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Dunkle Flut

Dunkle Flut

Titel: Dunkle Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul S. Kemp
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ebenfalls«, sagte er und schickte sich an, an Seherin vorbei zum Cockpit zu gehen.
    Sie hielt ihn mit einer Hand an seiner Brust auf. »Ich werde dich glauben machen, Soldat.«
    Sie wechselten einen Blick, der nichts und doch alles sagte.
    Seherin streckte ihren Arm aus, um sich die Injektion verabreichen zu lassen. »Dies ist die einzige Injektion, die ich mir geben lasse. Wenn wir zu Mutter gelangen, wird sie uns heilen, uns alle – einschließlich dir, Soldat.«
    Soldat blickte in Seherins intensive, dunkle Augen. Seine Miene wurde sanfter, als er nickte und ihr die Injektion in die Schulter gab. Ohne ein weiteres Wort ging er an ihr vorbei zum Cockpit. Läufer lag zusammengerollt auf dem Boden und stöhnte. Die Injektion linderte seine Schmerzen, und Soldat trug ihn in den Frachtraum und legte ihn neben Jägerin, Anmut und Gabe.
    Seherin hatte schon wieder mit ihren Gebeten begonnen, mit ihrer stummen Kommunikation mit Mutter. Soldat fragte sich, was Seherin wohl während ihrer Trancen hörte. Er erinnerte sich an das erste Mal, als Seherin ihnen mit gedämpfter, ehrfürchtiger Stimme von der Verbindung berichtet hatte, die sie durch die Macht zu Mutter hatte. Das erste Mal hatte sie Mutter vor Jahren gefühlt, und nachdem die Ärzte sie ihrer Nachtruhe überlassen hatten und sie allein in ihrem Observationsraum mit der Transparistahldecke saßen, mussten sie Seherins Predigten über sich ergehen lassen.
    Nach Krumms Tod hatte sich Soldat in stoischem Schweigen an ihren Plan gehalten. Jahrelang hatten sie Ränke geschmiedet, geplant. In der Dunkelheit ihrer Käfige, nur durch Berührung und ihre Verbindung zur Macht und zueinander arbeitend, hatten sie heimlich Lichtschwerter gebaut, ihre Kräfte feingeschliffen und auf den richtigen Augenblick für ihre Vergeltung gewartet. Soldat wusste noch immer nicht, wie es Seherin gelungen war, die Kristalle zu beschaffen, die die Lichtschwerter mit Energie versorgten.
    Und als die Vergeltung kam, als Seherin ihnen schließlich befohlen hatte zu töten, hatten sie jedes empfindungsfähige Wesen in der Einrichtung ermordet und ihre Leiber auf dem Altar geopfert, den sie zu Mutters Ehren errichtet hatten. Und dann …
    Und dann hatten sie allein auf dem arktischen Mond gelebt, hatten sich von dem ernährt, was sie finden konnten, hatten Mutter angebetet und gewartet, immer gewartet. Im Laufe der Jahre – in Jahren mit wenig Essen, wenig Hoffnung und andauernder Kälte – war Mutter zu ihrem Lebensinhalt geworden, zu der Achse, um die sich ihre Existenz drehte, und Seherin war zu ihrer Prophetin avanciert. Trotz Seherins ständiger Beteuerungen des Gegenteils hatte Soldat geglaubt, sie würden den Mond niemals verlassen. Doch dann war ein Raumschiff gekommen, mit einem Jedi an Bord, genau, wie Seherin es vorhergesagt hatte. Alpha hatte darauf beharrt, dem Jedi die Stirn zu bieten, während die anderen von ihnen in einem gestohlenen Schiff geflohen waren.
    Ich werde dich glauben machen, Soldat.
    Er schüttelte den Kopf, verdrängte den schädlichen Gedanken an Glauben aus seinem Verstand und kehrte ins Cockpit zurück, um allein zu sein. Der Anblick der Sterne, die in der unendlichen Leere blinzelten, bezauberte ihn. Bislang hatte er sein gesamtes Dasein innerhalb der Mauern einer eisigen Anlage verbracht, die kaum größer als ein paar Quadratkilometer gewesen war. Als er jetzt durch den Transparistahl des Manteljägercockpits hinaus ins All blickte, sah er endlosen Weltraum, endlose Möglichkeiten.
    Dennoch hatte er nicht die geringste Ahnung, wohin sie reisten oder was sie tun würden, wenn sie dort waren. Das wusste nur Seherin, und Seherin würde innerhalb der nächsten paar Tage den Verstand verlieren – genauso wie der Rest von ihnen, abgesehen von ihm –, falls sie nicht an weitere Medikamente herankamen. Und wenn das passierte, was würde er dann tun? Sie waren sein Lebensinhalt – besonders die Kinder –, genauso, wie Mutter ihr Lebensinhalt war.
    Er traf eine Entscheidung, stand auf und ging in den Frachtraum zurück – zu Seherin.

3. Kapitel
    Darth Wyyrlok marschierte mit großen Schritten in den dunklen Besprechungsraum, die Tür ließ er hinter sich offen. Ein glatter Konferenztisch aus Metall beherrschte den kreisrunden Kuppelsaal. Mittig auf dem Tisch thronte ein pyramidenförmiger Vidschirm. Auf dem Tisch stand eine kleine, versiegelte Metallkiste mit einem Netzhauterkennungsschloss, die auf ihn wartete. Darin befanden sich Gedankenstacheln – eine

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