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Dunkle Flut

Dunkle Flut

Titel: Dunkle Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul S. Kemp
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zurück und brüllte seine Frustration mit einem in die Länge gezogenen Heulen des Kummers und der Furcht hinaus. »Anmut!«
    Er gestikulierte mit seiner linken Hand und schleuderte einen Transportcontainer durch die halbe Frachtbucht. Der Behälter krachte gegen einen Stapel anderer Container. Metall verbog, und medizinische Ausrüstung ergoss sich auf den Boden. Er vollführte eine Geste mit der rechten Hand, und ein weiterer Container flog aus seinem Weg – der Zorn machte einen Pfad vor ihm frei. Er ballte die Faust, und ein dritter Container faltete sich zusammen. Seine Kraft zerdrückte ihn auf die Hälfte seiner ursprünglichen Größe, dann auf ein Viertel.
    Kummer erfüllte ihn, drängte sich in den mentalen Raum, den seine Wut freigemacht hatte. Er fiel auf die Knie, und seine Augen wurden feucht. Er wischte die Tränen nicht fort, als sie flossen. Er hatte Anmut im Stich gelassen; er hatte sie alle im Stich gelassen. Sein Leben war für niemanden von Bedeutung gewesen.
    »Soldat?«, fragte eine leise, schüchterne Stimme hinter ihm.
    Er wirbelte herum, bereits ein breites Grinsen auf dem Gesicht. Anmut stand drei Meter von ihm entfernt. Ihr rotes Haar hing strähnig vor ihrem blassen Gesicht. Zum ersten Mal fiel ihm auf, wie dünn sie war. Sie aß nicht genug.
    Er streckte die Arme aus, und sie lief zu ihm. Er umarmte sie, hob sie hoch und fühlte die grässlichen Bewegungen unter ihrer Haut. Sie brauchte bereits eine weitere Injektion. Weinend hielt er sie fest an sich gedrückt. »Komm mit mir«, sagte er schließlich. »Du brauchst Medizin.«
    »Geht es dir gut?«, fragte sie.
    Er konnte bloß lachen und nicken. Sie widersetzte sich nicht, als er ihre Hand nahm und sie zum Cockpit führte.
    »Ist meine … Mutter tot?«
    Soldat drückte ihre Hand. Jägerins Lichtschwertgriff hing an seinem Gürtel. »Ich glaube schon, ja. Es tut mir leid, Anmut.«
    Anmut sagte nichts. Soldat fühlte ihre Trauer, aber sie war abgestumpft, distanziert. Sie hatte in ihrem Leben schon so viel gesehen, dass solche Tragödien sie nur wenig bewegten. Er hasste das, hasste die Wissenschaftler, die sie geschaffen und sie alle zu einem erbärmlichen Leben verdammt hatten und sie dazu zwangen, für ihre Freiheit zu töten. Er hasste es, dass sie nicht einfach ihr Leben leben konnten, um Freude an den Dingen zu empfinden, die sich ihnen darboten. Gleichwohl, bei Anmut würde es so sein, selbst, wenn diese Dinge dem Rest von ihnen verwehrt geblieben waren.
    »Was ist mit dem Mann?«, fragte Anmut.
    »Mit welchem Mann?«
    »Mit dem Mann mit den lustigen Augen.«
    Sie meinte ihren Gefangenen, den Raumfahrer, den Verbündeten des Jedi. »Das weiß ich nicht mit Sicherheit. Aber ich denke, er ist runter vom Schiff.«
    »Das denke ich auch«, sagte sie und drückte Soldats Hand. »Ich hoffe, dass er das ist. Er war nett.«
    Jaden hörte Stimmen, öffnete seine Augen. Marrs gewaltiger Kopf schwebte über seinem Gesicht, die Stirn von Sorgenfalten durchfurcht.
    »Meister, kannst du mich hören?«
    Irgendwo weiter an der Seite stieß R6 ein mitfühlendes Pfeifen aus.
    »Ich kann dich hören«, sagte Jaden und blinzelte, um sein verschwommenes Blickfeld zu klären.
    Erleichterung erfüllte Marrs Blick. Er hielt eine Hand gegen Jadens Brust gedrückt, als wolle er ihn daran hindern, sich aufzusetzen.
    Jaden befand sich an Bord der Schrottkiste , in dem Gang draußen vor der Luftschleuse. Der Helm seines Raumanzugs lag neben ihm auf dem Deck. Ihm war die Luft ausgegangen … »Wie hast du …«
    »Wir haben dich an Bord geholt, die Luftschleuse unter Druck gesetzt und dich hier reingeschleift«, berichtete Marr. »Du warst höchstens für ein paar Sekunden vollkommen ohne Luft. Die Sauerstoffwerte in deinem Blut dürften allerdings ziemlich niedrig sein. Entspann dich einfach, atme. Warte, bis du wieder klar im Kopf bist.«
    Das Geräusch laufender Schritte auf dem Deck erklang, gefolgt von Khedryns Stimme. »Ist er in Ordnung?«
    »Es geht ihm gut«, versicherte Marr.
    »Es geht mir gut«, sagte Jaden, der zur Decke emporstarrte, noch nicht ganz so weit, den Versuch zu unternehmen, sich aufzusetzen. »Aber wie geht es dir ?«
    Marr drehte sich um, blickte Khedryn an und fluchte. Es war das erste Mal überhaupt, dass Jaden den Cereaner fluchen hörte.
    Khedryns Hose wies einen langen Riss am Oberschenkel auf. Eine Seite des Gesichts war lila und geschwollen, was die Fehlstellung seiner Augen noch mehr hervorhob. Hier und da befleckte Blut

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