Dunkle Gefährtin
ihr Gesicht, die zu einem siebeneckigen Muster wurde, welches Fulton ver-vollständigte. »Ich gebe dir, unserer Matriarchin, mein Blut, meine Treue und mein Heim«, erklärte er mit warmer Stimme.
Anschließend flüsterte er Samantha etwas ins Ohr, und als er zurücktrat, sagte sie laut: »Ich achte und schütze meinen Clan gegen seine Feinde, komme da, was mag.«
Der Clan jubelte ihr zu, und jemand rief nach Champagner. Nachdem Fulton Samantha ein Taschentuch gegeben hatte, mit dem sie sich das Gesicht abwischte, küsste er sie auf die Wange. »Ich danke dir, Tochter! Du hast mich sehr stolz gemacht.«
Der Clan kam, um ihr zu gratulieren. Zunächst wurde Samantha von ihrer Familie umringt, bevor auch die anderen sie beglückwünschten. Die meisten von ihnen wirkten freundlich und lächelten, obwohl Tain auch einige misstrauische, unglückliche Blicke sah.
Merrick war unter den letzten Gratulanten. Eine Sektflöte lässig in der Hand haltend, musterte er Samantha von oben bis unten.
»Du hast deine Drohung also wahr gemacht. Ich verneige mich vor dir, meine Matriarchin«, tat er feierlich kund und verbeugte sich übertrieben. »Vielleicht können wir einen Termin vereinbaren, um Geschäftliches zu besprechen.«
»Da musst du dich an meine Assistentin wenden«, erwiderte Samantha, die ihn kühl betrachtete. »Die es noch nicht gibt, also wirst du warten, bis ich eine ausgesucht habe. Aber kein Mindglow mehr, Merrick! Diese Matriarchin wird dir nicht bei deinen illegalen Aktivitäten helfen.«
Merricks Grinsen wurde breiter. »Was sollen das für Aktivitäten sein? Ich glaube nicht, dass ich jemals ausdrücklich
gesagt
habe, die letzte Matriarchin hätte mich mit Mindglow versorgt. Das wäre ja auch grundfalsch von ihr gewesen.«
»Ich bin froh, dass wir in diesem Punkt übereinstimmen. Als Polizistin werde ich zwar nicht mehr arbeiten, aber ich könnte mir vorstellen, dass es im Büro der Matriarchin eine Akte über dich gibt, die so dick sein dürfte.« Mit Daumen und Zeigefinger zeigte sie einen recht großen Abstand.
Doch Merricks Lächeln blieb. »Ich freue mich schon auf unseren verbalen Schlagabtausch. Auf den Beginn einer wunderbaren Freundschaft!«
Mit diesen Worten hob er sein Glas, wandte sich ab und ging fröhlich vor sich hinpfeifend davon. Samantha entspannte sich ein wenig. Als sie zu Tain sah, wirkte sie blass und erschöpft. »Geht es dir gut?«, fragte er leise.
»Wird schon«, antwortete sie. »Was bleibt mir anderes übrig? Aber sorg dafür, dass sie mir keinen Champagner mehr geben. Meine Kopfschmerzen sind mörderisch.«
Er nahm ihr das halbleere Glas ab und fasste sanft ihren Ellbogen. »Ich halte dich fest«, beruhigte er sie.
Tränen schwammen in ihren dunklen Augen, als sie wieder zu ihm aufblickte. »Danke. Tain, was habe ich gerade getan?«
»Dich für dein Leben entschieden.«
»Und wenn es die falsche Entscheidung war?«, fragte sie ängstlich.
»Es gibt keine richtigen oder falschen Entscheidungen – nur das, was wir aus unseren getroffenen Entscheidungen machen.«
Sie runzelte die Stirn. »Von allen Unsterblichen musste ausgerechnet ich den Philosophen abkriegen.«
»Das wird aus einem, wenn man siebenhundert Jahre Gefangener ist.«
Samantha lachte kurz, erschauderte dann aber. »Lass uns aus diesem Höllenloch verschwinden! Wird dir hier nicht schlecht?«
»Doch, aber das habe ich verdient, nachdem ich vor deinem Cousin Tristan angeben musste.«
»Das kleine Monster hatte eine Ohrfeige nötig. Ich kümmere mich noch um ihn.« Sie wurde ernst und legte ihre Hand in seine. »So etwas gehört zu dem, was ich jetzt bin.«
»Ich weiß«, sagte er und ging mit ihr in Fultons Esszimmer zurück.
»Du bist die was?«, knurrte Hunter, bevor er Tain vorwurfsvoll ansah. »Sie ist die
was
?«
»Die Matriarchin des Lamiah-Clans«, wiederholte Tain. »Hör doch mal zu!«
Samantha stand in der Mitte des Zimmers, das ehedem das Arbeitszimmer der Matriarchin gewesen war. Fulton hatte sie hergeschickt, nachdem der Champagner ausgegangen war, und erklärt, dass sie noch heute Abend ihre Position übernehmen sollte. Die Hausdame war recht kurz angebunden gewesen, als Samantha ankam, schien sich jedoch mit der Entscheidung des Clans abzufinden. Als Erstes sagte sie, dass sie nach wie vor in den Ruhestand gehen wollte, zuvor allerdings bereit wäre, Samanthas neue Assistentin einzuarbeiten – wer immer sie sein mochte.
Für Samanthas Gefühl kam die Zustimmung etwas zu
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