Dunkle Flut
Rettungskapsel zudrehte, um ihm das Loch der geöffneten Luftschleuse zuzukehren. In der erhellten Kammer schwebte eine Gestalt: Marr in einem Raumanzug. Seine Schubdüsen flammten auf, und er sauste auf Jaden zu. Jadens Sehvermögen versagte und kehrte wieder. Er hörte Khedryns Stimme im Kopf, aber die Worte schienen von weit her zu kommen, Flüsterlaute, die er nicht recht verstehen konnte.
Marr tauchte vor ihm auf, sein besorgtes Antlitz durch das erhellte Visier des Raumanzugs sichtbar. Jaden versuchte zu sprechen, aber es gelang ihm nicht. Marrs Worte durchdrangen das Wirrwarr seines schwindenden Bewusstseins. »Ich hab dich, Meister.« Und dann bewegten sie sich auch schon auf die Schrottkiste zu.
Jaden starrte die offene Luftschleuse an, die einem Maul in der Seite des Schiffs glich. »Es hat Hunger«, versuchte er lächelnd zu sagen, aber seine Lippen wollten weder Worte noch ein Lächeln formen, und ein Teil von ihm begriff die Lächerlichkeit seiner Feststellung.
Khedryn brüllte irgendetwas in sein Komlink, aber Jaden konnte ihn nicht verstehen, konnte seine Augen nicht offen halten.
Der Spähflieger erzitterte von dem Aufprall. Ein Alarmsignal kreischte. Innerhalb weniger Sekunden roch Nyss Rauch. »Was ist passiert?«, fragte er. »Syll, was ist passiert?«
Seine Schwester reagierte nicht.
Nyss eilte durch die schwach erhellten, engen Korridore des Schiffs, während der Rauchgeruch zunahm. Als er das Cockpit erreichte und die Tür aufzustoßen versuchte, stellte er fest, dass irgendetwas die Tür blockierte. »Syll«, rief er. »Syll!«
Nichts.
Er öffnete die Tür mit Gewalt und erkannte, dass die Gestalt seiner Schwester das Hindernis dahinter war. Panik ergriff von ihm Besitz, sie ließ sein Herz rasen und raubte ihm den Atem. Er kniete neben ihr nieder und drehte sie um, sodass er ihr Gesicht sehen konnte. Blut, warm und klebrig, ließ ihr Haar glänzen. Er suchte ihre Kopfhaut nach der Wunde ab, ertastete die Delle in ihrem Schädel und zog seine Finger zurück, als wäre seine Schwester siedend heiß. »Syll«, sagte er.
Sie sagte nichts. Ihre Augen starrten ihn an, leer, glasig, und er wusste, dass sie tot war. Als das Schiff durchgeschüttelt worden war, musste sie sich an irgendetwas den Kopf angeschlagen haben.
Das Loch, in dem er lebte, die Zuflucht, in der er existierte, getrennt von anderen Lebewesen, gähnte unter ihm. Als er in Sylls Gesicht starrte, hatte er das Gefühl, den Rand des Abgrunds zu umkreisen. Die Dunkelheit im Cockpit vertiefte sich, als er hineinstürzte. Doch als er Syll weiter ins Gesicht sah, stoppte Kummer seinen Fall. Zorn füllte die Leere und machte seinem Sturz ein Ende. Er war allein im Universum, für alle Zeit allein.
Nyss biss die Zähne zusammen, ballte die Fäuste und brüllte laut. Jemand würde für seinen Verlust bezahlen, für seine Einsamkeit. Er würde die Verbündeten des Jedi töten, er würde die Klone töten, er würde sie alle töten, er würde alles töten.
Er warf einen flüchtigen Blick aus dem Cockpit nach draußen und sah nichts außer einem Sternenfeld. Von der Rettungskapsel, der Schrottkiste oder dem Versorgungsschiff fehlte jede Spur. Der Spähflieger drang tiefer in das System vor, weg von dem Stern.
Er aktivierte den Autopiloten, um eine Kollision zu vermeiden, und stellte fest, dass seine Hände zitterten. Er zwang sich zur Ruhe und hob Syll behutsam vom Boden hoch. Wie betäubt von seinem Zorn, setzte er sie auf ihren angestammten Kopilotensitz und schnallte sie fest. »Es ist wunderschön, Syll«, sagte er mit einem Nicken in Richtung der Tiefe des Alls dort draußen. »Das Dunkel meine ich.«
Noch nie zuvor in seinem Leben hatte er einen solchen Schmerz verspürt.
Soldats Zorn ließ in dem Moment nach, in dem die Kapsel mit dem Umbaraner aus dem Schiff schoss. Er stand eine Weile mit wogender Brust da, während seine Wut allmählich dahinschwand, und starrte die leeren Rettungskapselbuchten an. Aus der Wunde am Arm blutend, drehte Soldat sich um und wankte durch den Frachtraum. Er deaktivierte seine Klinge. »Anmut!«, rief er. »Anmut!«
Er dachte nicht an Seherin, Jägerin oder Läufer. Er dachte bloß an Anmut. Aus irgendeinem Grund, den er nicht verstand, bedeutete ihr Überleben ihm alles. »Anmut! Anmut!«
Seine Stimme hallte von den Wänden wider, echote durch den Frachtraum. Die Alchemie seines emotionalen Zustands transformierte seine Sorge um Anmut in Energie. Die Macht erfüllte ihn. Er warf den Kopf
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