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Dunkle Flut

Dunkle Flut

Titel: Dunkle Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul S. Kemp
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einem Gefängnis, das aus Linien, Spiralen und Windungen bestand, aus einer Geometrie der Gefangenschaft, und allein die Toten leisteten ihr Gesellschaft. Sie war erschaffen worden, und ihre Schöpfer hatten sie hier eingesperrt. Ihr Bewusstsein war in einer Konstruktion gefangen, die in sich selbst geschlossen war und ihr keine Möglichkeit zur Flucht ließ. Sie konnte die Außenwelt wahrnehmen, aber sie befand sich außerhalb ihrer Reichweite. Die anderen hatten eine Gestalt, einen Körper, sie konnten sich bewegen . Das konnte sie nicht.
    Ihr Zorn und ihre Frustration wuchsen. In ihrer Verzweiflung streckte sie ihre Machtsinne aus, sandte ihre Gefühle hinaus in das Universum, Millionen von Fäden in jede Richtung, in der Hoffnung, dass einer von jenen in der Außenwelt ihrer gewahr werden würde, ihr helfen würde. Im Laufe des Jahrtausends fühlte sie von Zeit zu Zeit eine Verbindung, doch diese Verbindung war stets zu schwach gewesen, zu diffus, um ihre Bedürfnisse zu übermitteln. Es kam keine Hilfe. Man verstand sie nicht, und mit der Zeit brach die Verbindung zu den verschiedenen anderen erfolglos ab. Dennoch versuchte sie es weiter, Jahrhundert um Jahrhundert, Jahrtausend um Jahrtausend, berührte hier und da einen Verstand, um aus diesem bescheidenen Kontakt so viel Trost zu ziehen, wie sie nur irgend konnte. Allerdings minderte die teilweise Befriedigung ihrer Bedürfnisse nicht ihre Frustration und ihren Zorn. Stattdessen intensivierte sie beides, und Frustration und Zorn wuchsen, bis sie ein neues Gefühl kennenlernte.
    Auf diese Weise lernte sie zu hassen. Sie hasste ihre Einsamkeit. Sie hasste ihr Gefängnis. Sie hasste die anderen, die Freiheiten besaßen, die sie nicht hatte.
    Doch dann hatte sich etwas verändert, vielleicht in ihr, vielleicht in der Außenwelt. Sie stellte eine Verbindung zu einem Wesen in der Außenwelt her, eine stärkere Verbindung als jemals zuvor. Sie hatte in der Reinheit der Emotionen geschwelgt, die sie miteinander teilten, in dem wortlosen Verstehen. Die andere nannte sich selbst Seherin, und sie hatte noch andere bei sich, die genauso allein im Universum waren wie sie selbst. Und genau wie sie selbst litten sie Schmerzen.
    Ich werde euch helfen , sagte sie zu Seherin. Ich werde euch euren Schmerz nehmen. Kommt zu mir.
    Seherin nannte sie »Mutter« und versprach ihr zu kommen. Auf diese Weise lernte sie, was Hoffnung ist. Ihren Zorn jedoch minderte das nicht.
    Während Khedryn ins Cockpit zurückkehrte, fand Jaden eine gewisse Ungestörtheit in einem behelfsmäßigen Kommunikationsraum mit einem Subraum-Sendeempfänger. Er verband seinen Portacomp mit diesem, durchlief eine Reihe von Sicherheitsprotokollen, gab seine Identifikation ein und öffnete einen Kanal. Dann wartete er.
    Nach einer Weile erreichte ihn über Lichtjahre hinweg die sanfte, aber autoritäre Stimme von Großmeister Skywalker, körperlos und geisterhaft. »Jaden, wir haben uns langsam schon Sorgen gemacht. Ist alles in Ordnung?«
    »Jetzt schon, Meister Skywalker.«
    »Das kann ich spüren, Jaden. Etwas in dir hat sich verändert, und zwar zum Guten. Du hast eine Ruhe in dir, die ich schon seit sehr langer Zeit nicht mehr gefühlt habe. Insbesondere Meister Katarn wird erfreut sein, das zu erfahren.«
    Diese Worte freuten Jaden. »Werdet Ihr Meister Katarn sagen, dass ich jetzt verstanden habe? Dass ich nach Drachen gesucht und keine gefunden habe?«
    »Sollte ich wissen, was das bedeutet?«
    Jaden lächelte. »Nein, aber ich denke, er weiß, was das heißt.«
    »Ich werde es ihm ausrichten.«
    »Und bitte entschuldigt die Umstände meiner Abreise. Ich hätte vorher einen Flugplan einreichen sollen.«
    »Ja, das hättest du tun sollen. Ich nehme an, es gibt einen guten Grund für dein Vorgehen?«
    »Es gibt einen Grund dafür, ja. Ob er gut ist, kann ich allerdings nicht sagen, das obliegt wohl eher Euch.«
    »Dann mal los«, sagte Luke.
    Die nächste Viertelstunde lang berichtete Jaden Meister Skywalker alles, ein Geständnis, mit dem er, sobald er begonnen hatte, nicht einmal dann hätte stoppen können, wenn er es gewollt hätte. Die Worte sprudelten nur so aus ihm heraus. Er erzählte Luke von seinen Taten während der Schlacht auf der Centerpoint-Station, von der Entfremdung, die er anschließend empfunden hatte, von der Machtvision, die ihn dazu bewog, ohne die Billigung des Ordens aktiv zu werden. Er erzählte ihm von Khedryn, von Marr, von dem Anzati, von Relin und von dem uralten Sith-Schiff

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