sich den Kindern zu. Auch sie waren krank. Er schaute zu Anmut, Segen und Gabe hinüber, aber sie schienen in Ordnung zu sein.
    Soldat stand auf. Seine Beine fühlten sich schwach unter ihm an. Er entdeckte die Kiste, die sie dazu verwendet hatten, die verbliebenen Medikamente vom Mond mitzunehmen. Sie befand vor der Rückwand, und Zwei-Klingen stand in der Nähe, seine Augen wild, die Hände auf den Griffen seiner Lichtschwerter. Zwei-Klingen schien keine Schmerzen zu haben, zumindest noch nicht. Er murmelte irgendetwas, das über die Schreie hinweg nicht zu verstehen war, und verlagerte sein Gewicht von einem Fuß auf den anderen, als würde er sich für einen Kampf bereit machen.
    Soldat steuerte auf die Kiste mit den Medikamenten zu, langsam, die Hände in die Höhe haltend, um zu demonstrieren, dass er keinen Ärger wollte. Die Augen von Zwei-Klingen verhärteten sich, seine Muskeln wie gespannte Sprungfedern. Schweiß perlte auf seiner Stirn. Sein Mund war ein harter Strich im Nest seines Vollbarts. Die grünen Augen fixierten Soldat, aber er blinzelte häufig und schien nicht klar zu sehen. Seine Pupillen waren komplett geweitet, schwarze Löcher, die irgendetwas anderes sahen als die wirkliche Welt. Während Soldat hinschaute, sagten schwache Regungen unter der Gesichtshaut von Zwei-Klingen für ihn ein Schicksal wie das von Narbe voraus.
    »Ich brauche die Medikamente«, sagte Soldat mit einem Nicken in Richtung der Kiste hinter Zwei-Klingen.
    »Soldat«, zischte Zwei-Klingen.
    Soldat versuchte, um ihn herumzugehen, aber Zwei-Klingen versperrte ihm den Weg. Seine Brust hob und senkte sich wie ein Blasebalg. Soldat schluckte ein Aufwallen von Verärgerung herunter. Die Schreie und das Stöhnen der überlebenden Klone gingen ihm durch Mark und Bein. Seherins Lobpreisungen von Mutter waren ein Kiesel im Stiefel seines Geistes.
    »Geh mir aus dem Weg«, sagte Soldat. Er drängte sich an Zwei-Klingen vorbei und kniete vor der Kiste nieder.
    Hinter ihm ertönte das Brummen aktivierter Lichtschwerter, und sein Instinkt übernahm die Kontrolle. Er rollte sich nach links, sprang auf die Füße, nahm seine eigene Waffe zur Hand und schaltete sie ein. Die rote Klinge flammte auf und zischte, ein Spiegelbild seiner Stimmung. Zorn loderte in ihm empor, und die Woge der Energie, die sie alle erfüllte, ließ ihn zu einem Leuchtfeuer werden. Machtblitze schossen aus seinen Fingern, wanden sich um seinen Griff, um seine Klinge. Er suhlte sich in der neugefundenen Intensität seiner Kraft.
    Zwei-Klingen knurrte. Seine orangeroten Klingen ragten aus den Lichtschwertgriffen hervor, die er in beiden Fäusten hielt.
    »Es war immer schon klar, dass es irgendwann so enden muss, Soldat. Du bist keiner von uns.«
    »Du bist nicht klar bei Verstand«, sagte Soldat, doch sein Herz gab keine Widerworte. Er wollte kämpfen, wollte töten.
    Zwei-Klingen knurrte abermals und sprang vor, um beide Klingen in einem tiefen Hieb zu führen. Soldat wich zurück, schlug beide Klingen mit dem eigenen Lichtschwert beiseite und hob es zum Todesstoß. Bevor er jedoch dazu kam, ihn auszuführen, verwandelte sich das Wutgebrüll von Zwei-Klingen in ein schmerzgequältes Ächzen, und er stürzte zu Boden, umklammerte seinen Kopf und wand sich schreiend. Seine Klingen erloschen, und sein Fleisch zuckte, wölbte sich, schlug Wellen.
    Soldat stand über ihm, die Klinge in der Hand, noch immer vom Verlangen nach Gewalt erfüllt. Es wäre so einfach, Zwei-Klingen niederzumetzeln, so einfach. Er hob sein

Weitere Kostenlose Bücher