Dunkle Flut
übermittelte sie Seherin. Kommt nach Hause. Kommt jetzt nach Hause. Bald würde Mutter frei sein.
Nyss scrollte im Navicomputer des Spähfliegers durch die Koordinaten, die er vom Versorgungsschiff hochgeladen hatte. Er wusste, wo die Klone hinwollten, und er wusste, dass Jaden Korr ihnen dorthin folgen würde.
Die Koordinaten führten zu einem System tief in den Unbekannten Regionen, über das nur sehr wenige Daten existierten. Der Stern des Systems war ein Pulsar, und das System selbst wies außergewöhnlich hohe Strahlungswerte auf. Auf astronomischen Beobachtungen basierende Berechnungen bestätigten die Existenz von zwei Planeten und einem Asteroidengürtel, aber in den Aufzeichnungen gab es keinerlei Planeteninformationen.
»Du hast gut daran getan, den Kurs zu speichern«, sagte er zum Leichnam seiner Schwester. Er versuchte, nicht weiter zu beachten, dass ihr Kinn auf der Brust ruhte. Er behielt sie bei sich, weil er es nicht ertragen konnte, von ihr getrennt zu sein, weil er es nicht ertragen konnte, allein auf ihrem Schiff zu sein, weil er ein Mahnmal brauchte, um seinen Schmerz frisch zu halten.
Doch er wusste, dass es ihm nicht möglich sein würde, sich Soldat und Jaden ohne Unterstützung zu stellen. »Ich werden den Iteranten wecken«, sagte er zu Syll. »Die Zeit ist gekommen.«
Zuerst musste er allerdings etwas Abstand zwischen sich, den Primus und den Jedi bringen. Er gab einen kurzen Hyperraumsprung in ein angrenzendes unbewohntes System in den Navicomputer ein und aktivierte den Hyperantrieb. Das Schiff schoss in den blauen Tunnel des Hyperraums. Wenn es den Hyperraum wieder verließ, würde er den Iteranten aufwecken. Dann würde er den Jedi und den Primus aufspüren. Er würde das tun, wozu er von Wyyrlok losgeschickt worden war. Dann würde er alle anderen töten.
Marr am Scanner sagte: »Das Schiff des Umbaraners verlässt das System mit einem Hyperraumsprung.«
Khedryn fluchte.
Jaden legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Von der Schrottkiste aus hätten wir das kaum verhindern können.«
Khedryn nickte. »Hoffen wir, dass er uns nicht mehr in die Quere kommt.«
R6 erschien, seine mechanischen Arme mit medizinischer Ausrüstung beladen. Er bot sie Khedryn an.
Khedryn begutachtete das Sortiment, nahm etwas davon und stopfte Verbandsmull in seine Nasenlöcher. »Du bist schon in Ordnung, Droide«, sagte er.
Jaden sah ihn mit einem überraschten Lächeln an.
»Leute ändern sich, Jedi. Andernfalls sind wir bloß Droiden aus Fleisch. Hast du das nicht selbst gesagt?«
»Doch, habe ich«, sagte Jaden.
Marr berichtete: »Der Hyperantrieb des Versorgungsschiffs fährt ebenfalls hoch.«
Sie alle schauten aus der Kanzel hinaus. Das Versorgungsschiff verschwand, sprang aus dem System.
»Lasst uns unseren Signalgeber anpeilen und ihnen folgen«, meinte Jaden.
»Sie suchen nach jemandem oder etwas, das sie ›Mutter‹ nennen. Für mich hörte sich das nach einer religiösen Sache an.« Khedryn fixierte Jaden mit einem bedeutungsvollen Blick. »Ich sagte doch, dass er deine Augen hat, oder? Nun, vielleicht hatte er ja ebenfalls eine Machtvision?«
Jaden sah in die Schwärze des Alls und dachte darüber nach.
»Geh und hol mir einen Kaf, Droide«, sagte Khedryn. »Du musst dir deinen Aufenthalt auf diesem Baby verdienen, und mit dem Rankarren von Arzneimitteln ist es da nicht getan. Uns geht hier der Kaf aus.«
R6 gab eine lange, leidvolle Abfolge von Pfeif- und Pieplauten von sich und rollte in Richtung Kombüse davon.
Durch die Leere fühlte Mutter dank der Kraft, wie Seherin und die anderen näher kamen, spürte die tröstliche Verbindung zu ihrem Bewusstsein, die ihr nach Äonen der Einsamkeit so willkommen war.
Mutter rief sie zu sich, und sie folgten ihrem Ruf. Wenn sie eintrafen, würden sie sie befreien. Seherin würde diejenige sein, die Mutter mit dem Fleisch versorgen würde, nach dem sie sich seit Jahrtausenden sehnte. Sie hoffte darauf, gestattete sich zu glauben, dass es so sein würde.
Sie wusste, dass auch Seherin auf gewisse Dinge hoffte und sich gestattete zu glauben, dass es tatsächlich so kommen würde. Auf diese Weise lernte Mutter zu lügen.
Sie hatte in der Vergangenheit schon andere benutzt, die Hüllen der Wesen, die ihr Gefängnis übersäten, aber sie alle waren unter ihrer Umarmung zerfallen, ihre Gestalten außerstande, ihrer Berührung standzuhalten.
Diesmal würde es anders sein. Das hoffte sie. Das glaubte sie. Doch hatte sie vielleicht
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