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Dunkle Gewaesser

Dunkle Gewaesser

Titel: Dunkle Gewaesser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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alten Frau in den Schrank zu kriechen und auf den Tod zu warten. Ich war mir nicht sicher, ob sich Skunk noch immer da draußen rumtrieb, doch wenn die Geschichten über ihn wahr waren, war es immerhin möglich. Aber von meiner Angst vor Skunk wurden wir nicht satt. Ich musste irgendwas Essbares besorgen, und wenn es nur Brombeeren oder Froschbeine waren.
    Außerdem lag da noch immer die Alte im Schrank, und die fing an zu stinken. Jemand musste sie rausbringen und begraben, wenn auch nur, damit wir in Frieden in der Hütte bleiben konnten.
    Über all das dachte ich nach, während ich gelangweilt durch das Haus tappte und nach was zu essen suchte – getrocknete Bohnen oder Erbsen oder eine große Maus –, als ich auf eine alte Blechdose stieß. Ich machte sie auf. Drin lagen ein verblasstes blauesHaarband, Nähzeug und ein paar alte Fotografien. Von einem jungen Mädchen und einem älteren Mann. Er stand neben ihr, mit der Hand auf ihrer Schulter. Dabei machte er ein Gesicht, als wäre irgendwas in ihm verstopft und hätte angefangen zu faulen. Das Mädchen war bestimmt die alte Frau, nur vor langer Zeit. Irgendwas an ihrem Gesicht erinnerte mich an sie, nur dass sie glücklich wirkte. Ich fragte mich, ob sie damals wohl oft glücklich gewesen war. Das konnte ich mir nur schwer vorstellen, aber wahrscheinlich war es so gewesen. Der Mann auf dem Bild hatte das gleiche enttäuschte, verbitterte Gesicht wie die alte Frau; in späteren Jahren war sie wie er geworden.
    Ich tat die Fotografien wieder in die Blechdose und stellte sie zurück.
    Nachdem sich nichts zu essen fand, beschlossen wir, dass jemand bei Terry bleiben musste, und jemand anderes musste nach draußen gehen in die große weite Welt und was Essbares auftreiben. Und die Kübel mit dem Geld und May Lynns Asche holen. Keine Ahnung, wie es dann weitergehen sollte, denn wir konnten Terry unmöglich in ein Boot reinlegen, um uns nach Gladewater treiben zu lassen.
    Also mussten wir uns einen Plan ausdenken, und das taten wir auch. Es war kein Plan, wie er im Strategie-Lehrbuch der Armee steht, aber immerhin hatten wir uns was einfallen lassen, und zwar: Ich und Jinx würden die Pistole nehmen, Wasser holen und die beiden Kübel und nach was zu essen suchen. Mama würde mit der Flinte bei Terry bleiben. Aber erst brauchten wir eine Schaufel, um die alte Frau zu begraben. Und Terrys abgesägten Arm. Die Vorstellung, dass die Leiche und der Arm hier im Haus herumlagen, und der Gestank, der immer stärker wurde, sorgten dafür, dass wir uns darum zuerst kümmerten.
    Wie gesagt, das war nichts, worauf Robert E. Lee stolz gewesen wäre, aber mehr fiel uns nicht ein.
    Wir brachten Mama gegen ihren Willen dazu, hinter mir und Jinx abzusperren. Jinx nahm die Pistole, die jetzt mit richtigen Kugeln geladen war, und ich und sie gingen hinters Haus, wo wir eine Schaufel fanden, genau da, wo die Alte gesagt hatte. Ein Stück weg vom Brunnen war die Erde einigermaßen weich, und ich und Jinx wechselten uns dabei ab, zu graben und die Pistole zu halten. Es dauerte etwa zwei Stunden, bis das Grab tief und breit und lang genug war. Als wir fertig waren, gingen wir zum Haus und riefen Mama zu, sie sollte uns reinlassen. Ich und Jinx holten die alte Frau aus dem Schrank. Jinx legte die Pistole oben auf den zusammengerollten Teppich, und so trugen wir ihn zu dem Loch und legten ihn daneben. Jinx nahm die Pistole runter, dann hoben wir die Alte wieder hoch und ließen sie in das Loch plumpsen. Ich will niemand was vormachen. Besonders sanft sind wir nicht mit ihr umgesprungen, und wir machten auch sonst keine Umstände. Wir schaufelten das Grab sofort wieder zu, wobei wir weiter nach Skunk Ausschau hielten. Der ließ sich nicht blicken, und nachdem die Alte begraben war, nahm Jinx die Schaufel und klopfte die Erde fest.
    »Sollten wir nicht noch was sagen?«, fragte ich.
    »Was denn? ›Ich bin froh, dass du tot bist, du alte Hexe‹?«
    »Ich hab an was Netteres gedacht. Schließlich hat sie Terry das Leben gerettet.«
    »Na also, da hast du’s ja schon gesagt.«
    Dann holten wir die Kiste mit dem Sägewerkzeug und Terrys Arm, trugen sie zu einer Stelle dicht am Wald und verbuddelten sie.
    Als Nächstes gingen wir runter zum Fluss, um nach den Schmalzkübel und was zu essen zu schauen. Von Skunk keine Spur, aber ich hatte das ungute Gefühl, dass uns jemand beobachtete. Während wir die Löcher gegraben hatten, war mir das nicht so ergangen, aber jetzt war das Gefühl so

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