Dunkle Flut
in Wyyrloks Schädel verging allmählich. Der Umbaraner huschte in den Raum, so lautlos wie ein Geist, und glitt in den Sessel. Sein Blick fiel auf die Kiste.
»Spürst du es?«, fragte Wyyrlok mit einem Nicken in Richtung Kiste.
»Ihr wisst, dass ich das nicht tue«, entgegnete Nyss.
»Ich weiß, dass du das nicht kannst «, sagte Wyyrlok. Nyss starrte einfach vor sich hin, und Wyyrlok fuhr fort: »Der Meister hat eine Aufgabe für dich. Deshalb solltest du dir das hier ansehen.«
Wyyrlok spielte das Vid von der Stelle an ab, als Douro auf dem Mond landete. Er wollte wissen, ob Nyss’ Schlussfolgerungen mit seinen eigenen übereinstimmten.
Nyss’ Augen, tief in umschatteten Höhlen gelegen, schimmerten im Schein des Videos, seine Pupillen waren riesig. »Diese Anlage ist jünger als die, die wir bislang gefunden haben«, sagte er, während er verfolgte, wie Douro die Einrichtung betrat.
»Dem stimme ich zu. Und aus diesem Grund ist sie für den Meister von einiger Bedeutung.«
Obgleich Nyss seine Kräfte unterdrückt hatte, empfand Wyyrlok die Nähe des Umbaraners dennoch als unangenehm. Die Macht verband alle lebenden Dinge miteinander und bezog ihre Energie aus allen lebenden Dingen, doch Nyss und seine Schwester schienen irgendwie außerhalb der Macht zu existieren. Sie waren Löcher, Lücken im Netzwerk des Lebens, lebend für herkömmliche Sinne, aber tot für die Macht. Es war, als wäre Nyss tot.
Die beiden Männer verfolgten, wie Douro tiefer in die verlassene Klonfabrik vordrang. Sie sahen, wie er einen Menschenmann niederschlug und ihn einfach liegen ließ, mit zerschmettertem Gesicht, blutend.
»Er ist nicht tot«, stellte Nyss fest.
»Nein, ist er nicht«, sagte Wyyrlok, in dem Wissen, dass der Mann Douro am Ende umgebracht hatte.
»Das war ein Fehler«, meinte Nyss.
»Ein größerer, als du ahnst.«
Nyss sah sich die Aufzeichnung an. Wyyrlok sah Nyss an. Nach einigen weiteren Sekunden fragte Nyss: »Glaubt der Meister, dass es in der Anlage Technik von Nutzen zu finden gibt?«
Die Einen Sith hatten Jahrzehnte damit verbracht, Klonfabriken aus der Thrawn-Ära zu plündern, ihre Geheimnisse auszuloten. Sie hatten Thrawns geheime Technik genommen und sie deutlich verbessert, teilweise durch die Verwendung der rakatanischen Biotechnologie, die sich in dem Metallkasten befand. Außerdem hatten sie den Zweck des Programms des Großadmirals in Erfahrung gebracht. Die Tatsache, dass er dieses Ziel tatsächlich erreicht hatte, und der Umstand, dass auch nach so vielen Jahren außer den Einen Sith niemand davon wusste, machten Thrawns Plan und seine Ausführung nur noch beeindruckender. Natürlich hatte der Großadmiral nicht mehr miterlebt, wie die letzten Phasen des Plans Früchte trugen – er war umgekommen, kurz nachdem er den Klon auf Coruscant in Position gebracht hatte. So war es den Einen Sith zugefallen, das Werk des Großadmirals zu vollenden.
»Wyyrlok«, fragte Nyss, »gibt es dort Technik?«
» Darth Wyyrlok«, korrigierte dieser. »Vergiss nicht, wo dein Platz ist, Umbaraner. Und hier geht es nicht so sehr um Technik als solche, nein.«
»Worum dann?«
»Schau weiter zu.«
Nyss sah sich aufmerksam den Rest der Aufzeichnung an. Obwohl er nur einen Meter von Wyyrlok entfernt saß, verschmolz der Umbaraner so geschickt mit der Dunkelheit in der Kammer, dass sein Umriss in den Schatten verschwamm. Er schien die Dunkelheit zu verstärken und sie wie einen Schleier zu tragen.
Als Jaden Korr ins Bild kam, beugte Nyss sich vor. Der Jedi war mitten im Gefecht gegen einen verwildert wirkenden Menschenmann, der zerlumpte Kleidung trug und ein rotes Lichtschwert schwang. Sie kämpften am Rande einer tiefen Grube im Boden einer großen Kammer. Douro musste den Kampf aus der Dunkelheit heraus beobachtet haben, unbemerkt von den Kämpfenden. »Das ist ein Spaarti-Klonzylinder der dritten Generation«, erklärte Nyss. »Nichts, das wir nicht schon früher gesehen haben.«
Wyyrlok hielt das Bild an, richtete es auf die Gesichtszüge des wilden Mannes aus und vergrößerte es. Langes, weißes Haar bedeckte zur Hälfte ein kantiges Gesicht mit einem kräftigen Kinn. »Kennst du diese Züge?«
Nyss schüttelte den Kopf.
»Das ist ein Klon von Jedi-Meister Kam Solusar.«
Begreifen dämmerte in Nyss’ Antlitz. »Dann stimmt es also. Thrawn hat einen Jedi geklont.«
»Thrawn hat mehrere Jedi und Sith geklont. Dort, in dieser Anlage. Und aus diesem Grund …«
Nyss brachte den Satz für ihn zu
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