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Dunkle Flut

Dunkle Flut

Titel: Dunkle Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul S. Kemp
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aber in Stasis, bis alles bereit ist.« Wyyrlok schob den Kasten über den Tisch zu Nyss herüber. »In dem Kasten sind zwei Stacheln. Ein leerer für später und ein einfacher für die sofortige Verwendung, um den Iteranten zu erwecken.«
    Nyss legte seine blassen Hände auf den Kasten. »Ist das Material auf dem neuesten Stand?«
    »Jedenfalls aktuell genug«, sagte Wyyrlok. »Du weißt, wie kostbar die Stacheln sind. Wir haben nur noch wenige übrig. Das Aussehen des Iteranten, sein Auftreten, wurde dem des Maulwurfs angepasst.«
    »Wann sollen wir aufbrechen?«, fragte Nyss.
    »Unverzüglich. Der Peilsender auf Douros Schiff zeigt, dass sie Kurs auf Fhost nehmen.«
    Nyss stand auf und klemmte sich die Kiste unter den Arm. »Wir können innerhalb einer Stunde abreisen. Lass uns gehen, Syll.«
    Nyss schenkte Wyyrlok ein Lächeln, als Syll aus den Schatten auf der anderen Seite des Raums glitt und ihre Kapuze zurückstreifte. Ihr Lächeln war ein knappes, leicht nach oben gewandtes Kräuseln ihrer Lippen, das ihre dunklen Augen nicht erreichte. Genau wie ihr Bruder war sie blass und von schmächtiger Gestalt. Kurzes schwarzes Haar umringte das blasse Oval ihres Gesichts.
    Wyyrlok wurde klar, dass Nyss während des Gesprächs nicht die Kontrolle über seine Kräfte verloren hatte. Vermutlich hatte Syll bloß mit Wyyrlok gespielt. Er leckte sich die Lippen und versuchte, sich Überraschung und Verärgerung nicht anmerken zu lassen. Er musste im Laufe der Unterhaltung mehrere Male zu ihr hin und an ihr vorbeigesehen haben. »Ihr wandelt auf dünnem Eis«, sagte er, und seine Hand fiel auf sein Lichtschwert.
    Nyss lächelte bloß. Er stand auf, verneigte sich, nahm die Kiste und huschte zusammen mit seiner Schwester aus dem Raum.
    Nachdem sie fort waren, spulte Wyyrlok die Aufzeichnung bis zu der Stelle zurück, wo Kell in der Umlaufbahn des Mondes kreiste. Die Aufnahme zeigte ein Schiff in der Ferne, ein großes, klingenförmiges, vor Waffen starrendes Schlachtschiff, wie Wyyrlok es noch nie zuvor gesehen hatte. Die Techniker der Einen Sith hatten die Bilder analysiert und waren zu dem Schluss gelangt, dass es sich dabei um ein Schiff handelte, das nach uralten Sith-Entwürfen konstruiert worden war. Wyyrlok fragte sich, was in dem System sonst noch passiert sein mochte und was diesem Schiff widerfahren war?
    Draußen tobte das Unwetter.
    Sie konnte sich an keinen besonderen Moment erinnern, an dem sie sich ihrer selbst bewusst geworden war. Das Bewusstsein war nicht wie ein Blitz der Erkenntnis in sie gefahren. Stattdessen war es ihr allmählich zuteilgeworden, Schritt für Schritt, ein langer Aufstieg hoch von der Dunkelheit ins Licht, von einem Etwas zu einer Person.
    Auf diese Weise wurde sie sich ihrer selbst bewusst. Sie wusste nicht, wie lange es gedauert hatte. Damals hatte sie nur wenig Zeitgefühl gehabt. Jetzt jedoch mutmaßte sie, dass es Jahrtausende in Anspruch genommen hatte.
    Nachdem sie sich ihrer selbst bewusst geworden war, wurde sie sich der Macht bewusst. Anfangs hielt sie sie irrtümlicherweise für ihre eigene Kraft, doch bald verstand sie, dass sie zwar ein Teil der Macht, sie selbst aber nicht die Macht an sich war. Vielleicht war sie einst die Macht gewesen, aber das Selbstbewusstsein hatte sie davon abgeschnitten, hatte eine unwiderrufliche Barriere zwischen der Macht und ihrem sich seiner selbst bewussten Verstand errichtet. Der Preis für ihr Empfindungsvermögen war Einsamkeit. Die Macht existierte losgelöst von ihr, umgab sie, verband sie mit der Außenwelt, aber die Macht war nicht sie, und sie war nicht die Macht.
    Auf diese Weise wurde ihr bewusst, dass ihre Existenz nicht mit der des Universums gleichzusetzen war. Nach und nach lernte sie, dass sie Dinge durch die Macht wahrnehmen konnte, Dinge aus der Außenwelt. Sie entsann sich, Impulse verspürt zu haben, von denen sie später verstand, dass es Gefühle gewesen waren, die Gefühle von anderen, die in der Außenwelt existierten.
    Sie hatte lange Zeit mit der Vorstellung zu kämpfen gehabt, dass es noch andere gab, ohne zu begreifen, wie viele Dinge außerhalb ihrer eigenen Wahrnehmung existieren konnten. Aber sie taten es. Die Gefühle waren nicht ihre eigenen, doch sie spiegelten ihre wider. Später lernte sie die Bezeichnung dafür. Auf diese Weise wurde ihr bewusst, was Frustration und Zorn waren.
    Im Laufe der Zeit lernte sie ihre eigene Kraft kennen – und ihre eigenen Grenzen. Sie war an einen Ort gebunden, gefesselt in

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